»slow inclusion« beginnt im Kindergarten
Unbeschwert und ohne Vorurteile

slow inclusion Gailingen Kiga | Foto: Die Kleinsten machen es vor: »slow inclusion« im Gailinger Kindergarten St. Bernhardus. Im Bild hinten von links: Bürgermeister Dr. Thomas Auer, Landrat Zeno Danner, Oswald Ammon, Behindertenbeauftragter des Landkreises Konstanz, Tanja Frühwirth, Leiterin
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  • Foto: Die Kleinsten machen es vor: »slow inclusion« im Gailinger Kindergarten St. Bernhardus. Im Bild hinten von links: Bürgermeister Dr. Thomas Auer, Landrat Zeno Danner, Oswald Ammon, Behindertenbeauftragter des Landkreises Konstanz, Tanja Frühwirth, Leiterin
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Gailingen. Das vorurteilsfreie Miteinander ist die Intention von »slow inclusion«, einer Aktion des Landkreises, bei der Kinder spielerisch für Menschen mit Handicaps sensibilisiert werden. Am Donnerstag zeigten Kinder des Gailinger Kindergartens St. Bernhardus eindrucksvoll wie einfach das geht.

Sie begrüßen die Gäste mit »Hallo« in der Gebärdensprache, sie fahren Rollstuhl und Rollator und versetzen sich in die Welt von Blinden. All dies ist für die Kinder des Kindergartens St. Bernhardus ganz »normal«, sie unterscheiden nicht zwischen behindert und nichtbehindert.
Diese frühe Sensibilisierung für Inklusion ist für Osswald Ammon, Behindertenbeauftragter des Landkreises, von großer Bedeutung, denn: »Hier ist eine besonders tiefe und nachhaltige Verankerung der Vorstellungen von Nichtdiskriminierung, Toleranz, Bewegungs- und Barrierefreiheit sowie gleichberechtigter Teilhabe an allen alltäglichen Aktivitäten allein und in der Gruppe zu vermitteln«, ist er überzeugt.
Ammon entwickelte dafür ein eigenes Modell, die »slow Inclusion«, die spielerische Inklusion, für die der Landkreis Konstanz knapp 7.000 Euro aus dem Förderprogramm »Impulse Integration 2020« zur Verfügung bestellt bekam.
Für Ideengeber Ammon verbindet der Begriff »slow inclusion« die Wertschätzung aller Menschen - auch derer mit Behinderung, und dies auf spielerische Weise. Denn, so der Behindertenbeauftragt weiter, »die Kinder stehen im Alter zwischen drei und sechs Jahren dem Begriff Inklusion völlig vorurteilsfrei gegenüber«.
Mit seinem Projekt stieß Ammon im Kindergarten St. Bernhardus offenen Türen ein. Durch die Kooperation mit dem Schulkindergarten des Hegaujugendwerks (HJW) pflegt man schon seit Jahren das inklusive Miteinander zwischen den beiden Kindergärten. Allerdings sind seit der Corona-Pandemie die gemeinsamen Aktivitäten auf Eis gelegt, bedauert Cornelia Wegner-Schmidt, die Leiterin des Schulkindergartens des HJWs. Deshalb hatte sie als symbolischen Gruß ein Plakat mit Handabdrücken ihrer kleinen Schützlinge mitgebracht, die von den Kindern des St. Bernhardus ergänzt wurden - ganz nach dem Motto »Eine Hand hilft der anderen«.
Aber helfen hänge nicht allein vom guten Willen ab, betonte Wegner-Schmidt: »Inklusion braucht viel Zeit, gutes Fachpersonal und Hilfsmittel«. Dem stimmte auch ihre Kollegin Tanja Frühwirth, Leiterin des Kigas St. Bernhardus zu, denn: »Eine pädagogische Fachkraft im Kindergarten ist keine Therapeutin, für Inklusion braucht es personelle und bauliche Unterstützung.« So könne Inklusion bei den Kleinsten gelingen, auf der Grundlage »einer wertschätzenden Haltung gegenüber jedem Menschen«, ist Frühwirth überzeugt.
Unterstützt wird die Einrichtung hierbei bereits vom Träger, der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden Singen. »Das ist für uns ein großes Thema«, betonte der stellvertretende Leiter der Verrechnungsstelle, Stefan Brenner.

Auch Landrat Zeno Danner und Gailingens Bürgermeister Dr. Thomas Auer unterstrichen im Rahmen der Projektvorstellung vor Ort die Bedeutung von Inklusion als »spannendes und wichtiges gesellschaftspolitisches Thema«, das von Oswald Ammon engagiert voran gebracht werde.
Die praktische, spielerische Umsetzung des Themas mit Geschichten von behinderten Kindern, Ausprobieren von Hilfsmitteln oder das Orientieren mit verbundenen Augen zeigten den Erzieherinnen eindrucksvoll, wie offen die Kinder mit Einschränkungen und Behinderungen umgehen. Dies ist auch für Oswald Ammon eine Bestätigung dafür, dass nicht früh genug mit seinem Modell von »slow inclusion« begonnen werden kann, denn diese Erfahrungen prägen die Kinder auch später im Umgang mit gehandicapten Menschen.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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