Stahringerin möchte in Afrika einen Brunnen bauen
Anni Wiesers nächster Coup

Anni Wieser | Foto: Anni Wieser im Verkaufsstand vor ihrem Haus. 100 Prozent der Einnahmen kommen ihrer Afrika-Hilfe zugute, betont sie. swb-Bild: dh
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Radolfzell-Stahringen. Seit mehr als zehn Jahren kämpft Anni Wieser aus Stahringen gegen die Armut in Burkina Faso. Nun hat sie sich ein neues Mammutprojekt vorgeknöpft: Sie will mit ihrem Verkaufsstand genug Geld für einen neuen Brunnen zusammen bekommen.

Gerade noch rechtzeitig, kurz bevor Corona den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hat, hat sie es geschafft: Anni Wieser war Anfang des Jahres wieder in Burkina Faso um mit dem Geld, das sie mit dem Verkaufsstand vor ihrem Haus in der Stahringer Hauptstraße einnimmt, die Not der dortigen Bevölkerung zu lindern. »Das sind wirklich die Ärmsten der Armen«, betont die 74-Jährige immer wieder, wenn sie von ihrem Engagement für das westafrikanische Land spricht. Ihr Kampf gleicht indes dem des Don Quijote, denn jedes mal kehrt sie mit neuen, unterstützenswerten Projekten in die Heimat zurück.

Brunnen soll Leben retten

Das passierte auch in diesem Jahr, denn während ihres Aufenthalts Mitte Februar wurde ihr berichtet, dass in einem Dorf außerhalb der Hauptstadt Ouagadougou an Weihnachten dreißig Frauen, die sich auf den Weg gemacht hatten, um Wasser zu holen, von Terroristen ermordet wurden. »Der Terrorismus ist in diesem Land schon seit längerem ein großes Problem«, weiß Anni Wieser, die von den Berichten über diese Grausamkeit so sehr betroffen war, dass sie beschloss, einen Brunnen für das Dorf bauen zu lassen, damit sich niemand mehr auf den gefährlichen Weg zur nächsten Wasserstelle begeben muss. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich einmal an ein solches Projekt wage. Normalerweise ist der Bau eines Brunnens ein Projekt, das nur ein Verein stemmen kann. Die Mittel, die ich mit meinem Verkaufsstand zusammen bekomme, reichen dafür eigentlich nicht aus«, erklärt sie. Abstriche bei den anderen Projekten, die sie unterstützt, möchte sie nämlich nicht machen. Trotzdem, das Ziel ist gesteckt, Angebote sind eingeholt und noch im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten für den Brunnen beginnen. Und obwohl das finanzielle Ziel noch weit entfernt ist, so ein Brunnen kann – je nach dem wie tief gebohrt werden muss – bis zu 14.000 Euro kosten, gibt sich Anni Wieser optimistisch. »Ob ich genug Geld zusammenbekomme liegt am Ende nicht in meinen Händen, aber ich bin fleißig am Geld sammeln und am verkaufen«, erklärt sie mit einem zuversichtlichen Lächeln.

Corona bremst den Verkaufsstand

Das Problem bei der ganzen Sache ist: Auch Anni Wiesers Afrikahilfe ist von Corona betroffen. Normalerweise hat sie Vorträge über ihre Arbeit gehalten und Verkaufsevents organisiert. Auch mit Artikeln aus Afrika, mit deren Verkauf sie nicht nur Spenden sammelt, sondern auch afrikanische Kunsthandwerker unterstützt. Das ist in diesem Jahr allerdings auch alles ausgefallen und so hofft die rüstige Rentnerin auf ein starkes Weihnachtsgeschäft. »Ab dem 15. November werden wir die Weihnachtsartikel im Verkaufsstand haben«, erklärt sie. Bereits am 18. und am 25. Oktober soll es an ihrem Stand in der Stahringer Hauptstraße einen Sonderverkauf mit Afrika-Artikeln geben.

Ausgezeichnetes Engagement

Stolz ist Anni Wieser auf die Dankesurkunden der Einrichtungen in Burkina Faso, die sie in den vergangenen Jahren unterstützt hat. Doch auch in der Heimat ist ihr Engagement nicht verborgen geblieben. Vor wenigen Monaten erst erhielt sie eine Ehrenurkunde für ihr zehnjähriges Engagement aus den Händen des Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab und des Stahringer Ortsvorstehers Jürgen Aichelmann. Stolze 80.000 Euro hat sie in dieser Zeit für ihre Afrikahilfe eingesammelt. Geld, das unter anderem zwei Waisenhäusern für Säuglinge und Kleinkinder, einem Blindenheim, einem Frauenhaus für geächtete und ausgestoßene Frauen sowie drei Dörfern für ihre Selbstversorgung zugute kam. Angefangen hat alles aber bereits im Jahr 1994, als Wieser zusammen mit einer Freundin damit begann, Schulpatenschaften für Kinder zu vermitteln.
»Es ist enorm wichtig, dass die Kinder eine gute Ausbildung bekommen, damit sie später gut für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Denn das sind wirklich die Ärmsten der Armen«, sagt Anni Wieser.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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