Teilnahmequote übertrifft nach fünf Jahren europpäische Leitlinien mit 4,3
Mammographie-Sreeening im Thurgau etabliert

Symbolbild | Foto: Symbolbild/ pp

Frauenfeld. Brustkrebs ist in der Schweiz die häufigste Krebsart bei Frauen. Laut Bundesamt für Statistik erkranken jährlich etwa 5900 Frauen – rund 1400 sterben jedes Jahr daran. Seit 2011 gibt es im Kanton Thurgau deshalb ein qualitätsgesichertes Brustkrebs-Früherkennungsprogramm. Im achten Betriebsjahr ziehen Fachexperten eine positive Bilanz und bezeichnen das Programm als «etabliert».

In etwa 80 Prozent aller Fälle sind Frauen über 50 Jahre von Brustkrebs betroffen, deshalb konzentrieren sich die Früherkennungsprogramme auf diese Altersgruppe. Frauen ab 50 Jahren werden alle zwei Jahre eingeladen, eine Mammografie durchführen zu lassen. Die Teilnahme ist freiwillig und kann bei jeder Einladung neu entschieden werden. Jährlich werden im Kanton Thurgau zwischen 15 000 und 20 000 Einladungen verschickt. Seit 1999 übernimmt die Grundversicherung der Krankenkasse die Kosten für die Mammografie im Rahmen des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms Thurgau – die Leistung ist von der Franchise befreit.

Aufgrund von fehlenden Vergleichsbildern lag die Zahl der Frauen, die zu einer weiteren Abklärung aufgeboten wurden, im ersten Betriebsjahr 2011 bei 11 Prozent. In den Jahren danach konnte dieser Wert kontinuierlich gesenkt werde. Im Jahr 2017 lag dieser bei 4.3 Prozent. Damit übertrifft das Thurgauer Programm die Vorgaben der Europäischen Leitlinien. PD Dr. Stefan Duewell, Institutsdirektor der Radiologie Spital Thurgau AG, der dieses Programm betreut, meint dazu: «Dieses Resultat zeigt, dass auch ein kleineres Programm wie das im Kanton Thurgau ein hervorragendes Resultat erzielen kann. Wir sind darauf sehr stolz und der Dank gilt allen beteiligten Mitarbeitenden.»

Hohe Qualität sehr wichtig

«Ein gut eingespieltes, langjähriges und erfahrenes Team von Radiologinnen und Radiologen, speziell ausgebildete Radiologiefachfrauen (MTRA), die an den Standorten Münsterlingen, Weinfelden und Frauenfeld die Röntgenbilder erstellen und die Mitarbeiterinnen im Programmzentrum tragen zu diesem Erfolg bei», so Monica Mayr, administrative Programmleiterin Brustkrebsfrüherkennungsprogramm im Kanton Thurgau. So werden etwa alle erstellten Screening-Mammografien von zwei Radiologinnen oder Radiologen unabhängig voneinander beurteilt. Bei unterschiedlichen Meinungen werden die Bilder im erweiterten Radiologenteam besprochen. Die Qualitätsstandards für die organisierte Brustkrebs-Früherkennung der Deutschen Screeningprogramme wurden weitgehend in die Schweizerischen Standards und somit auch in die Thurgauer Programmrichtlinien übernommen. Das heisst: In Programmen tätige radiologische Fachärzte müssen mindestens 2000, wünschenswert 3000, Mammografien jährlich beurteilen. Diesen Standard erreichen die Thurgauer Radiologen seit Programmstart. Ebenso sind die MTRA gefordert, jährlich mindestens 3000 Mammografien zu erstellen. Weiterbildungen sind für alle Beteiligten Pflicht. Dass das Brustkrebsvorsorgeprogramm im Kanton Thurgau einen hohen Standard aufweist, bestätigt auch Dr. Chris de Wolf, der als externer Fachexperte die Qualität des Programms im Kanton Thurgau jährlich überprüft. «Die wichtigsten Leistungsparameter für ein qualitativ hochwertiges Screening-Programm werden auf allen Ebenen des Thurgauer Brustkrebs-Früherkennungsprogramms erreicht.»

Rate im Thurgau entspricht den Europäischen Leitlinien

In den sieben Betriebsjahren (2011-2017) wurden im Kanton Thurgau rund 50 900 Mammografien erstellt. Das entspricht einer Teilnahmerate von 43 Prozent. Insgesamt wurden 322 Brustkrebsfälle entdeckt, was den Europäischen Leitlinien entspricht. Der Kanton Thurgau beteiligt sich jährlich mit 670 000 Franken am Früherkennungsprogramm. Dies wird jeweils in der Staatsrechnung Thurgau ausgewiesen. Für Regierungsrat Dr. Jakob Stark, der das Departement für Finanzen und Soziales führt, ist diese Kantonsbeteiligung eine lohnenswerte Investition:
«Das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm erfüllt die hohen internationalen Qualitätsansprüche und stellt die Chancengleichheit für alle Thurgauerinnen sicher.» Deshalb ist für ihn klar: «Der Kanton wird das Angebot weiter unterstützen.»

In der schweizweiten Politik engagiert sich mit Nationalrätin Edith Graf Litscher auch eine Thurgauer Politikerin seit Jahren im Kampf gegen den Brustkrebs. Sie ist nicht nur Beirätin des Brustkrebsvorsorgeprogramms Thurgau, sondern ist auch Vorstandsmitglied des Verbands swiss cancer screening, der sich dafür einsetzt, eine nationale Harmonisierung der Qualitätsstandards auf internationalem Niveau zu erreichen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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