Hallo und guten Tag
13 Patienten hierzulande pro KrankenhelferIn

Ich habe eine schreckliche Woche hinter mir und das kam so: Mit meinem Chef war ich auf Tour. Unterwegs zogen ungeahnte, verlockende Düfte in meine Nase. Irgendwann konnte ich nicht mehr widerstehen und habe – trotz striktem Verbot! – ganz schnell so ein duftendes Etwas hinuntergeschlungen. Mein Leithund war ins Gespräch mit Manfred vertieft und hatte von meiner Zusatzmahlzeit nichts mitbekommen. Schon auf dem Rückweg zur Seehas-Haltestelle wurde mir übel. In der WOCHEN-BLATT–Hauptstadt angekommen, war ich nur noch ein Häufchen Elend. Mein Alpharüde zerfloss vor Mitleid (wenn der gewusst hätte!) und brachte mich direkt zum Tierarzt. Nachdem der mich genau untersucht hatte, kam vom Doc die Diagnose. »Der hat irgendwas gefressen, ganz klar Vergiftungserscheinungen«, so seine Aussage. Ich musste die Nacht in der Praxis bleiben. Am anderen Tag – versorgt mit Medikamenten für die weitere Behandlung – holte mich meine Regierung ab. »Bunter Hund, lass Dir das eine Lehre sein«, war der ganze Kommentar meines Chefs. Oh ja, ich werd’ s mir merken. Versprochen, großes Hundeehrenwort. Trotz meines Fehlers wurde ich liebevoll umsorgt, gehegt und gepflegt. Mein Pflegepersonal war einfach Weltklasse; sie ließen mich keine Minute allein. Eigentlich, so meine Überlegung, ging es mir trotz Krankheit ganz gut. Der Personalschlüssel in meiner Krankenpflege ließ keine Wünsche offen. 1 Pfleger bzw. 1 Pflegerin auf einen Patienten, das lob ich mir. Während meines »Krankenstandes« fiel mir eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie zwischen die Pfoten (Nurse-to-Patient Ratios: Working Paper Nr. 27). Den Zweibeinern geht es nicht einmal ansatzweise so gut wie mir, wenn sie ins Krankenhaus müssen. Habe ich das richtig verstanden, dann gibt es keine verbindlichen Richtlinien für die Personalbemessung in der Krankenpflege. Es gibt eine internationale Pflege-Vergleichsstudie RN4CAST aus dem Jahr 2012 und die dort aufgeführten Zahlen sprechen für sich. In den USA kommen durchschnittlich 5,3 Patienten auf eine Pflegekraft. Bei unseren Nachbarn in Holland ist der Schlüssel 7 zu 1, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. Bei uns kommen 13 Patienten auf 1 Krankenschwester. Weshalb ist der Personalschlüssel in Deutschland so schlecht? Dann sind doch auch die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter als in den anderen Ländern. Leidet unter diesen Arbeitsbedingungen nicht auch die Qualität der Pflege? Toll, Sparpolitik auf dem Rücken von Personal und Patienten! Eine Frage noch: Wie sieht eigentlich der Personalschlüssel im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (aber bitte getrennt nach Standorten) aus?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund. (Im Bild eine Demonstration vor dem Singener Klinikum vom Sommer 2015 mit der Zahl der damals fehlenden Pflegekräfte.)

Autor:

Redaktion aus Singen

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