Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens für Marcus Pohl
Der barmherzige Samariter

Verdienstkreuz für Marcus Pohl | Foto: Marcus Pohl (rechts) freut sich über die Auszeichnung, die Landrat Frank Hämmerle ihm überreicht hat. swb-Bild: ver
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Orsingen-Nenzingen. Manche Menschen sind dazu geboren, Gutes zu tun und anderen zu helfen. Es ist eine Gabe, ja sogar eine Berufung. Manche Menschen sehen es als selbstverständlich an, alles zu tun, um anderen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. So wie Marcus Pohl. Er bekam am Dienstag das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch Landrat Frank Hämmerle im Sitzungssaal des Rathauses Orsingen verliehen.

Wie beliebt Pohl ist, zeigte sich auch an der Bürgerbeteiligung an diesem Abend – der Saal war bis zum letzten Platz belegt. Familie, Freunde, Wegbegleiter sowie Gemeinderäte nahmen an diesen »freudigen Ereignis«, wie Bürgermeister Bernhard Volk es in seiner Begrüßung formulierte, teil, um Pohls soziale Engagement zu würdigen. »Diese Auszeichnung ist eine schöne Premiere während meiner Amtszeit«, freut sich Volk, ehe er das Wort an den Landrat übergibt.

»Sie stehen im Mittelpunkt dieser Veranstaltung«, beginnt Hämmerle seine Rede. »Es ist mir eine Ehre, Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, für das herausragende ehrenamtliche Engagement im Hilfsprojekt St. Josef-Schule von Kalkutta zu verleihen.« Hämmerle ließ es sich nicht nehmen, den Werdegang Pohls in groben Zügen zu beschreiben.

So hat er mit Anfang 20, von 1995 bis 1997, als Volontär bei Mutter Theresa im Sterbehospiz in Kalkutta, die sich im Dienst der Armen gestellt hatte, gedient. 1996 gründete Pohl gemeinsam mit der Lehrerin Veronica Jose die St. Josef-Schule im Slum von Kalkutta. Er ist mit der Schule eng verbunden und leitet dieses Projekt von Deutschland aus gemeinsam in enger Abstimmung mit der Leitung vor Ort. Die Schule bietet Kindern durch die Grund- und Mittelschule bis Klasse 7 sowie eine Vorschulklasse eine Basis an Bildung und ist für sie kostenlos, so Hämmerle weiter. Die Schule setzt sich zudem dafür ein, die Schulkinder auf fortführenden Schulen zu schicken. Über 205 Schüler hat die St. Josef-Schule, die Pohl alle kennt. Bei seinen Aufenthalten in Kalkutta besucht er jedes Kind zuhause und spricht mit den Eltern.

Sämtliche Kosten, die anfallen, werden übernommen, Bücher und Lehrmaterial werden gestellt, die Kinder bekommen jeden Tag eine warme, vollwertige und nahrhafte Mahlzeit. Zusätzlich wird für Mädchen ab 14 Jahren eine Nähschule angeboten, die sie zu Schneiderinnen ausbildet. Auch eine medizinische Grundversorgung ist gewährleistet. Nicht nur für die Kinder, sondern bei Bedarf auch für deren Familien. So habe Pohl Medikamente gegen Tuberkulose organisiert und dafür gesorgt, dass diese verteilt werden, berichtet der Landrat. Das Projekt wird rein von Spenden finanziert. Im vergangenen Jahr sind rund 100.000 Euro Spenden eingenommen worden. Die Unkosten werden von Pohl und seiner Familie getragen, das heißt, dass die Spenden zu 100 Prozent in Kalkutta ankommen.

Marcus Pohl, der von Beruf Sozialpädagoge und Krankenpfleger ist, zeigte sich sichtlich bewegt über diese Ehrung, von der er Ende Januar durch einen Brief von Ministerpräsident Winfried Kretschmann erfahren hatte. »Ich nehme diese Auszeichnung gerne an als ein Sprachrohr der Armut«, sagte er und gab einen kleinen Einblick in die schwierigen Verhältnisse im Slum von Kalkutta. Er dankte in seiner Rede allen Anwesenden, die in dem Hilfsprojekt involviert sind, und hob deren Leistungen hervor. Ein ganz besonderer Dank galt Mutter Theresa, die er während seiner Zeit im Hospiz 19 begegnen und mit ihr sprechen durfte. Die Worte, die Mutter Theresa vor seinem Rückflug am 31. Juli 1997 sprach: »vergiss das Zuhause Kalkutta nicht«, sind ihm bis heute im Gedächtnis geblieben.

Auch Pohl, der als Leiter der Betreuung und Pflege im Kompetenzzentrum Schönbühl in Schaffhausen arbeitet, sprach die Wichtigkeit der Schulbildung an und zitierte den Leitsatz der St. Josef-Schule: »Bildung ist der sicherste und kürzeste Weg aus der Armut heraus«.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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