Über Zukunft des Streuhau wird auch nach Vorstellung der neuesten Pläne heiß diskutiert
Naturschützer stemmen sich weiter gegen Hotelprojekt

Streuhau | Foto: Am Ende des Bürgerinfoabends waren die Anwesenden aufgefordert ein Stimmungsbild zu den vorgestellten Planungen abzugeben. Dieses fiel besonders bei den Gegnern des Projekts recht deutlich aus. Sie fordern: »Keine Bebauung«. swb-Bild: dh
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Radolfzell. Wie geht es weiter für den Streuhau? Diese Frage bewegt die Stadt Radolfzell inzwischen seit fast zwei Jahrzehnten. Im Rahmen eines Bürgerinfoabends im Milchwerk wurde darüber erneut heiß diskutiert. Gemeinderat, Stadtverwaltung und Investor Bernd Schuler vom Bora-Hotel möchten in dem Bereich, der sich direkt am Ortseingang von Radolfzell zwischen Bodenseereiter und Herzen befindet, eine touristische Nutzung ermöglichen. Dagegen gibt es allerdings Widerstand aus Teilen der Radolfzeller Bevölkerung. Ihre Forderung lautet: Der gesamte Bereich, Streuhau/Bodenseereiter soll ein Naturschutzgebiet werden. Aktuell sieht der Flächennutzungsplan allerdings noch die Möglichkeit einer touristischen Nutzung vor.

Neueste Planungen vorgestellt

Inzwischen liegen die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs vor, den Investor Bernd Schuler durchgeführt hat. Diese wurden bereits im Gemeinderat diskutiert und nun auch am Bürgerinfoabend vorgestellt. Oberbürgermeister Martin Staab erläuterte die Entwürfe. Einer von beiden sieht einen Hotel- und Restaurantneubau am westlichen Rand des Streuhaus vor, quasi als Riegel zum zukünftigen »Dienenden Landschaftsschutzgebiet« Bodenseereiter fungieren würden. Im Streuhau selbst sind auf dem Entwurf rund 40 Ferienhäuschen oder »Chalets«, wie es im Plan heißt, eingezeichnet. Diese sind entlang eines U-förmigen Wegs angeordnet, um die wertvollsten Biotopflächen des Streuhaus auszusparen, wie der Oberbürgermeister erläuterte. Beim zweiten Entwurf befinden sich im Streuhau nur noch die beschriebenen »Chalets«. Der Hotelneubau rückt hingegen auf die westliche Seite der Bora, ins Herzen. Man habe »intensiv an der Reduzierung der für die Hotelerweiterung benötigten Flächen gearbeitet«, betonte OB Staab.

Wem nützt es?

Investor Bernd Schuler erklärte, dass die Hotelerweiterung notwendig sei, weil das bestehende Bora-Hotel aktuell zu klein sei, um bestimmte Angebote wie Yogakurse oder kleinere Ausflüge in die Umgebung sinnvoll und wirtschaftlich anbieten zu können. Zudem wolle man insbesondere mit den »Chalets« ein Angebot für Familien schaffen, das bisher fehle. OB Martin Staab fügte hinzu, dass die Weiterentwicklung eines »sanften Tourismus«, wie ihn der Gemeinderat 2012 beschlossen habe, auch die Radolfzeller Wirtschaft und den Einzelhandel stärke. Daneben würden im Hotel neue Arbeitsplätze entstehen und die Einnahmen aus der zusätzlichen Kurtaxe kämen der Radolfzeller Allgemeinheit am Ende wieder zugute, betonte Nina Hanstein, die Geschäftsführerin der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH. »Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Radolfzell braucht Wachstum«, betonte sie.

Scharfe Kritik bleibt bestehen

Dass ein solches Wachstum nicht unbegrenzt weitergehen könne und dürfe, darin waren sich zahlreiche der anwesenden Bürgerinnen und Bürger einig, wie die Wortmeldungen aus dem Publikum im Laufe des Abends zeigten. Sie kritisierten, dass angesichts der aktuellen »Klimakatastrophe« an dieser Stelle keine weiteren Eingriffe in die Natur stattfinden sollten. Hans Weber vom Hotel Krone gab zu bedenken, dass es besser wäre, den Tourismus in den Monaten November bis März zu stärken, anstatt noch mehr Tourismus im Sommer zu ermöglichen. »Wir sollten nicht die Monate noch weiter ausbauen, die ohnehin schon gut laufen, sondern Tourismusanreize für den Winter schaffen, um die bestehenden Hotels, die in dieser Zeit freie Kapazitäten haben, zu unterstützen. Das wäre zudem ein Alleinstellungsmerkmal für Radolfzell«, betonte er. Ähnlich war die Argumentation von Bianca Pelli aus dem Publikum. Sie befürchtet, dass dieses Projekt den bestehenden Hotels ihre Lebensgrundlage nehmen könnte. Außerdem fürchtet sie eine Vermüllung im Streuhau, ähnlich wie sie es ihren Angaben zufolge auf der Mettnau beobachtet.

Auch Bedenken in Bezug auf den Hochwasserschutz wurden geäußert. Christine Harter vom Landratsamt Konstanz erläuterte, dass Neubauprojekte in Hochwassergebieten wie dem Streuhau eigentlich grundsätzlich nicht genehmigt werden. Für eine »Hotelerweiterung« könne aber unter bestimmten Umständen eine Ausnahme gewährt werden, machte sie deutlich. Das Verfahren sei indes noch nicht abgeschlossen.

Kritiker: Eine Variante fehlt

Es gab jedoch auch positive Stimmen aus dem Publikum. Hansjörg Blender etwa betonte, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht ausschließen dürfen. »Außerdem ist es wahrscheinlich auch im Hinblick auf den Klimaschutz besser, wir schaffen hier Angebote für Familien, damit diese in Radolfzell Urlaub machen, anstatt um den halben Globus zu fliegen. Wir müssen zusehen, dass Radolfzell mit einem vernünftigen, nicht mit einem übertriebenen Wachstum vorankommt«, so Blenders Standpunkt. Am Ende hatten die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit ein Stimmungsbild abzugeben. Dazu waren auf Plakatwänden drei mögliche Varianten für die Zukunft des Bereichs Streuhau/ Bodenseereiter abgebildet. Scharfe Kritik gab es jedoch daran, dass keine der Varianten vorsah, das ganze Gebiet zu einem Naturschutzgebiet zu machen.

- Dominique Hahn

Streuhau | Foto: Am Ende des Bürgerinfoabends waren die Anwesenden aufgefordert ein Stimmungsbild zu den vorgestellten Planungen abzugeben. Dieses fiel besonders bei den Gegnern des Projekts recht deutlich aus. Sie fordern: »Keine Bebauung«. swb-Bild: dh
Streuhau | Foto: Direkt am Ortseingang von Radolfzell, zwischen der Zeppelinstraße (im Vordergrund) und dem Ufer des Bodensees, liegt das Gebiet Streuhau. Stadt und Investor möchten hier eine touristische Nutzung ermöglichen, während Naturschützer dafür plädieren das Area
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Redaktion aus Singen

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