Wie Schulsozialarbeit während der Zeit der Schulschließungen aktiv wurde
Der Blick hinter verschlossene Türen

Symbolbild | Foto: Symbolbild häusliche Gewalt
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Singen/ Rielasingen-Worblingen. Die Corona-Verordnungen wie die gebotenen Vorsichtsmaßnahmen haben auch die Jugendämter in den Krisenmodus versetzt: viele Mitarbeiter im »Home Office«, dazu Schichtbetrieb von frühmorgens bis tief in die Nacht.
Weil sich weniger Personen in den Büros begegnen sollten um das Risiko geringer zu halten, war der Aufwand riesig. Dazu kam die Beschränkung auf telefonische Kontakte zu Familien, die sich oft allein gelassen gefühlt haben. Denn Hausbesuche hätten in Schutzanzügen stattfinden müssen, die es anfangs nur unzureichend gab.
Den SchulsozialarbeiterInnen kam in dieser Zeit eine ganz besondere Rolle als erste Ansprechpartner bei Problemen zu. Sie waren übrigens sehr kreativ darin, Kontakte zu halten und zu suchen, durch die »verschlossenen Türen« hindurch. Auch die Frauenhäuser rechnen erst jetzt, angesichts der neuen Lockerungen, mit einem wachsenden Zustrom in Folge der Kontakteinschränkungen. Durch verschiedene Strukturen waren auch für jede Stadt und Gemeinde andere Vorgehensweisen nötig.

Gartenzaun als Netzwerk

Marietta Schons, die in Singen die Schulsozialarbeit leitet - das sind inzwischen 18 KollegInnen - berichtete kürzlich im Singener Ausschuss für Schule und Sport über die Zeit der geschlossenen Schulen und Kontaktbeschränkungen.
Das Kunstwerk war, Nähe trotz der Einschränkungen zu wahren, denn auch untereinander habe man sich plötzlich nur noch per Videokonferenz austauschen können.
Schnell habe man auf soziale Netzwerke umgestellt, um informieren zu können und bei den Fällen die aufschlugen oder die eine Vorgeschichte hatten, ging es manchmal nicht ohne den direkten Kontakt, wo man die Schulen mit im Boot gewusst habe.
Die Wessenbergschule habe die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel per »Gartenzaungespräch« besucht, um präsent zu bleiben und Möglichkeiten zur Ansprache zu bieten. Für die Bruderhofschule habe es Beratungsspaziergänge an frischer Luft gegeben.
Um den Kontakt zu den Grundschülern zu halten, waren zum Beispiel sämtliche LehrerInnen der Waldeckschule täglich im Einsatz, um Schülern einzeln bei Hausaufgaben zu helfen. Die Bereitschaft der Lehrer hier mitzuziehen sei großartig gewesen. Obwohl einige sich den »Risikogruppen« zuordnen könnten, seien 100 Prozent im Dienst gewesen. Für die SchülerInnen.
Und das war begründet: »Das System Familie war sehr geschlossen in dieser Zeit« sagte Marietta Schons. Da seien viele Türen zu gewesen was vor allem die Fälle betraf, wenn die Schüler Begleitung durch die Schulsozialarbeit wünschten, aber es die Eltern eigentlich nicht mitbekommen sollten. Wie sollten die Jugendlichen Verbindung aufnehmen, wenn es keinen Freiraum in der Schule mehr gab? Das komme nun erst langsam ans Tageslicht, brauche auch vielleicht eine Zeit dafür.

Schlaflose Nächte

Themen waren nicht nur drohende Misshandlungen sondern auch Probleme durch zu viel Medienkonsum, kein Tag-Nacht-Rhythmus mehr durch fehlende Tagesstrukturen und auch in vielen Fällen Angst vor der Rückkehr in die Schule.
Das Signal: Es habe in der Zeit des Lockdowns fünf Meldungen zur Gefährdung des Kindeswohls gegeben (§ 8 a, Strafgesetzbuch), bei der das Jugendamt sofort aktiv werden musste. Sonst sind es im Schnitt sechs solcher Fälle in einem Jahr.

Herausforderung mit Folgen

Auch in Rielasingen-Worblingen war für die Schulsozialarbeit viel Kreativität gefordert, sagt Catia Di Fiore. Um Kontakte zu halten, habe man neue Wege gehen müssen. Zum Beispiel via »Instagram« oder »Facebook«, der Spaziergang mit eltern oder Schülern wurde eingeführt, um über Probleme zu sprechen. »Wir waren da ganz schön gefordert, aber auf der anderen Seite hat die Herausforderung auch neue Möglichkeiten aufgezeigt, die auch in der Zeit nach Corona weiter geführt werden könnten, so Di Fiore.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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