Bahn-Forum mit MdB Matthias Gestel bringt wenig neue Nachrichten
Der Vertrag von Lugano ist passé

Gastel Bahn | Foto: MdB Matthias Gastel mit den beiden Regionalen Landtagsabgeordneten Nese Erikli und Dorothea Wehinger beim Bahnforum im Singener Rathaus. swb-Bild: of
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Singen. Er will was bewegen „Das System und die Infrastruktur geraten an ihre Grenzen und wir haben einen hohen Ausbau- wie auch einen Reaktivierungsbedarf“, machte der Grüne Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel, er ist auch verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, zum Auftakt seines „Bahngipfels“ deutlich, zu dem mit Vertretern der Bahn AG auch grüne Gemeinderäte aus Singen, Radolfzell wie auch den Meßkircher Bürgermeister Arne Zwick eingeladen hatte. Die Region sei sehr spannend, weil hier viele Linien zusammen kämen, aber da müsste und sollte man eben einiges besser machen, um das Angebot Schiene. attraktiver zu machen. „Es ist nicht so, dass sie da nichts täte, aber es dauert einfach viel zu lange“, machte Gastel deutlich.

Gastel machte dabei eine doch überraschende Bemerkung: der Vertrag von Lugano von 1996, bei dem im Zuge des in der Schweiz bereits fast komplett umgesetzten „NEAT“ (neue Alpentransversale mit dem neuen Gotthardtunnel)a als Ziel eine Fahrzeit von 2,15 Stunden zwischen Stuttgart und Zürich definiert wurde, und für den in Deutschland in den diesen 25 Jahren keine Umbauten vorgenommen wurden, sei im Berlin wohl inzwischen passé, meinte Gastel. Eine Anfrage dazu sei allerdings noch nicht beantwortet worden.

In der Runde der Teilnehmer traf das allerdings auch nicht auf Bestürzung. Das Ziel sei ohnehin nicht zu schaffen. „Es wäre inzwischen viel wichtiger den Fahrgästen Verlerlässlichkeit zu signaliniseren, dass ihr Zug auf der Gäubahn wenigstens zur angekündigten Zeit oder überhaut ankomme, und das er damit auch die nötigen Anschlüsse erreiche“, unterstrich der Radolfzeller Gemeinderat Siegried Lehmann.

Der Singener OB Bernd Häusler sagte: Wir kämpfen seit 25 Jahren um diese Gäubahn, und ich habe den Eindruck, dass es eigentlich immer schlimmer. Wie könnte ich Menschen in der Stadt empfehlen auf die Bahn umzusteigen, wenn sie nur „Irgendwann“ in Stuttgart ankommen“, meinte er. Seit Standpunkt: „Die Deutsche Bahn hat an der Gäubahn eigentlich gar kein Interesse.“

Wenig Hoffnung für die Gäubahn

Was die Gäubahn betrifft, so gäbe es zumindest ein Hoffungszeichen, denn für die erste Zweispur-Insel bei Horb bestehe immerhin Baureife und die Bahn könne ausschreiben. Das bringe zwar nichts in Sachen Fahrzeit, aber könne die Situation etwas entspannen, so Gastel. Allerdings: für die Bauarbeiten müsse die Strecke gesperrt werden. Wie Projektmanager Ronald Heil von der Bahn übermittelt wurde, geht selbst das aber auch noch eine Weile. Im ersten Jahr würden erst mal Vergrämungsmaßnahmen, 2022 würden Baumaßnahmen im Umfeld der Strecke erfolgten, so dass eine Sperrung wohl erst in 2023 zum Tragen kommen. Was bei beiden anderen Zweispur-Inseln betrifft, so fürchten viele Politiker, dass es noch Jahrzehnte gehen könnte, denn hier fehlten auch durch neuere Beschlüsse die Grundlagen überhaupt für weiter gehende Planungen.

