Wolfgang Borcherts Nachkriegsdrama in der Inszenierung von Mareike Mikat ab Freitag
"Draussen vor der Tür"

Draussen vor der Tür | Foto: Die Rückkehr in die Heimat nach dem Krieg bedeutet für Soldat Beckmann keineswegs, dass er Frieden finden würde. Im Gegenteil. swb-Bild: Ilja Mess
  • Draussen vor der Tür
  • Foto: Die Rückkehr in die Heimat nach dem Krieg bedeutet für Soldat Beckmann keineswegs, dass er Frieden finden würde. Im Gegenteil. swb-Bild: Ilja Mess
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Konstanz. Bei der Konstanzer Erstaufführung 1956 sorgte das Stück "Draussen vor der Tür" von Wolfgang Borchert schon einmal für Furore: Ein ehemaliger Offizier fühlte sich stellvertretend für alle deutschen Offiziere und Soldaten des 2. Weltkriegs beleidigt und Oberbürgermeister Knapp schlug dem Intendanten die Absetzung des Stückes vor, ohne die Inszenierung selbst gesehen zu haben. Intendant Hans Erich Kreibig stieg sofort auf die Barrikaden, involvierte die örtliche Tageszeitung, warf dem Oberbürgermeister schleichende Zensur zugunsten eines „schon recht saturiert erscheinenden Publikums“ vor und lehnte eine Absetzung des politisch wichtigen Stückes konsequent ab.

Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will. So beschreibt Autor Wolfgang Borchert selbst sein einziges, innerhalb von nur acht Tagen niedergeschriebenes Stück Vergangenheitsbewältigung, das auch über 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Sprengstoff in sich birgt. Damit umzugehen fühlt sich Regisseurin Mareike Mikat, berufen, die ihre Version von "Draussen vor der Türe" am Freitag, 18. Januar, 20 Uhr, in der Premiere vorstellt. Das Stück ist einer der großen Eckpunkte in der aktzuellen Saison mit seinen nicht enden wollenden Stationen des Stolperns, die aneinander gereiht werden.

Es war zu lange weg, der Soldat Beckmann. Und er kommt ganz anders aus dem Krieg als er wegging. Nach tausend Nächten draußen in der Kälte voller Sehnsucht kommt er endlich nach Hause. Aber nichts ist mehr, wie es einmal war.

Beckmann, der Mann ohne Vornamen, ist eine weit über die geschichtliche Verortung hinausweisende, moderne Figur, die, von der Welt vollkommen entfremdet, an der zerstörerischen Macht des Krieges scheitert. Er ist einer von vielen, die nach Hause kommen und die doch nicht Zuhause ankommen. Er bleibt stecken: draußen, vor der Tür - zwischen Leben und Tod, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Regisseurin Mareike Mikat studierte zunächst Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, dann Regie an der Hochschule "Ernst Busch" Berlin. Seit 1998 inszenierte sie unter anderem am Staatstheater Stuttgart, Staatstheater Kassel, Volkstheater München, an der Berliner Volksbühne und am Maxim Gorki Theater. Nun präsentiert sie erstmals eine Regiearbeit in Konstanz.

Mehr und Karten unter www.theaterkonstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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