Beeindruckend: „Sofortige Erleuchtung“ von „tACTlos“

Die Welt dreht sich um 180 Grad

Singen. „92 Arschlöcher seid ihr, die ihr Leben nicht im Griff haben. Diese Arschlöcher werden wir hier in den drei Tagen an den Rand des Wahnsinns bringen“, sagt Maxim Schreiber (Janine Maier) zu den Teilnehmern des Selbstfindungsseminars seiner Organisation „Être“, die sich eigentlich „sofortige Erleuchtung“ erhoffen, aber noch nicht wissen, dass sie hier das Gesuchte nicht finden werden, aber vor allem durch die Hölle ihres eigenen Wesens sich kämpfen müssen. Und jeder der Teilnehmer hier auf der Bühne hat seine eigene Hölle im Gepäck, wie sich im des Theaterstücks der Gruppe „tACTlos“ herausstellen wird. Andrew Carr hat das Stück über „Être“ in den 1990er Jahren geschrieben, als es noch nicht um den Populismus ging als viel mehr um dem totalitären Machtanspruch von Scientology und die aufkommende Vermarktung von Sinn und Motivation, die bis heute unzählige Menschen in die Praxen zweifelhafter Therapeuten locken. Und auch hier auf der Bühne war eine ganze Reihe unglücklicher Vergangenheiten zusammengekommen. Unfall als Kleinkind, häusliche Gewalt zwischen den Eltern als Auslöser schuldhafter Sexualisierung., der gehörnte mann, die verzweifelte Feministin, der Schwule Bankfilialleiter mit Angst einem „Coming Out“, Frustration, Zorn und Maren Garfordt (Melissa Kaya) die sich als Journalistin ein „Enthüllung“ verspricht, der Information willen als vielmehr zu Sicherung einer bis dahin unsteten Existenz ohne wirklicher Zukunft. Rund um die Teilnehmer schwirren fast wie Schäferhunde drei Pesonen im Être-blauen Hemd (Paul Pollmann, Lea Richrath und Thea Zimmermann) die ihrem Maxim wie die pawloschen Hunde applaudieren. Angesichts knallhart eingeforderter „Übereinkünfte“ für dieses Seminar geraten Maxim und Maren schnell aneinander, der Zuschauer denkt, wie dieses Stück wohl ausgehen könnte. Doch auch Maren hat ihre Hölle noch im Gepäck obwohl sie das nicht eingestehen will.

Das Stück wird am heutigen Freitagabend um 19 Uhr letztmals im Kulturzentrum Gems um 19 Uhr gespielt.