Albachtalbahn mit "guten Chancen"

Für die Ablachtalbahn deren Betrieb zwischen 1954 und 82 eingestellt wurde und die bis Stockach als Seehäsle teilreaktiviert wurde, sieht Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger ganz gute Aussichten. Wie Gastl sagte, solle es dazu noch im Sommer erste Signale geben, ob die Pläne weiter verfolgt würden. Hier würde sich seiner Meinung nach auch eine Kombination von Bahn und Busn anbieten. Der Messkircher Bürgermeister Arne Zwick: „Für uns ist das eine wichtige Strecke.“ Das Bodenseehinterland werde an Bedeutung gewinnen schon durch die Grenzen des Wachstums am See. Ohne Bahnausbau habe der Ländliche Raum auch keine Chance, dazu brauche es Reaktivierung ausgedienter Strecken. Sechs der vier Betroffenen Kommunen würden das Projekt derzeit unterstützen. Die Strecke wird gar auch als Option für Ausweichverkehr in Richtung Stuttgart gesehen, sie sei als "Schnellbahn" damals richtung Ulm beim B

"Konstruktionsfehler" bei Gürtelbahn-Planung?

Bei der Bodensee-Gürtelbahn wird ja das Land mit den Kommunen aktiv und es sind bereits Voruntersuchungen im Gange, bei der es bis Jahresende die Ersten ergebnisse geben soll. Die weiteren Schritte seien aber auch noch nicht finanziert.Ronald Heil von der Deutschen Bahn sagte, dass man ersten Erkenntnissen bei 190 bis 330 Millionen Euro läge. Letztes für eine Vorzugvariante, welche durch größere Doppelspurabschnitte auch die Kombinaton von Langsam- und Schnellverkehr erlaube. Jetzt sollten die Vorplanungen beginnen, die bis zum ersten Halbjahr 2022 stehen sollte. Die Vertreter der Initiative S-Bahn Bodensee, sahen die Vorzugsvariante allerdings gar als „Mimimallösung“ weil eine Taktverdichtung damit nur sehr eingeschränkt möglich wären. Zudem fordere man zur Attraktivitätssteigerung die Reaktivierung von mindestens zehn Haltestellen. Bei den bestehenden Bahnhöfen gebe es zudem einen 20-jährigen Sanierungsstau. Darauf antwortete Ronald HJil, dass die Strecke zum Beispiel für eine Belegung mit zwei Langsamen und zwei schnellen Zügen pro Stunde nicht gerechnet sei, aufgrund der Eingleisigkeit. Ein dafür nötiger zweigleisiger Ausbau zum Beispiel bei Ludwigshafen, sei so gut wie nicht umsetzbar, durch die Seenähe, nicht einmal eine Verlegung der Trasse.

Stefan Buhl beklagte, dass das Angebot auch dort derzeit immer schlechter werden. Er sieht große Probleme hier im Gemeindeanteil des Projekts alle Gemeinden mit uns Boot zu bekommen. Weil nicht alle gleich viel davon hätten. Auch Siegfried Lehmann teilte diese Ansicht, es sieht darin einen Konstruktionsfehler.

Hochrheinbahn bis 2027 elektrifiziert

Auch bei der Hochrheinbahn sind Land und Kommunen, zusätzlich mit den Schweizer Nachbarn im Boot. Hier sieht es noch am besten aus. Wie Heil sagte, ist das Projekt in vier Planfestellungsabschnitte unterteilt und die Unterlagen zur Planfeststellung können noch dieses Jahr eingereicht werden. Man sei auch schon an vertieften Baugrunduntersuchungen. Wie Matthias Gastel sagte, könne man mit einer Umsetzung ab 2025 bis 2027 rechnen. „Das sieht auch ganz gut aus, wenn das auch ambitioniert ist“, so Heil. Man wolle in Abschnitten so bauen, so dass Schienenersatz zeitilch begrenzt werden könnte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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