Gedenkstätte für nächstes Jahr geplant
Blick in die Geschichte der Familie Winter

Familie Winter | Foto: Stadtarchivarin Britta Panzer und Historiker Axel Huber bei der Vorstellung ihrer Recherchen zur deportierten Sinti Familie Winter. swb-Bild: ly
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  • Foto: Stadtarchivarin Britta Panzer und Historiker Axel Huber bei der Vorstellung ihrer Recherchen zur deportierten Sinti Familie Winter. swb-Bild: ly
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Singen. Die Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe des Stadtarchivs "Vom Suchen und Finden in Akten - Familie Winter" war am Mittwoch von großem Interesse geprägt. Rund 80 Interessierte lauschten gespannt, was der Historiker Axel Huber von der einstgen Sinti-Familie Winter, die aus Singen direkt in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, recherchieren konnte. Darunter auch Nachfahren der Familie selbst.

Dabei wurde er von Stadtarchivarin Britta Panzer unterstützt, die nun nachfolgend allgemein Workshops mit Werkstattcharakter anbieten will auch um das Stadtarchiv bekannter zu machen. Ihre Überzeugung ist, dass Geschichte allgemein nicht trocken und verstaubt ist, sondern dass man diese nur richtig verpacken muss, um Interesse zu wecken.

Die Quellen der Bestände des Stadtarchivs zum Fall Winter, die übrigens bis zum 18.Jahrhundert zurückverfolgt werden können, konnten Licht in die Causa bringen.

"Allein die Sehnsucht der Winters nach Freiheit, das nicht Halten an Konventionen, darauf haben manche doch auch etwas neidisch geschaut," schilderte Axel Huber. Als Familie Winter 1926 am Tannenberg ein Grundstück kaufte und mit rund 15 Personen in einem 42 Quadratmeter kleinen Häuschen wohnten, begannen die Streitigkeiten wegen unerlaubten Wohnen im Außenbereich. "Das unstete Leben der Familie war vielen ein Dorn im Auge und der schlimme Alltag unter erbärmlichen Verhältnissen im KZ wurde von langer Hand vorbereitet," ist sich Axel Huber sicher.

Aus dem »Familien-Zigeuner-Lager« kamen äußerlich unversehrt, jedoch mit tiefem Trauma, psychischen Schäden zwei Familienmitglieder. "Luise und Anton Winter kämpften bis zu ihrem Ableben um Anerkennung und Wiedergutmachung, ein Gutachten besagt, dass ihre Leiden nichts mit der Verfolgung zu tun haben," berichtete Huber weiter.

Um 1980 bekam Anton Winter, der in Singen als Musiker in Gasthäusern unterwegs war, seine erste und einmalige Wiedergutmachung in Höhe von 1.200 DM. Ab 1989 dann eine kleine Rente. "Lange nach dem Krieg waren sie immer noch die Aussätzigen," wußte Roswitha Besnecker die sich seit Jahrzehnten für Verfolgte des Naziregimes engagiert.

Daniel Strauß vom Landesverband der Sinti und Roma kündigte für nächstes Jahr eine Gedenkstätte in Singen an.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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