Närrisches WOCHENBLATT-Interview mit Malu Dreyer, der Beklagten 2017 vor dem Stockacher Narrengericht
»Ich kehre gerne in mein schönes Rheinland-Pfalz zurück«

Malu Dreyer aus Rheinland Pfalz  | Foto: Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist die Beklagte 2017 vor dem Stockacher Narrengericht. Die Genossin muss sich am »Schmotzigen Dunschdig«, 23. Februar, für ihre Taten und Untaten verantworten. swb-Bild: Staatskanzlei Rheinland-Pfa
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  • Foto: Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist die Beklagte 2017 vor dem Stockacher Narrengericht. Die Genossin muss sich am »Schmotzigen Dunschdig«, 23. Februar, für ihre Taten und Untaten verantworten. swb-Bild: Staatskanzlei Rheinland-Pfa
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Stockach. Das WOCHENBLATT sprach mit Malu Dreyer, der Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz und Beklagten 2017 vor der Stockacher Narrengericht.


WOCHENBLATT: Ihnen haftet das Image einer soliden Genossin mit einem sauberen Politikstil an. Werden Sie dem Narrengericht dennoch mit einem typisch rheinland-pfälzischen Karnevals-Gen einheizen?

Malu Dreyer: Auch wenn ich aus Neustadt, einer nicht ganz so närrischen Hochburg komme, konnte ich über die Jahre in Mainz und an meinem Wohnort in Trier das nötige Rüstzeug erlangen, um bei der Fastnacht mitzuhalten. Das Narrengericht kann also davon ausgehen, dass ich die rheinland-pfälzische Fastnacht gebührend vertreten werde.

WOCHENBLATT: Trotz dieses »Sauberfrau«-Images – wurden Sie denn schon einmal verurteilt, weil Sie gegen geltendes Recht verstoßen haben? Oder haben Sie zumindest einmal einen Strafzettel bekommen?

Malu Dreyer: Wie heißt es so schön: wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein. Ich werde mit Sicherheit keinen werfen, denn auch ich habe in jüngeren Jahren den ein oder anderen Strafzettel erhalten. Aber mit dem Alter wird frau weiser und so liegt der letzte Strafzettel zum Glück schon lange zurück.


WOCHENBLATT: »Mein Herz schlägt nun einmal für Rheinland-Pfalz«, schreiben Sie auf Ihrer Homepage. Mal ehrlich, bekommen Sie da nicht Heimweh, wenn Sie für einen Tag an den Bodensee reisen müssen?

Malu Dreyer: Nun ja, zunächst muss ich festhalten, dass Stockach den Bodensee um wenige Kilometer verfehlt hat. So richtig am Bodensee bin ich also nicht. Das ist wirklich bedauerlich. Aber nichtsdestotrotz lerne ich gerne fremde Sitten und Bräuche kennen. Wenngleich ich natürlich froh bin, wenn ich von meiner närrischen Reise in mein schönes Rheinland-Pfalz zurückkehre.

WOCHENBLATT: Katholische Theologie haben Sie studiert. Aber auch Jura. Was kommt da auf die Männer des Narrengerichts zu – christliche Nachsicht oder juristische Strenge?

Malu Dreyer: Ich möchte nicht zu viel verraten, immerhin geht es bei der Verhandlung um ein wichtiges rheinland-pfälzisches Kulturgut, den Wein. Aber die Herren können sich sicher sein, ich mag zwar harmlos aussehen, aber ich werde mit allen Mitteln um einen Freispruch kämpfen.

WOCHENBLATT: Als erste Frau an der Spitze der Regierung von Rheinland-Pfalz wissen Sie, sich in einem noch immer männlich geprägten Umfeld durchzusetzen. Ist weiblicher Charme eine treffende Waffe in der Politik und gegen das Narrengericht?

Malu Dreyer: Wissen Sie, ich habe mich schon immer für Frauen stark gemacht und hatte nie Probleme damit, mich gegen Männer durchsetzen. Immerhin habe ich als Ministerpräsidentin das Erbe von Kurt Beck angetreten und der war im wahrsten Sinne des Wortes ein politisches Schwergewicht. Vor dem Narrengericht ist mir deshalb nicht bange. Denn ich bin mir sicher, auch diese Männergarde bekomme ich in den Griff.

WOCHENBLATT: Sie sind Volljuristin, waren Staatsanwältin in Bad Kreuznach. Werden Sie Kläger Thomas Warndorf, dem »Staatsanwalt« des Narrengerichts, den einen oder anderen Tipp unter Kollegen geben oder wollen Sie dem »Hobby-Juristen«, wie ihn Friedrich Merz, der Beklagte 2004, nannte, zeigen, wo die Paragraphen hängen?

Malu Dreyer: Wieso sollte ich dem Kläger einen Tipp geben. Ich bin hier, um mich den haltlosen Vorwürfen des Narrengerichts zu stellen. Und wie das Beispiel von Martin Schulz zeigt, hat die SPD ein Herz für Quereinsteiger. Dass der Kläger kein studierter Jurist ist, ist für mich also kein Grund, ihn nicht ernst zu nehmen. Ebenso wie es im Übrigen die Union mit Martin Schulz tun sollte.

WOCHENBLATT: Ihre Gegenkandidatin während der Landtagswahl, Julia Klöckner, war Weinkönigin gewesen. Nun treten Sie gegen Männer an, die Sie zur Zahlung von Eimern Wein verurteilen wollen. Wen halten Sie für den schwereren Gegner?

Malu Dreyer: Ob Mann oder Frau, ich stelle mich gerne und habe – so denke ich – in den letzten Jahren bewiesen, dass mich weder ehemalige Weinköniginnen noch irgendwelche Männer aus der Ruhe bringen können. Und obwohl die Verhandlung hier in Stockach eine ernste Sache ist, so habe ich mich doch über die Einladung gefreut. Von einem schweren Gegner kann also weder mit Blick auf Frau Klöckner noch auf das Narrengericht gesprochen werden.

WOCHENBLATT: Als in Neustadt an der Weinstraße Geborene kennen Sie sich mit Wein aus. Was erwartet die durstigen Männerkehlen des Narrengerichts im Falle einer Verurteilung – ein edles Tröpfchen oder weniger Schmackhaftes aus Protest gegen das Urteil?

Malu Dreyer: Ich habe der Anklageschrift entnehmen dürfen, dass gerade der Kläger sehr interessiert ist am Pfälzer Wein. Das freut mich sehr, denn bei uns in Rheinland-Pfalz ist Wein das coolste Getränk überhaupt. Die Herren müssen sich also keine Sorgen machen, was die Qualität des Weines anbelangt.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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