Klostergut Paradies lud ein zum Tag der offenen Türe
Eintauchen in eine Welt des Wissens

Paradies | Foto: Unter Anleitung von Mitgliedern der Schmiedezunft Eligius stellten Gäste nach traditioneller Art Nägel her. swb-Bild: Ritter
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  • Foto: Unter Anleitung von Mitgliedern der Schmiedezunft Eligius stellten Gäste nach traditioneller Art Nägel her. swb-Bild: Ritter
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Schlatt/ TG (ri). Am Sonntag lud das Klostergut Paradies Schlatt zu einem Tag der offenen Tür ein. "Es ist ein Anlass zum Jubiläum der Stiftung Eisenbibliothek der Georg Fischer AG. Diese wurde vor 70 Jahren gegründet" erklärte Pauline Zade, verantwortlich für Administration und Führungen.

Die Besucher durften fast die ganze Klosteranlage besichtigen. Schilder an den Türen erklären die ursprüngliche Bestimmung der Zimmer. Es gibt zum Beispiel ein Äbtissinnen-Zimmer und mehrere Klarissinnen-Zimmer. Besonders beeindruckend ist die Eisenbibliothek, eine Fachbibliothek zum Thema Eisenverarbeitung. Drei prächtige Räume mit altem Täfer und schönen Parkettböden beherbergen Kulturgüter von unschätzbarem Wert. Im ersten Raum steht eine Säule mit einer Skala. Sie zeigt, dass der Bestand an Büchern, Handschriften und Broschüren von 7500 im Jahr 1952 auf heute 45.000 Exemplare angewachsen ist. Es sind Zeugen von Verfahren in der Eisenverarbeitung der letzten Jahrhunderte. Der dritte Bibliothek-Raum ist abgedunkelt. Dort lagern die wertvollsten Bücher, alle unter Glas. Ein besonders schöner Band stammt aus dem Jahr 1460. Er enthält kunstvolle Handschriften und zahlreiche Malereien. "Für mich ist der dritte Raum die Schatzkammer. Er enthält die grössten Schätze" erklärte Benny Waldvogel mit sichtbarer Begeisterung. Er leistet einen 10-wöchigen Zivildienst in der Bibliothek. Mehrere Räume im Obergeschoss des Klosters beherbergen eine spannende Fotoausstellung mit dem Titel "100 Jahre GF im Klostergut Paradies". Es sind Zeitzeugen aus dem Konzernarchiv der Georg Fischer AG.

Selber machen war erlaubt

Im Auditorium hatte die Gilde Gutenberg aus Küsnacht eine Spindelpresse aus dem Jahr 1690 aufgestellt, ein zweieinhalb Meter hohes, hölzernes Monstrum, oben mit kunstvoller Schnitzerei verziert. Mit dieser Presse wurden früher Drucke vervielfältigt. Eduard R. Fueter, Mitglied der Gilde, erklärte die Funktionsweise. Die Besucher drehten am langen Hebelarm der Maschine und vervielfältigten so eine Zeichnung aus dem Jahr 1656. Sie stellt eine Spindelpresse dar. Den Druck durften sie als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Im ehemaligen Waschhaus des Klosters betreibt die Schmiedezunft Eligius eine Schmiede mit Esse, einem fast mannshohen Blasbalg, Ambossen und Original-Werkzeug. Unter Anleitung von Zunftmitgliedern stellten Gäste nach traditioneller Art Nägel her. Die beiden Möglichkeiten, selbst Hand anzulegen und etwas nach uralter Art zu produzieren, machte den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Das Klostergut Paradies gehörte ursprünglich dem Klarissen-Orden. 1836 hob der Kanton Thurgau das Kloster auf und verkaufte die Liegenschaft an Melchior Wegelin, einem Unternehmer aus Diessenhofen. Rund 80 Jahre später erwarb die Georg Fischer AG die Anlage samt Bauernhof. 1952 restaurierte sie die ehemaligen Kloster-Gebäude. Heute beherbergen sie ein modernes Ausbildungszentrum, das Konzernarchiv und die Eisenbibliothek. Der Bauernhof wird von einem Pächter bewirtschaftet. Die ehemalige Klosterkirche gehört seit 1838 der Kirchgemeinde Paradies und ist Pfarrkirche des katholischen Seelsorgeverbandes Diessenhofen-Basadingen-Paradies.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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