Liebe Leserinnen und Leser,

jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Papierkosten steigen, nicht wie wir gedacht haben, zum 1. Januar 2022, sondern rückwirkend zu Anfang Oktober 2021. Und sie steigen nicht ein bisschen, sondern richtig, um sage und schreibe 40 Prozent und werden voraussichtlich noch weiter steigen. Das wirft uns unsere Planung derzeit ordentlich durcheinander und wieder einmal sind wir in der Krise, die jetzige Coronalage nicht einmal eingerechnet.

Ein Grund aufzugeben, ist auch das nicht für uns. Aber: Wir werden mit dem Platz im Wochenblatt noch bewusster umgehen müssen und wir werden noch mehr darauf achten müssen, dass das, was Werbung im weitesten Sinne ist, im gedruckten Wochenblatt (inklusive Pressemitteilungen von Unternehmen, Institutionen und Behörden) auch bezahlt wird. Die Leistung, die wir dafür bringen, kann sich, denken wir und bekommen wir vielfach gespiegelt, sehen lassen: 86.000 Haushalte werden mit einer guten Mischung aus Lokaljournalismus und Werbung aus der und für die Region beliefert. Online auf unserem Nachrichtenportal www.wochenblatt.net für das Verbreitungsgebiet können wir da großzügiger mit unserem Platz umgehen und tun es auch.

Es wird uns weiter um den Lokaljournalismus gehen, von dem wir glauben, dass er der richtige ist für diese Zeit. (Dabei wissen wir, dass wir erstens nicht unfehlbar sind, zweitens lernen wir jeden Tag auch durch Ihre Resonanz (schreiben Sie uns gerne an: seitedrei(at)wochenblatt.net) und drittens müssen wir lernen, dabei zusätzlich mit knapperen Ressourcen umzugehen.) Und es wird uns weiterhin um die beste Werbewirkung gehen, die wir nach momentanem Wissensstand mit Ihnen, liebe Kundinnen und Kunden, erarbeiten können. Sprechen Sie dazu unser Werbewirkungsteam gerne an: Diese Werbewirkung, wissen wir von vielen Kunden, brauchen viele, nicht nur der lokale Handel, sondern Arbeitgeber, Dienstleister, Kulturtreibende in der Region gerade jetzt, in dieser Zeit.

Und jetzt möchten wir Sie etwas nachdenklich machen: Vielleicht denkt der eine oder andere von Ihnen: Das ist ja nur gut, dass die Papierpreise steigen, wegen der Umwelt und so. Und tatsächlich gibt es die einen oder anderen (auch Institutionen und Unternehmen), die solche kostenlosen Lokalzeitungen, wie wir es sind, gerne weg hätten. Genannt seien die Unternehmen, die online ihr Geschäftsmodell durch Print aufgehalten sehen, weil sie feststellen, dass die Werbewirkung in den Regionen über Gedrucktes in den Haushalten eben immer noch sehr gut funktioniert, in vielen Fällen, nicht in allen, besser als online.

Man erzählt uns ja von Seiten verschiedener Politiker*innen, es geht um Nachhaltigkeit. Nun, wenn es um Nachhaltigkeit gehen würde, dann müssten auch die Verpackungen Thema sein und damit der Onlinehandel politisch konfrontiert werden. Denn der Onlinehandel hat so viel Papier gebraucht in der Krise, um die zu beliefern, die nicht mehr in Singen, Stockach, Radolfzell, Engen, Gottmadingen, Hilzingen und sonst in der Region einkaufen waren, sondern bei Amazon und Co. gekauft haben – so viel Papier, dass das den Zeitungen und den Unternehmen, die mit Prospekten werben, jetzt fehlt. Das verteuert nun die Preise am Markt exorbitant und gefährdet gleichzeitig die Innenstädte.

Heisst so ungefähr: Scheinbar macht der Onlinehandel einen auf ökologisch, schnappt sich dann das Papier, dass die Zeitungen und die werbetreibenden stationären Händler dann nicht mehr haben, um Waren zu verpacken und auszuliefern, und produziert damit die gleichen ökologischen Folgen. Wenn es das wäre, dann könnte man ja sagen: So ist der Lauf der marktwirtschaftlichen Dinge, und wer das Papier verwendet, ist ja egal. Aber: Erstens schreibt sich der Onlinehandel auf die Fahnen, dass er ökologisch nachhaltiger ist als der stationäre Handel …
Und zweitens: So eine Wochenzeitung für alle bietet eine soziale Nachhaltigkeit, das war nicht zuletzt die Idee unseres Gründers Hans Joachim Frese: Lokaljournalismus für alle und Werbereichweite anzubieten. Eine gute Idee, der wir im Kern immer noch folgen. Wir gehen sogar so weit, dass wir glauben, dass wir da einen gesellschaftlichen Nutzen und einen Nutzen für die Demokratie erbringen, gerade in dieser verrückten Zeit.

Amazon übrigens ist auch Werbetreibender, sogar teilweise mit Papier: Insgesamt hat Amazon im ersten Quartal 2020 6,9 Millarden Dollar andere Umsätze gemacht, ein Großteil dieser anderen Umsätze sind Werbeeinahmen, auch welche, die aus Papierflyern kommen, die den Paketen beigelegt werden. Lokaljournalismus und Unterstützung der Gesellschaft in der Region finanziert Amazon aber nicht daraus, eher Flüge ins Weltall.

Unsere Chancen, bei der Politik für uns wirksames Gehör zu finden, sind indes eher gering, auch wenn uns, was uns freut, viele bescheinigen, wie wichtig wir sind. Ein paar Beispiele lesen Sie hier: Das geht uns alle an

Warum? Die Unternehmen mit den höchsten Lobbyausgaben in Brüssel sind laut lobbyfacts.eu Google (6 Millionen Euro/Jahr) und Facebook (5,7 Millionen Euro/Jahr). Da hat die lokale Bühne keine Chance, da kann sie nicht mithalten. Wie hoch die Lobbyausgaben in Berlin sind, wissen wir nicht, aber wir wundern uns nicht, dass mitten in der Krise die eigentlich schon angesetzte Presseförderung in Deutschland ersatzlos gestrichen wurde.

Das alles könnte uns jetzt hoffnungslos machen, aber schlussendlich bringt es uns dazu, einfach weiterzumachen, mit der Einstellung: Solange wir Nutzen bringen können und wir einen Beitrag leisten können in dieser Region, werden wir das tun und natürlich richten wir uns auf die Zukunft aus. Solange es Sinn macht, auch gedruckt in möglichst vielen Haushalten. Und noch macht genau das sehr viel Sinn, auch wenn wir uns zusammen mit unseren Kunden mit der Papierpreiserhöhung da jetzt kräftig durchbeißen müssen.

Wenn Sie mögen, würde es uns freuen, wenn Sie uns einfach mal die Daumen drücken würden, wir drücken sie Ihnen gerade jetzt auf jeden Fall. Das können wir gerade alle gut brauchen, gegenseitiges Daumendrücken, das hilft vielleicht besser als sich gegenseitig anzumaulen, wenn Corona uns jetzt wieder herausfordert.

Carmen Frese, Verlegerin
Anatol Hennig, Herausgeber
Oliver Fiedler, Chefredakteur
und das gesamte Wochenblattteam

Autor:

Redaktion aus Singen

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