Zähes Ringen um eine bessere digitale Versorgung
Glasfaser im ganzen Ort

Bürgerversammlung Mühlingen | Foto: Der Mühlinger Bürgermeister Manfred Jüppner informiert an der Bürgerversammlung über Aktuelles und Zukünftiges aus der Gemeinde. swb-Bild: eck
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Mühlingen. Mit ihren Herausforderungen und Problemen steht die kleine Landgemeinde Mühlingen Pate für viele Kommunen vergleichbarer Größe und Struktur im Land. Ein Hauptthema ist der unzureichende bis mangelhafte Ausbau des Breitbandnetzes. Seit sieben Jahren arbeite die Gemeinde Mühlingen daran, den Ort ans Breitbandnetz zu bringen, erklärte Bürgermeister Manfred Jüppner an der Bürgerversammlung. Innerorts würden die Anschluss-Interessenten durch die Telekom über das vorhandene Kupferkabel mit bis zu 50-MBit Geschwindigkeit versorgt.

Ein zweiter Versorgungskreis erschließe die nicht angebundenen Neubaugebiete und Siedlungsbereiche außerhalb der Ortsteile durch Glasfaserkabel. Übernommen als Generalunternehmer hat den Breitbandausbau die BLS, Breitbandgesellschaft des Landkreis Sigmaringen GmbH. Mit dem Betrieb des Glasfasernetzes ist die NetCom-BW beauftragt. Einen Termin, wann der Betrieb des Breitbandnetzes startet, konnte die BLS bisher nicht nennen, bedauert der Bürgermeister Manfred Jüppner. In die Planung eingeschlossen, sei das gesamte Gemeindegebiet, bis zum letzten Hof. Das Investitionsvolumen beträgt rund 4,5 Millionen Euro. Parallel zum Breitbandausbau wird die Gemeinde an die Gasversorgung der Tüga angeschlossen. Damit soll ein Beitrag zu einer Klima-schonenderen Heizvariante geleistet werden.

Zusätzlich können mit den neuen Gasleitungen weitere Glasfaserkabel bzw. Leerrohre verlegt werden. Im Bereich der erneuerbaren Energien habe die Gemeinde in Hackschnitzel-Anlagen und Nahwärme-Netze investiert. Sieben Photovoltaik-Anlagen produzieren Strom auf gemeindeeigenen Gebäuden für den Eigenverbrauch und das öffentliche Stromnetz. Die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage im Dorfgemeinschaftshaus Gallmannsweil soll baldigst auf Erdgas umgestellt werden.

In naher Zukunft stehe die Entscheidung an, über einen Beitritt zum Abwasser-Zweckverband Stockach oder der technischen Aufrüstung der eigenen Abwasser-Anlage. Die Sanierung der Straßenkanäle und Abwassersammler gehe unterdessen weiter. Die Trinkwasserversorgung aus ortseigenen Quellen sei qualitativ und mengenmäßig bestens aufgestellt. Kontinuierlich verbessert würde die technische Ausstattung. Aus haushaltspolitischer Sicht müsse die Wasser- und Abwasserversorgung kostendeckend gestaltet sein, so Jüppner.

Ein deutliches Augenmerk richtet Mühlingen auf den eingesetzten Wandel der sozialen Strukturen in allen Ortsteilen. Ungünstigen Veränderungen für das örtliche Gemeinwesen soll entgegen gewirkt werden. Kulturelle und soziale Angebote sollen erhalten bzw. ausgebaut werden. Das gemeindliche Hilfenetz müsse Bestand haben. Örtliche Versorgungseinrichtungen, wie Einkaufsmöglichkeit und Gastronomie, müsse das Dorfleben auch künftig bereichern. Im Sinne einer aktiven Bürgerbeteiligung soll die Zukunftsentwicklung von Mühlingen die Bürger einbeziehen. Beim Sozialministerium sei ein Zuschussantrag für das Zukunftskonzept gestellt worden.

Ausreichend hinsichtlich räumlicher, aber nicht personeller Kapazitäten seien die Grundschule und Kindertageseinrichtungen ausgestattet. Nach Verabschiedung des ´Digital-Pakts´ sei die Gemeinde gespannt, wie viel aus den 650 Millionen der Landeszuteilung an die Mühlinger Schule fließe. Die Gemeinde hätte zudem im Haushaltsplan 2019 Eigenmittel eingeplant. Mit einem pädagogischen Konzept bereits sich die Schule auf den Einsatz und die Integration digitaler Medien im Unterricht vor. Nach regem Gegenwind habe sich die private Gemeinschaftsschule Mühlingen etabliert und werde ab Herbst staatliche Sachkostenbeiträge und Landeszuschüsse erhalten. Mit einem weit über die Gemeindegrenzen reichenden Einzugsgebiet, habe die Schule das Potential überregionale Bedeutung zu erlangen, so Jüppner weiter.

Als Flächengemeinde mit sechs Ortsteilen, einem weit verzweigtem Ortsstraßennetz von über 50 Kilometern und Gemeinschaftseinrichtungen in allen Ortsteilen, bestehe dauerhaft Sanierungsbedarf für die örtliche Infrastruktur, betonte der Bürgermeister. Trotz niedrigem Gewerbesteueraufkommen und im Landesvergleich unterdurchschnittlicher gemeindlicher Steuerkraftsumme pro Einwohner erbringe Mühlingen alle Leistungen aus dem allgemeinen Haushalt. Diesem Umstand zum Trotz beträgt die Mühlinger Pro-Kopf-Verschuldung lediglich 293 Euro, und somit nur etwa ein Drittel der Durchschnittsverschuldung pro Einwohner im Landkreis Konstanz.

Der derzeitige Schuldenstand betrage 700.000 Euro und könne im Extremfall auf rund 1,7 Millionen ansteigen, erklärte Manfred Jüppner. Günstig wirke sich die solide Grundstückspolitik mit ausreichend Flächen zur Erschließung von Neubaugebieten für Ein- und Mehrfamilienhäuser aus. Die Ausweisung und Entwicklung von Gewerbeflächen durch die Gemeinde sei aufgrund der topografischen Ortslage sehr beschränkt.
Des weiteren steht für das laufende Jahr die Ausstattung der Feuerwehr mit den neuen digitalen Meldeempfängern zur stillen Alarmierung an, nachdem die jahrelangen Vorbereitungen auf Landesebene abgeschlossen seien. Freuen darf sich die Feuerwehr-Abteilung Zoznegg über ein neues Mannschaftslöschfahrzeug, das 2020 ausgeliefert werden soll.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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