Großes Interesse an Verlegung der Stolpersteine
»Erinnern statt ehren«

Stolpersteine Singen | Foto: Als drei Stolpersteine in Singen vereint. swb-Bild: ly
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Singen. Deutlich mehr interessierte Bürger als in den letzten Jahren nahmen an der Verlegung der sieben Stolpersteine in Singen am Dienstag teil. Auch zahlreiche Schüler, beispielsweise aus der 12. Klasse des Friederich-Wöhler-Gymnasiums, waren zugegen.

Wie der Sprecher der Initiative, Hans-Peter Storz, zu Beginn erklärte, habe die Verlegung in diesem Jahr »große Wellen geschlagen«. Eindringlich betonte er, dass die Stolpersteine an die Menschen, die der Willkür der Naziherrschaft ausgeliefert gewesen seien, erinnern – sie aber nicht ehren wolle. Auch wenn, so Storz weiter, »wir manchmal voller Stolz vor einem Stolperstein stünden«, solle dieser vor allem zum Nachdenken anregen, damit solche Verbrechen in Deutschland nicht mehr passieren.

Mit für ihn ungewöhnlichen scharfen Worten verwahrte sich Storz gegen »niederträchtige« Äußerungen in einem offenen Brief des Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon (AfD) an die Stadtverwaltung. Dieser hatte die Verlegung als »Erinnerungs-Diktatur« angeprangert und heftig die Verlegung des Stolpersteines für Ernst Thälmann kritisiert. Denn damit, so Gedeon, würde »eine Galionsfigur der DDR aufs Gedenkpodium« gehoben. Auf der anderen Seite war die Enkelin Thälmans, Vera Dehle-Thälmann eigens aus Berlin zur Verlegung des Stolpersteine für ihre Mutter, Großmutter und Großvater gekommen und sorgte für bewegende Momente.

Die Stadt Singen werde die Stolperstein-Initiative, die 2009 gegründet wurde, weiter unterstützen, kündigte Bürgermeisterin Ute Seifried als Stellvertreterin von Oberbürgermeister Bernd Häusler an. »Die Erinnerung halte Demokratie wach«, mahnte sie. Dem Angriff Gedeons entgegnete sie, dass man mit Blick auf den Stolperstein für Ernst Thälmann, dessen Wirken, kritisch beurteilen könne. Doch sei er Opfer in diesem Fall gewesen.

Angefangen in der Görresstraße für den ehemaligen Stadtrat Julius Bader wurden für Maximillian Seebacher, Hans und Johanna Kaiser sowie Ernst und Rosa Thälmann und Irma Vester-Thälmann Stolpersteine verlegt. In Singen wurden bislang über 60 Stolpersteine durch den Künstler Gunter Dennig verlegt. In 1.200 Städten Deutschlands, 21 Länder Europas gibt es aktuell etwa 65.000 Stolpersteine.

Die Initiative »Stolpersteine für Singen« lädt zu dem Film »Die Frauen von Ravensbrück« mit anschließender Diskussion mit der Regisseurin Loretta Walz am Mittwoch, 21. Februar, um 19.30 Uhr in den Ratssaal, der Stadt Singen ein. Der erste umfassende Dokumentarfilm über das größte Frauen-Konzentrationslager der NS-Geschichte wurde 2006 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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