Liebe Leserinnen und Leser,

die Welt von heute ruft jetzt nach guten Ideen. Und gute Ideen sind dann gute Ideen, wenn sie die Gefühle der Menschen gerade richtig treffen und sie angenommen werden. Den Karnevalisten in Nordrhein-Westfalen ist erst einmal nichts eingefallen, was zu den aktuellen Gefühlen passt und so haben sie schon jetzt den Straßen, Sitzungs- und Kneipenkarneval abgesagt, mit dem Hinweis, dass sich doch die Karnevalisten in den Orten kleine Karnevalsformate einfallen lassen sollen.

Und bei uns? Die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee hat die Narrentreffen bereits abgesagt (Seite 10) und am 17. Oktober entscheidet die Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narren (VSAN) über die Fastnacht. Wir hoffen auf kleine gute Ideen in Stockach, Singen, Radolfzell und in den anderen Städten und Gemeinden der Region, weil die Fastnacht nicht nur Teil unserer Kultur ist, sondern weil wir glauben, dass gemeinsam erlebter Spaß ein gesellschaftlicher Kitt ist, der äußerst wichtig ist und dieser Spaß – auch das haben die letzten Monate gezeigt - lässt sich digital nur als seltsame Karikatur erleben, irgendwie eben viel weniger erfüllend und nur an der Oberfläche wirkend.

Wir wissen aber auch, dass Fastnachter und Politikerinnen und Politiker zwei Gefühle berücksichtigen müssen: Die Gefühle der vielen Menschen, die Corona ernst nehmen und Regeln haben möchten und die Gefühle derer, die die Regeln vielleicht nicht einhalten werden und so eine »geregelte« Fastnacht unmöglich machen könnten.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie wir damit umgehen. Und die nächsten Wochen werden auch zeigen, wie im Singener Museum Art and Cars die neue Ausstellung ankommen wird: sie zeigt – und deshalb findet sie hier nicht nur Platz, sondern bekommt auch eine klare Empfehlung - was gute Ideen bewirken können: Gianni Versace hatte die Idee und das Netzwerk dafür, Mode mit Musik und Fotografie zu verbinden und begründete damit eine neue Zeit in der Modewelt, die Zeit der Supermodels. Zu George Michaels »Freedom« liefen die Models (DIE Models wie Claudia Schiffer, Tatjana Patitz und Naomi Campbell) und das war für die Gefühle gegenüber der Mode eine – eben: Befreiung. Die Ausstellung im MAC, die das dokumentiert mit handgenähten Stücken des noch heute meistgegoogelten Designers der Welt, kann man wie viele andere Kultur-Bemühungen (Behindertenkunstpreis in Radolfzell (Ausstellung in der Villa Bosch in Radolfzell), die Singener Maler noch bis 27.9. im Singener Rathaus) ebenfalls als Teil der Befreiung des kulturellen Lebens aus dem Lockdown bezeichnen. Diese mutigen Bemühungen, in der ohne Erwartungen aber mit umso mehr Leidenschaft viel Zeit und teilweise auch Geld investiert wurde – dafür appellieren wir leidenschaftlich – brauchen unsere Aufmerksamkeit. Was wann wo stattfindet, finden sie auf unseren waswannwo.tips-Seiten in dieser gedruckten Ausgabe und im Internet unter www.waswannwo.tips.

Ebenfalls mutig war die Volksbank, den Singener Stadtlauf zugunsten des Singener Frauenhauses virtuell zu veranstalten. Man rechnet nicht mit den gleichen Teilnehmerzahlen, aber vielleicht könnten wir, die Wochenblattleserinnen und -leser ja die Volksbank und das Frauenhaus überraschen (www.laufendmithelfen.de), zumal gewalkt, gewandert oder gerannt werden darf, über den Hohentwiel, durch den Stadtpark oder natürlich auf der ursprünglichen Laufstrecke.

Fünfstellig investiert hat Singen in die Erlebnisqualität der Singener City und so liefen jetzt mehrere Samstage hintereinander Schauspieler auf Stelzen und mit lustigen Verkleidungen durch die Stadt und sorgten für Spaß, Humor und ein bisschen mehr Bunt als man das gewohnt ist in diesen Zeiten. Chapeau, das hat sich gut angefühlt!

Wir übrigens glauben, dass viele dieser kleinen Ideen – gewissermaßen ein steter Strom solcher (umgesetzten) Ideen – ein Teil der Lösung sind für die Herausforderung, die die Corona-Welt und Digitalisierung und Globalisierung uns stellen. Weil die ganz großen Würfe sind doch gerade aus diesem Land leider oft Seifenblasen: Über Wirecard müssen wir hier nicht viel schreiben und seit dem Wochenende kursiert die Nachricht, dass Outfittery (der deutsche Onlinemodehändler mit Konstanzer Energie) nie Gewinn gemacht habe seit 2012 und jetzt laut Manager Magazin dringend 10 Millionen Euro suche.

Lassen Sie uns hier in der Region gemeinsam viele gute kleinere und größere Ideen verwirklichen, die die Gefühle unserer Mitmenschen ansprechen und so das Motto „Immer wieder nach den Sternen greifen ohne die Bodenhaftung zu verlieren“ in die lokalen Welten einbringen.

Da haben wir wirklich Lust drauf.

Carmen Frese-Kroll, Verlegerin

Anatol Hennig, Verlagsleiter

Oliver Fiedler, Chefredakteur

Autor:

Redaktion aus Singen

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