Stubengesellschaft holt sich die Imperia ins Museum
Eine Schönheit in Engen

Imperia Stubengesellschaft Engen | Foto: Tänzerin Claudia Heinle verkörperte ausdrucksstark die faszinierenden Wesenszüge der berühmten Kurtisane Imperia.
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  • Imperia Stubengesellschaft Engen
  • Foto: Tänzerin Claudia Heinle verkörperte ausdrucksstark die faszinierenden Wesenszüge der berühmten Kurtisane Imperia.
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Engen. Ein kulturelles Highlight begeisterte am vergangenen Samstag das Publikum im städtischen Museum+Galerie Engen. Im ehemaligen mittelalterlichen Kloster organisierte die Stubengesellschaft eine Lesung der besonderen Art. Die Gäste wurden mitgenommen auf eine Zeitreise ins Mittelalter zum Konstanzer Konzil, verkörpert durch die schöne Imperia in Form der gleichnamigen Geschichte von Honore de Balzac.

Eberhard Höhn, zuständig für das Ressort »klassische Musik« der Stubenklassik, begrüßte die Gäste, die in einer neuen, für diese Veranstaltungen ungewohnten Sitzordnung den großen Saal bis auf den letzten Sitzplatz füllten. Im Mittelpunkt bot der Saal der tanzenden Imperia Raum. Über die drei großen Künstler, die den Abend in faszinierender Weise gestalten sollten, freute sich Höhn in besonderem Maße.

Die international agierende Tänzerin Claudia Heinle verkörperte ausdrucksstark die faszinierenden Wesenszüge der berühmten Kurtisane. Claudia Heinle wurde von Caroline Chevat als Perkussionistin begleitet, die gerne auch mit »Street Melody« aus Konstanz auftritt und auch schon früher in Engen zu Gast war.
Gelesen wurde die Geschichte durch den Rezitator und Schauspieler Michael Johannes Müller, der die Geschichte durch seine Mimik und seine klare Sprache besonders anschaulich darbot.

Die drei Künstler waren während des Stückes eins, lebten die Geschichte und zogen die Zuschauer sogleich in ihren Bann. Spannende Klänge erzeugte zu Beginn die Rahmentrommel von Caroline Chevat und unterstützte den anmutenden Tanz von Claudia Heinle. Überraschenderweise erklang die brillante Stimme von Michael Müller von hoch oben von der Empore und entführte die Zuhörer zusammen mit dem Erzbischof von Bordeaux, dem jungen Priester und dem restlichen Gefolge nach Konstanz zum Konzil.
Imperia, die aufgrund ihrer maßlosen Schönheit und ihren Liebeskünsten von allen Männern geliebt und begehrt wurde, wusste um ihre Macht, »war doch Imperia die anspruchsvollste und launischste Dirne des Erdenrundes und sowohl für ihre unübertroffene Schönheit, als für ihre Kunst bekannt, gleichermaßen Kardinäle, Leuteschinder und raue Krieger zu knechten«. Ausgerechnet ein kleiner Priester aus der Touraine konnte die Liebe dieser Frau gewinnen.

Immer wieder faszinierte die Spiel-, Schlag- und Streichweise der Rahmentrommel, die die Künstlerin Chevat virtuos zu spielen vermochte, während Claudia Heinle in einer hinreißend plastischen Art die Wandlung der einstigen Hure zur liebenden Gemahlin bis zu ihrem dramatischen Tod verkörperte. Dass Imperia keine Kinder bekommen konnte, empfand sie als Schande und aus tiefster Liebe zu Ihrem Gemahl entscheidet sie sich im Alter von 45 Jahren für den Freitod, um ihm ein freies Leben und die Chance auf Nachkommen zu ermöglichen.
Mit einer grandiosen Ähnlichkeit zur Konstanzer Imperia-Statue von Peter Lenk überzeugte sie, bei der sie nicht nur die Gestik der erhobenen Hände, die sich um die Achse drehende mit offenem Rock emporragende schöne Frau, sondern auch die entsprechend ausstrahlende Mimik darzustellen vermochte.
Für die Besucher waren das sicherlich 75 Minuten voller Spannung und Dramaturgie, die Rezitator Michael Müller verstand, mit entsprechenden Höhen, Tiefen, Tempowechsel und abwechslungsreicher Mimik in seiner Stimme zu vermitteln.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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