Cem Özdemir vor seinem Auftritt in Tengen im WOCHENBLATT-Interview
»Da freut sich der Schwabe in mir«

Cem Özdemir | Foto: Cem Özdemir der Redner der diesjährigen Mittelstandskundgebung auf dem Tengener Schätzelemarkt am Samstag. swb-Bild: Sedat Mehder
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Tengen. Mit Cem Özdemir wird ein Redner auf der Mittelstandskundgebung am Samstag ab 14.30 Uhr auf dem Tengener Schätzele-Markt erwartet, der nicht nur zu den profiliertesten Politikern der Grünen zählt, sondern auch rhetorisch gerne die Klingen wetzt.
Das WOCHENBLATT sprach mit ihm über Digitalisierung auf dem Lande, Winfried Kretschmann und den Militärgruß auf dem Fußballplatz.

WOCHENBLATT: Als ehemaliger Bierbotschafter dürfen Sie sich am Schätzele-Markt nicht nur auf eine erfrischende Maß freuen, sondern auch auf einen rhetorischen Schlagabtausch mit Marian Schreier, einem der jüngsten Bürgermeister des Landes – sind Sie dafür gewappnet?
Cem Özdemir: Ich habe einiges über Bürgermeister Marian Schreier und seine tollen Reden gelesen und freue mich schon auf den Auftritt beim Schätzelemarkt. Und wenn ich dazu noch auf eine Maß Bier eingeladen werde, freut sich der Schwabe in mir ganz besonders.
WOCHENBLATT: Tengen liegt am hintersten Zipfel der Republik und ist stark ländlich geprägt. Das Volksbegehren gegen das Bienensterben sorgt bei den hiesigen Landwirten derzeit für Aufregung und Protest. Werden Sie auf deren Sorgen eingehen?
Cem Özdemir: Was heißt da hinterster Zipfel? Immerhin gab es schon einmal ein Hintertengen und ein Vordertengen. Im Gegensatz zum schwäbischen Städtebund 1446 komme ich mit rein friedlichen Absichten. In Sachen Volksbegehren sucht die Landesregierung gerade den Ausgleich zwischen den Interessengruppen. Sie ist auf einem guten Weg die biologische Vielfalt zu stärken und gleichzeitig die bäuerliche Landwirtschaft mit ihrer regionalen Erzeugung zu sichern.
WOCHENBLATT: Auch die Digitalisierung ist auf dem Land ein Dauerthema, das nur holprig voran kommt – wie könnte es mehr Schwung bekommen?
Cem Özdemir: Schnelles Internet ist inzwischen so elementar wie der Anschluss ans Strom- und Wassernetz. Da geht es um gesellschaftliche Teilhabe und Unternehmen auf dem Lande, aber auch um scheinbare Zukunftsmusik wie autonomes Fahren und digitale Gesundheitsanwendungen. Die Landesregierung hat deshalb eine Digitalisierungsstrategie aufgesetzt und nimmt bis 2021 rund eine Milliarde Euro in die Hand. Auf Rückenwind aus dem Bund kann sie mit dieser schnarchigen Großen Koalition allerdings nicht hoffen.
WOCHENBLATT: Sie haben in Ihrer langen Laufbahn als Grünen-Politiker schon zahlreiche Ämter belegt, scheiterten aber erst kürzlich im Rennen um den Fraktionsvorsitz. Aktuell werden Sie als Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gehandelt – wären Sie bereit dazu?
Cem Özdemir: Ich freue mich riesig, dass Winfried Kretschmann seinen Hut erneut in den Ring wirft, denn er macht einen klasse Job als Ministerpräsident für unser Land. Ich werde ihn bei seiner Kandidatur nach Kräften unterstützen.
WOCHENBLATT: Als »anatolischer Schwabe« habe Sie eine gespaltene Beziehung zur Türkei. Die jüngsten Vorkommnisse auf den Fußballplätzen, wo Spieler mit dem sogenannten Militärgruß ein politisches Statement abgaben, sorgte für Empörung. Wie ist Ihre Haltung dazu?
Cem Özdemir: Nein, zum Land Türkei habe ich kein gespaltenes Verhältnis, wohl aber zu Präsident Erdogan und seinen Schergen. Selbst der Fußball ist vor den Allmachtsfantasien Erdogans nicht sicher. Dieser Militärgruß auf dem Spielfeld geht gar nicht, da wird Sport für eine politische Ideologie und einen völkerrechtswidrigen Militäreinsatz missbraucht. Das muss ein Nachspiel seitens der UEFA haben.
Die Fragen stellte Ute Mucha

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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