Stadtarchiv Singen am Tag der offenen Tür ganz im Zeichen der Bestandserhaltung
Jeder rette, was er kann

Stadtarchiv Singen | Foto: Beim Tag der offenen Tür im Stadtarchiv Singen, Leiterin Britta Panzer (rechts). swb-Bild: uj
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Singen. Das Singener Stadtarchiv im DAS-Gebäude war am vergangenen Sonntag durchaus gut besucht, als es seine Türen für die Interessierten öffnete. Alle zwei Jahren ruft der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) zum »Tag der Archive« auf. Dieses Jahr lautete das ausgegebene Motto »Von der Depesche bis zum Tweet«, was beim Singener Stadtarchiv sehr weit interpretiert wurde, wie Archivleiterin Britta Panzer berichtete.

»Uns geht es vor allem um Bestandserhaltung«, erzählte sie und nahm Bezug auf den vor kurzem geschlossenen Notfallverbund, bei dem sich alle öffentlich rechtlichen Archive im Landkreis Konstanz beteiligen.
Die zahlreich erschienenen Besucher konnten an einer von insgesamt drei Führungen teilnehmen, die die Diplomarchivarin und Leiterin Britta Panzer anbot. Zudem durften die Gäste selbst Hand an alten Dokumenten anlegen und versuchen, vorhandene Risse im Papier zu verschließen. Ergänzt wurde der durchaus informativ gestaltete Nachmittag durch einen Film, der den Besuchern zeigte, wie aufwändig bei einem Havariefall agiert werden muss, um Dokumente zu retten.

»Im Singener Archiv geht das aufbewahrte Schriftgut bis in das Jahr 1830 zurück. Urkunden sind sogar noch älter, diese beginnen bereits im frühen 16. Jahrhundert«, erzählte die Archivleiterin und breitete einen alten Plan mit zahlreichen Rissen an den Rändern versehen auf einem Tisch aus, an dem sich neugierig die Besucher drängten. »Solch einen Plan zu restaurieren ist sehr aufwändig, da er mit säurefreiem Papier hinterlegt und zusammengeleimt werden muss«, erzählte sie. Das müssten Experten machen und sei teuer. Es sei daher gut zu überlegen, was man restauriere und was nicht.»Einfacher und kostengünstiger ist eine Digitalisierung«, erklärte sie. »Der Vorteil liegt auf der Hand.Was digitalisiert ist, wird auch über das Internet veröffentlicht«.

Während der spannend vorgetragenen Führung im Archiv machte Britta Panzer deutlich, welche Mammutaufgaben die fünf Mitarbeiterinnen im Stadtarchiv zu bewältigen haben. Alleine die städtische Verwaltung würde pro Jahr Tonnen von Papier erzeugen. Da müsse man gut bewerten, was archiviert werden muss und was nicht. Am Beispiel des neuen Einkaufszentrums CANO machte sie deutlich, was sie meinte: »Spannend war die Frage der Fassadengestaltung. Hier haben wir alles archiviert, was sich um diese Frage dreht«. Außerdem habe es Bürgerinitiativen für und gegen das CANO gegeben. Das Stadtarchiv hat mit Genehmigung der Inhaber die zugehörigen Internetseiten gespiegelt.

Interessante Diskussionen gab es bei der Frage der Digitalisierung, schließlich gehe es darum, dass auch in zwanzig Jahren die Dateiformate gelesen werden können. »Wir können ja kein Computermuseum unterhalten«, meinte sie und verwies darauf, dass derzeit für Archivare bei Dokumenten der sogenannte »PDF-A« und bei Filmen das »AVI-Format« eingesetzt werden würde.

Zur Archivierung der Dokumente gehöre ein gutes Klima. Am besten seien Sandsteingebäude, dann reguliere sich das Klima selbst. Eine Klimaanlage ist die zweitbeste Lösung. In Singen gäbe es aber nur eine Belüftungsanlage, die im Sommer nicht optimal sei und sogar für Schimmelgefahr sorge. Deshalb wünscht sich die Leiterin dringend eine Klimaanlage, auch des Gesundheitsschutzes der Mitarbeiter wegen.
Besonders wichtig war ihr der Notfallverbund und nannte als populäres Beispiel das Stadtarchiv Köln, welches bei Bauarbeiten in das Grundwasser abgesackt war. In einer Übung werden die Stadtarchivare sogar eine Notfallübung in Konstanz abhalten, um im Notfall zu retten, was zu retten ist.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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