Originelle Inszenierung der „Farm der Tiere“ im Schaffhauser Sommertheater
Manche sind eben gleicher als gleich

Sommertheater Schaffhausen | Foto: Eine fast schon magische Szene in der Alten Sternwarte bei der "Farm der Tiere" - oben thront Schwein Napolion, unten formiert sich die Gegenrebebellion gegen das "gleicher als gleich". swb-Bild: of
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Schaffhausen (of). Der Aufführungsort hat schon etwas magisches, denn die ehemalige Sternwarte in Schaffhausen auf einem Schulhof unterhalb der „Breite“ spielt sozusagen mit bei der diesjährigen Inszenierung von „Der Farm der Tiere“ nach George Orwell. Der Klassiker früherer Pubertierender (als man noch Bücher) las, wurde hier unter der künstlerischen Leitung von Jürg Schneckenburger nicht nur auf charmante Weise in Mundart adaptiert, sondern auch vom eigentlich als klare Kritik am Stalin-Sozialismus im Jahr 1945 verfassten Roman von Orwell, der drei Jahre später mit „1984“ ein noch schärferes Schwert gegen den Überwachungsstaat zückte, in eine Tragikomödie verwandelt, die manch allzu Menschliches in den tierischen Rollen mit Augenzwinkern kommentierte.

Die Story kennen die meisten: die Tiere jagen ihren Bauern vom Hof, weil er sie ausnutzt, sie dem Schlachthof ausliefern wird und zudem sich der Trunksucht ergeben hat. Ohne die Menschen soll es auch gehen, schließlich wissen die Tiere ja am Besten was sie brauchen und sie stellen ganz neue Regeln auf: Zum Beispiel eben dass alle Tiere gleich sind, und dass ein Tier kein andere Töten darf. Doch das Leben auf dem Hof verlangt nach solchen, die Entscheiden treffen, und die nicht immer erst alle Fragen ob es auch recht ist. Die Schweine (eine geniale Rolle für Heinz Rether als Napoleon wie auch für Lia Budkowski als „Schwatzwutz“) sind schnell zur Stelle, aber schnell stellt sich auch heraus, dass eben nicht alle gleich sind. Schnell werden die Schweine wie die Menschen und schinden Pferd, Esel, Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde um die Bequemlichkeit der Herrscher genießen zu können – auch der Alkohol und das Schlafen im Bett der Menschen lässt nicht lange auf sich warten. Grandios die Szene, als sich in der beginnenden Nacht die Kuppel der Sternwarte öffnet um die Bettgeschichten Napoleons zu offenbaren, während unten im Hof sich schon die Konterrebellion anbahnt.

Eigentlich haben alle SchauspielerInnen ihre tierische Rolle sehr originell verinnerlicht – eine wirkliche Stärke dieser Inszenierung, bei der man sich anfangs noch sehr konzentrieren muss, denn diese „Farm der Tiere“ kommt ohne jegliche elektrische Verstärkung aus. Die Gesten sind gekonnt und verdienen einen eigenen Applaus. Die Musik kommt von den Schauspielern selbst, und das erhöht die Originität dieser Inszenierung nochmals. Das sechste Schaffhauser Sommertheater das ein wirkliches Meisterstück.

Gespielt wird „Die Farm der Tiere“ noch bis zum 9. August von Mittwoch bis Sonntag,, jeweils 20.30 Uhr. Mehr unter www.sommerheater.ch

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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