Karin Leyhe-Schröpfer (Herzlich Unverpackt e.G:) und Hans Philipp Okle (Okle/ Frischland) im Austausch
Kontrovers: Verpackt und Unverpackt - geht eine Welt ohne Plastik überhaupt?

Leyhe Schroepfer | Foto: Karin Leyhe Schröpfer ist Anhängerin von enkeltauglichem und somit nachhaltigem Leben, Gründungsmitglied des Singener Unverpacktladens, überzeugte Umweltschützerin und Singener Stadträtin B90/ Die Grünen.swb-Bild: privat
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  • Foto: Karin Leyhe Schröpfer ist Anhängerin von enkeltauglichem und somit nachhaltigem Leben, Gründungsmitglied des Singener Unverpacktladens, überzeugte Umweltschützerin und Singener Stadträtin B90/ Die Grünen.swb-Bild: privat
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Das scheiden die oft die Geister. Denn Plastik ist mehr als dass, was in den Meeren schwimmt und zunehmen Fischen das leben kostet. »Unverpackt« sagen die anderen, doch die Verpackungen sind eigentlich aus unserem Leben gar nicht mehr wegzubekommen. Zwei Standpunkte dazu.

Karin Leyhe-Schröpfer: Darum ist unverpackt die richtige Art des Einkaufs

»Es ist noch nicht so lange her, da schockierte das Bild eines toten Wales die Welt. Das Tier lag verendet am französischen Atlantikstrand. Noch mehr als der reine Anblick war die Überschrift schockierend: die Meeresforscher finden 16 Kilogramm Plastik im Magen des Wales.
Die Nachrichten machten wiederholt und schonungslos klar: Die Meere und Gewässer sind voller Plastik-Mikroplastik, ebenso viele Strände. Jahr für Jahr wachsen die Plastik-Müllberge. Sowohl Discounter als auch die klassischen Supermärkte verkaufen immer mehr vorverpackte Waren.
Eine Umkehr muss stattfinden. Zu viel Plastik sowie unnötige Verpackungen – eigentlich will ihn niemand- den Verpackungsmüllberg. Da die Verpackungen immer komplexer werden und häufig einen Mix aus unterschiedlichen Materialien beinhalten, ist auch das Recycling erschwert bis unmöglich. Einwegverpackungen sollten eingespart werden. Das erfordert ein klitzekleines verändertes Einkaufsverhalten, aber die Mission ist klar: unverpackt Einkaufen ermöglicht einen bequemen und nachhaltigen Alltag, und unterstützt damit die Umwelt.
Unser Singener UNVP (Unverpackt) Laden funktioniert so – der Kunde, bringt seine eigenen Beutel, Becher, Schraubgläser oder Dosen mit. Die vollen Behältnisse werden an der Kasse abgewogen, oder das Leergewicht abgezogen. Sämtliche praktischen Behältnisse gibt es übrigens auch im Laden.
Hier kann man Lebensmittel, Produkte für Körperpflege, sowie Haushaltsreinigung kaufen, genauso wie nützliche und schöne Dinge für den Alltag.
Wenn man bewusst die Menge einkauft die man auch wirklich braucht, gibt’s keine Reste die eventuell sogar dann weggeworfen werden (müssen).
Ganz klar, man kauft »nur« soviel man braucht – nämlich bedarfsgerecht. Im Sortiment sind bevorzugt regionale Produkte. Unser Laden wird als Genossenschaft geführt. Sich Gedanken zu machen um Konsum und Umwelt ist eine richtige Entscheidung, denn auch ein bewusster Einkauf ist für alle hilfreich.
Und es ist notwendig dass lose und unverpackte Einkaufsangebote wieder verstärkt den Einkaufsalltag aller Menschen prägen. Das ging früher
ja auch - warum sollte das heute nicht gehen.     Es wäre ein Akt der Achtsamkeit. Unser »herzlich unverpackt« Laden befindet sich am Singener Herz-Jesu-Platz (Marktplatz).
Mehr auf der Homepage: www.herzlich-unverpackt.de

