WOCHENBLATT-Interview mit Susanne Biskoping zum Frauenhaus Singen / Alice Schwarzer kommt zu Vortrag
»Die Bedrohungslage wird immer größer«

Frauenhaus Biskoping | Foto: Susanne Biskoping vom Frauenhaus Singen. swb-Bild: ly
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Singen (ly). In den drei Frauenhäusern des Landkreises in Singen, Radolfzell und Konstanz stehen insgesamt 30 Plätze zur Verfügung. Das entspricht der aktuellen Forderung der Istanbul-Konvention. (Anm. der Redaktion: Übereinkommen des Europarats zur Verhütung/Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Die Konvention ist völkerrechtlich verankert.)
WOCHENBLATT-Mitarbeiterin Karin Leyhe-Schröpfer sprach mit der Leiterin des Singener Frauenhauses, Susanne Biskoping.
Frage: Wie ist die aktuelle Situation im Singener Frauenhaus? Was brennt ihnen unter den Nägeln?
Susanne Biskoping: »Was sich seit einiger Zeit bemerkbar macht, ist ein signifikanter Anstieg unserer Beratungsarbeit. Es werden deutlich mehr Platzverweise ausgesprochen (Gewalttäter aus der Wohnung weisen, Rückkehrverbot erteilen). Die Beratung und Begleitung unsererseits wird ambulant durchgeführt und ist leider nicht ausreichend finanziert. 40 Prozent, die als Eigenanteil unsererseits finanziert werden müssen, kommen aus Spenden. Wir beraten/begleiten jedoch im Durchschnitt 15 Personen im Monat. Da steht die Finanzierung bei uns auf wackeligen Beinen.«
Frage: Was müsste sich an der Raumsituation ändern?
Susanne Biskoping: »Die Bedrohungslage wird immer größer. Es gibt zu wenig Plätze für junge schwangere Frauen, die von Ehrenmord bedroht sind. Sie benötigen eine geschützte Wohnsituation mit familiären Strukturen. In letzter Zeit hatten wir vermehrt Fälle, bei denen Männer versucht haben, gewaltsam ins Frauenhaus einzudringen. Zum Glück bekommen wir verstärkt Unterstützung seitens der Stadt bei baulichen Sicherheitsmaßnahmen.«

Frage: Und was werten sie als Erfolg für die Frauenarbeit?
Susanne Biskoping: »Da waren wir in den letzten Jahren sehr rührig, denn durch unsere politische Gremienarbeit ist es uns als »kleines Haus« gelungen, dem Gewaltschutz eine Stimme zu geben. So ist es uns auch gelungen, neben Seyran Ates, die 2016 für einen vollen Bürgersaal sorgte, als sie zum konträren Frauenbild im Islam referierte, nun für den 25. Juli die bekannte Feministin Alice Schwarzer zu gewinnen.

Zudem ist im Februar die Eröffnung eines Wohnprojekts geplant, welches übrigens von der Aktion Mensch größtenteils finanziert wird, bei dem acht Wohnungen in Singen angemietet wurden und Frauen und ihre Kinder nach dem Auszug aus dem Frauenhaus wohnen können. Dieses Wohnprojekt ist in Baden-Württemberg ein Leuchtturm/Vorzeigeprojekt, und wir sind sehr froh, dass dadurch Gewaltschutzarbeit konsequent geleistet, sowie eine gute Lebensperspektive angeboten werden kann.«

Das Frauenhaus Singen ist durch die Beratungsarbeit auf Spenden angewiesen:

Frauen- und Kinderschutz e.V. Singen,

Sparkasse Hegau-Bodensee,

IBAN: DE73 6925 0035 0003 3585 95

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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