Virtuelle Führung durch die Engener Sonderausstellung: Der „Redner“ von Max Pechstein
Digital ins Paradies

Sonderausstellung Engen | Foto: Max Pechstein, Der Redner, 1918, Sammlung Frank Brabant
swb-Bild: Archiv Frank Brabant
  • Sonderausstellung Engen
  • Foto: Max Pechstein, Der Redner, 1918, Sammlung Frank Brabant
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Engen. Das zweite Kunstwerk der virtuellen Führung durch die aktuelle Sonderausstellung „Hölle & Paradies“ im Städtischen Museum Engen + Galerie zeigt einen Holzschnitt mit dem Titel „Redner“. Max Pechstein ist der Urheber, ein Name, der allen Kennern des Expressionismus geläufig ist, war er doch Mitglieder der berühmten Künstlergruppe „Brücke“. Hier in der Region kennt man vor allem Erich Heckel, weil er während der Nazizeit in Hemmenhofen Zuflucht fand.

Pechstein verbindet die erste Generation des Expressionismus mit der zweiten, die Thema der Sonderausstellung ist. Und diese zweite Generation teilte ein gemeinsames Schicksal: Die furchtbaren Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, Grabenkämpfe und Gaskrieg. Pechstein nahm u.a. an der verlustreichen Somme-Schlacht an der Westfront teil. Nach Kriegsende war er Mitbegründer der revolutionären Berliner „Novembergruppe“ und forderte für die neu zu gründende Republik „die Morgenröte der Einheit von Kunst und Volk“. Er war davon überzeugt, dass eine neue Zeit der Freiheit und der Gerechtigkeit anbrechen würde. Schon 1913/14 hatte er eine Südseereise zu den Palau-Inseln unternommen, um eine in seinen Augen von der Zivilisation noch unverfälschte, paradiesische Kultur kennenzulernen.

Sein Wunschdenken ist an dem „Redner“ von 1918 gut ablesbar. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es viele Redner auf den Straßen Berlins, die wie Propheten eine neue Zeit verkündeten. Pechstein zeigt den Redner in Nahaufnahme. Man sieht ihm an: Er ist der Verkünder großer Visionen. An seinem linken Ohr trägt er eine Scheibe, ein Accessoire der Palau-Eingeborenen. Politik und Prophetie, Aktualität und Mythos verschmelzen zur revolutionären Gegenwart des Aufbruchsjahres 1918.

Eigentlich schade, dass dieses Kunstwerk zwar im Museum hängt, aber aktuell nicht zu besichtigen ist. Immerhin gibt es einen kleinen Ersatz: Auf Youtube gibt es das Video zur Ausstellung zu sehen. Einfach „Museum Engen + Hölle“ als Suchworte eingeben. Mit etwas Glück landet man dann im Paradies.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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