Hans-Philipp Okle: Es kommt auf die Verwendung an

Klar – das Thema Verpackungen geht derzeit virulent durch die Gesellschaft. Ober »ohne« geht es nicht, macht Hans-Philipp Okle, Geschäftsführer des gleichnamigen Großhandelsunternehmens für Einzelhändler und auch als Betreiber der Frischland-Metzgerei in Singen deutlich. Verpackungen sind eben nicht nur »Kauf-mich«-Umhüllungen, die den Verbraucher aus den Regalen anschreien, sondern erfüllen auch eine sehr wichtige Funktion, wie er unterstreicht. „Gerade die Corona-Krise hat sehr deutlich gemacht, wie wichtig den Verbrauchern eine „unversehrte Ware“ ist, die also solche transportiert und auch verkauft wird, bei der der Verbraucher also sicher sein kann, dass der Inhalt eben sauber und unbedenklich ist. Und gerade beim Fleisch und bei Wurstwaren aus der firmeneigenen Manufaktur hat sich die Verpackung zum Beispiel als große Chance gezeigt, um Bio-Produkte, auf die Hans-Philipp Okle sehr großen Wert legt, und die auch Teil der Firmenphilosophie sind, um diese Produkte auch in kleinen Märkten anbieten zu können, die Kunde von Okle sind und die dadurch auch einen Vorteil für den Verbraucher bieten können. „Das Fleisch und die Wurstwaren werden bei uns unter höchsten Ansprüchen an die Hygiene produziert, diesen Zustand können wir durch eine Verpackung, die zudem mit einer sogenannten Schutzatmosphäre befüllt wird, effektiv verlängern, auf sieben bis 12 Tage. Das entspricht auch längst den Gewohnheiten der Verbraucher, die eben vieles nicht mehr für den sofortigen Verzehr kaufen und zum Beispiel Wocheneinkäufe tätigen, die Ware also auch noch eine Weile im Kühlschrank verbringt“, macht er deutlich. Und da spielt Hygiene eine große Rolle und die Erwartung der Verbraucher ist hier klar gesetzt.
Freilich, bei den Verpackungen sieht Hans-Philipp Okle durchaus Verbesserungsbedarf, was die Recyclingfähigkeit betrifft. Wichtig wäre es für den Großhändler, wenn die Verpackungen auch aus nur einem Grundmaterial bestehen würden und die nicht in Verbünden übereinandergeschichtet wären, was eine Wiederverwertung als Rohstoff oft unmöglich macht. Okle sieht es als möglich an, dass Verpackungen vielleicht in Zukunft gar auf Basis wasserlöslicher Stoffe produziert werden könnten um für einen Kurswechsel zu sorgen. Die aktuellen Diskussionen um Plastikmüll und die neuen Verordnungen der EU dazu würden das Thema derzeit auch antreiben.
Doch auch das Thema »unverpackt« ist für ihn nicht mehr von der Hand zu weisen, auch wenn es derzeit nur von einer kleinen Gruppe von Verbrauchern auch umgesetzt wird. „Wir werden das bei unserer nächsten Hausmesse im kommenden Frühjahr, die dann hoffentlich wieder in Präsenz in der Singener Stadthalle für unsere Kunden aus dem ganzen Südwesten zum Thema machen«, kündigte er an. Denn wie gesagt, es kommt immer auf die Verpackung an. Ohne wird es durch die ganzen Strukturen des Handels wohl nie gehen.

Leyhe Schroepfer | Foto: Karin Leyhe Schröpfer ist Anhängerin von enkeltauglichem und somit nachhaltigem Leben, Gründungsmitglied des Singener Unverpacktladens, überzeugte Umweltschützerin und Singener Stadträtin B90/ Die Grünen.swb-Bild: privat
Okle | Foto: Hans Philipp Okle ist Geschäftsführer des Großhändler Okle, mit eigener Frischland-Metzgerei.swb-Bild: okle
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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