Färbe mit Broadway-Boulevard vom Feinsten

Hinter der Sonne

Singen (of). Das Komiker-Paar Willie Clark (Elmar F. Kühling) und Al Lewis (Alexander Klages) hatte jahrzehntelang das Publikum als "Sonny Boys" begeistert. Doch das ist vorbei. Hinter der Bühne wurde ohnehin nicht gelacht, und Willie hat förmlich die Tage gezählt, seit sie kein Wort mehr miteinander redeten und er nicht den harten Finger seines Partner zwischen die Rippen gebohrt bekommt - und die feuchten »T’s« als Gesichtsdusche. Willie freilich hat seither keinen Job mehr bekommen und das Dosenfutter, das ihm sein Neffe und Agent Ben (Reyniel Ostermann) bringt, scheint die letzte Brücke zur Außenwelt zu sein. Doch Ben bringt auch das wöchentliche Theaterjournal und die Nachricht, dass die beiden Feinde für viel Geld doch noch mal ins Fernsehen sollen.

Und als die zwei alten Männer, noch immer bis zum Hals voll vom Zwist der 40 Jahre davor zusammentreffen, um ihren »Doktorsketch« nochmals aufzuführen, ist das eine Sternstunde des Färbe-Boulevards ganz im Sinne von Neil Simon, der der Stück einst schrieb: da fliegen die Fetzen nicht nur in Worten und es ist eine köstliche Rache, die jeder hier nun lebt. Und auch wenn die Krankenschwester (Milena Weber) noch so sehr mit ihrem Podex wedelt, um Komikerblut in Wallung zu bringen und der TV-Regisseur (Stefan Wallraven) die beiden wie ein Terrier anbellt, damit sie endlich für die Kameras spielen: es geht schief. Kann nicht anders. So schief, dass Willie ein Fall für die pralinenhungrige Pflegerin (Lina Klein) wird, ein grausiges Ende vor Augen mit der Perspektive im Pflegeheim. Doch darüber kann man nur lachen. Ein richtiges Färbe-Kunstwerk ist das geworden unter der Regie von Altmeister Peter Simon.