Seit rund einem Jahr ist der neue Klinik-Chef Bernd Sieber für den Gesundheitsverbund an der Arbeit
"Ich sollte übers Wasser laufen können"

Bernd Sieber | Foto: Bernd Sieber in seinem Büro im Verwaltungstrakt des Singener Klinikums. swb-Bild: of
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Singen/ Konstanz. Seit rund einem Jahr ist der neue Geschäftsführer des Gesundheitsverbund, Bernd Sieber, an der Arbeit. Eigentlich hatte er begonnen, um baldigst ein Gutachten zur künftigen Klinikstruktur in die Wege zu leiten, schon nach wenigen Wochen kam die Corona-Pandemie dazwischen, die den Gesundheitsverbund auch finanziell vor große Herausforderungen stellte. "Der Landrat sagte immer " Sie müssen übers Wasser laufen lernen" scherzte Bernd Sieber beim Medientermin zu seiner ersten Bilanz. Das macht deutlich wie vielfältig die gegenwärtigen Aufgaben sind. Insgesamt 32 Gremiensitzungen mit dem Führungsstab des Klinikums, mit dem Aufsichtsrat wie dem Kreistag gab es in diesem Jahr. Trotzdem sei doch schon gelungen, verschiedene Personalentscheidungen zu fällen, die schon in Richtung der erwarteten Gutachtens gehen, das die Kostensituation des Klinikverbunds entscheidend umstellen soll. "Ich war bisher noch nie in einer Klinik tätig, die rote Zahlen schreibt", macht Sieber deutlich. Hier im Verbund treffe das alle Häuser von Konstanz bis Stühlingen, mit Ausnahme des Hegau-Jugendwerks. "Das zwischen Konstanz in Stühlingen rund 85 Kilometer liegen, macht eine der Herausforderungen aus, vor der wir stehen."

Angesichts der Corona-Krise mussten vor einem Jahr viele Kapazitäten freigehalten werden, weil man mit ähnlichen Zuständen wie in Italien oder Frankreich rechnete. Eine solch dramatische Entwicklung gab es nicht, aber ein Loch in der Kasse, das zum Teil durch Rettungsschirme gedeckt wurde. Als die zweite Welle kam, hielt man zwar Betten für die Patienten vor, versuchte aber den Klinikbetrieb so gut es ging aufrecht zu erhalten, auch das sorgte freilich für ein Minus. Auf rund 11,2 Millionen Euro wird dieses für 2020 derzeit kalkuliert, das durch den Landkreis ausgeglichen werden muss. Für dieses Jahr sieht die Prognose noch schlechter aus: rund 22 Millionen Euro Finanzbedarf musste der Kreistag in den Haushaltsplan schreiben. Das wird sich auch nicht sehr bald ändern können, den Personalmangel ist ein Faktor, der den Verbund bremst.

In rund einem Jahr werde das Gutachten zur Klinikzukunft wohl so auf dem Tisch liegen, dass es in die Gremien kann. Und dann wird ja erst mal diskutiert, weil des doch um Fragen gehen wird, wo es Doppel- oder gar Dreifachstrukturen gibt auf die man verzichten könnte, bis hinzu Standortfragen oder gar der Vision einer neuen "Zentralklinik", mit der ein Neubau gemeint wäre. Immerhin: in Sachen Digitalisierung wird nun mit der Umsetzung endlich begonnen, Jahre nachdem der Landkreis hier seinen Rettungsschirm geöffnet hatte. doch das wird nun vorwärts gehen, sagt Sieber.

Der kaufmännische Bereich des Klinikums sei indes auch schon umgebaut. Dort gibt es nun nur noch einen Geschäftsbereichsleiter statt für jede Klinik einen, der die Finanzen abwickelt. Auch beim Thema Rechnungswesen/ Controlling sei nun der Financial-Servicer eingeführt als zentrale Funktion wie auch der IT und medizinische Informatik zusammengeführt werden sollen und es nun eine Direktorin für Medizin und Pflege gebe. Klar ist freilich: Mit den Strukturen von heute geht es nicht mehr, so Siebert. Hier hätte man schon früher auf Umbau setzen müssen. Auf der anderen Seite könne sich der Gesundheitsverbund nicht aus der Fläche zurückziehen. Entscheidend für die Zukunft des Verbunds sei, dass der Landkreis hinter den kommunalen Modell stehe, was er auch wiederholt bekräftigt hatte.

Es braucht freilich auch Signale aus der Gesundheitspolitik: die aktuelle Regelung, dass die Länder die Klinik-Infrastruktur fördern im Rahmen einer landesweiten Planung stammt aus dem Jahr 1972. Die Regelung mit den Krankenkassen zu Fallkostenpauschalen haben auch bald 20 Jahre auf dem Buckel.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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