Landkreistag beschäftigt sich mit den Herausforderungen an die Gesellschaft - Ehrenamt als Schlüssel?
Babyboomer "ante portas"

Baby Reichenau | Foto: Im Bild Bundesbildungsministerin aD Schavan, Prof. Dr. Rosenkranz, Landrat Danner und HGF Prof. Dr. von Komorowski bei den Reichenauer Tagen der Bürgergesellschaft. swb-Bild: LKT
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Konstanz/ Reichenau. Mit den geburtenstarken Jahrgängen der 1950er und 60er Jahre, den sogenannten „Babyboomern“, werden in den nächsten zehn Jahren ein Drittel der aktuell Erwerbstätigen in den Ruhestand übergehen. Den sich hieraus ergebenden Auswirkungen auf Themen wie kommunale Sozialplanung und Quartiersentwicklung widmeten sich die diesjährigen Reichenauer Tage zur Bürgergesellschaft. Die renommierte Fachtagung, veranstaltet vom Landkreistag Baden-Württemberg, fand in diesem Jahr pandemiebedingt als hybride Online-Veranstaltung live vom Bodensee statt.

Gleich zu Beginn betonte Sozialminister Manne Lucha: „Der Dialog zwischen den Generationen ist gerade in dieser Umbruchsituation mit Blick auf die Babyboomer immens wichtig, um die Interessen der Älteren ebenso wie die der Jüngeren in die künftigen kommunalen Planungen mit einzubeziehen. Dabei sind zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen, mit der wichtigste davon, wie die Generationen miteinander in Zukunft gemeinsam wohnen wollen. Es geht um das gesellschaftliche Zusammenleben und um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir brauchen nicht nur eine gute Architektur, sondern auch eine gute Sozialplanung und eine danach ausgerichtete Entwicklung lebendiger Quartiere. Dabei kann das Bürgerschaftliche Engagement gerade auch durch die Erfahrung und das Engagement der Babyboomer-Generation, wie schon immer in Baden-Württemberg, auch in Zukunft eine gute Klammer für all diese Fragen sein.“

Dr. Tanja Kiziak führte in ihrem Vortrag aus, dass die Babyboomer im Schnitt höher gebildet, mobiler, digital aktiver und damit besser gegen Einsamkeit im Alter gewappnet sind als frühere Generationen. „Allerdings sind die Babyboomer auch öfter ledig, geschieden und kinderlos als ihre Vorgänger“, so die Wissenschaftlerin. Ehrenamtliches Engagement sieht sie als gute Möglichkeit, um ein außerfamiliäres Netzwerk aufzubauen.

Daran anknüpfend forderte Prof. Dr. Doris Rosenkranz in ihrem Impuls, bessere Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu schaffen. „Menschen verschenken im Ehrenamt ihre Lebenszeit“, so die Professorin der Technischen Hochschule in Nürnberg. Neben den Zeitspendern müssten aber auch die Begünstigten in der Forschung stärker in den Blick genommen werden. In ihrem Vortrag stellte sie fünf Thesen zur kommunalen Engagementförderung auf. Zu klären sei insbesondere, unter welchen Bedingungen Hilfe gewünscht und auch angenommen werde.

In moderierten Kleingruppen und einer anschließenden Talkrunde konnten die mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem mit dem Landrat des Landkreises Konstanz, Zeno Danner, ins Gespräch kommen. Anschließend folgten zwei Praxisbeispiele: Der ehemalige Tübinger Sozialbürgermeister und heutige Vorsitzende des Kreisseniorenrates im Landkreis Tübingen Michael Lucke stellte das Projekt „Beratungsstelle Pflege-WG“ für ambulant betreute Pflegewohngemeinschaften aus dem Landkreis Tübingen vor. Altenhilfefachberaterin Isabell Schröder und Jobst Kraus, Vorstand des Dorfladens Bad Boll, gaben anschließend einen Einblick in das neue Quartierskonzept rund um den genossenschaftlich organisierten Dorfladen in Bad Boll im Landkreis Göppingen.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Abschlussimpuls von Annette Schavan mit dem Titel ‚Was uns zusammenhält‘. „Wir werden im besten Fall Respekt einüben angesichts von wachsender Vielfalt im Gemeinwesen, von steigenden Risiken und wachsenden Vorbehalten gegenüber allem, was uns fremd ist“, resümierte die ehemalige Bundesbildungsministerin.

„Wenn die Babyboomer altern, bedeutet dies für die Kommunen eine enorme Veränderung“, zog der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Prof. Dr. Alexis v. Komorowski, Bilanz. „Kommunale Sozialplanung muss die damit verbundenen Herausforderungen etwa im Pflegebereich meistern helfen. Vor allem aber muss sie mit dafür sorgen, dass die neuen Alten ihre Erfahrungen und Kompetenzen engagiert und lustvoll ins Gemeinwesen einbringen – von der familiären Sorgearbeit über die Nachbarschaftshilfe und die Mitwirkung an Quartiersprojekten bis hin zu den vielfältigen Formen der Ehrenamts- und Freiwilligenarbeit“, unterstrich Hauptgeschäftsführer Komorowski.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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