WOCHENBLATT-Interview mit Frank Karotsch im Wirtschaftsmagazin »Warum die Besten zu uns gehören«
»Partys sind nicht drin«

Frank Karotsch  | Foto: Frank Karotsch äußerte sich im WOCHENBLATT-Interview zu seinem Sport, Motivation und Erfolgsrezepten. swb-Bild: privat
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Stockach. Und ewig lockt die Couch. Vor allem bei Dunkelheit, Nieselregen, Minusgraden, Schnee oder Hagel. Da rausgehen und Sport treiben? Kostet Überwindung und Disziplin. Aber es lohnt sich, meint Frank Karotsch, denn der Sport gebe viel zurück und helfe auch im Berufsleben. Ein Interview mit dem vielfachen Deutschen Meister, Welt- und Europameister im Laufen über 800, 1.500, 3.000 und 5.000 Meter sowie über zehn Kilometer und im Crosslauf.

WOCHENBLATT: Bedeutet Erfolg im Sport auch Erfolg im Beruf?

Frank Karotsch: Auf jeden Fall. Der Sport gibt viel zurück. Auch im Berufsleben. Denn er stärkt das Selbstbewusstsein, das Durchsetzungsvermögen und die Disziplin. Im Trainingsalltag, bei Wettkämpfen und Turnieren muss man seine Leistung bringen, man merkt, was man kann, und man lernt, dass man große Hürden packen kann. Diese Gefühle können eins zu eins im Beruf umgesetzt werden. Durch die persönlichen Erfolgserlebnisse im Sport weiß man, dass man vieles schaffen kann und man geht ganz anders an viele oder auch neue Aufgaben heran. Die Aussage »Ich weiß nicht, ob ich das kann« kommt so gar nicht erst auf.

WOCHENBLATT: Aber es gibt auch lustlose Tage, schlechte Tage, kalte Tage?

Frank Karotsch: Harte Disziplin und ständige Selbstmotivation sind schon nötig. Gerade bei schlechtem Wetter. Doch das sind nur die ersten zwei Minuten, bis man draußen und voll dabei ist. Dann überwiegt der Spaß an der Bewegung, an der Tätigkeit an der frischen Luft, am Herauskommen aus dem Alltag. Es muss ja nicht stundenlang sein, oft reicht schon eine halbe Stunde. Und beim Sport schwitzt man sowieso – man wird also auf jeden Fall nass. Da ist es egal, ob es regnet oder schneit.

WOCHENBLATT: Wie wichtig sind gute Platzierungen und Turniersiege?

Frank Karotsch: Natürlich freut man sich über gute Platzierungen und Siege, weil dadurch die Anstrengungen im Training bestätigt werden. Aber am Ende ist es egal, ob man Erster oder Letzter wird. Wichtig ist, dass man den inneren Schweinehund bekämpft hat, ins Ziel gekommen ist und sich ein persönliches Wohlgefühl einstellt. Eine gute Zeit ist schon eine gute Sache, doch sie ist auch gefährlich, weil man noch schneller werden will. Und es ist eben nicht immer so, dass man sich von Wettkampf zu Wettkampf steigern kann.

WOCHENBLATT: Und da kann Doping helfen?

Frank Karotsch: Ich habe in meinem Leben an die 20 Dopingkontrollen passieren müssen, und ich habe nie etwas genommen und würde nie etwas nehmen. Aber ich verdiene auch nicht meinen Lebensunterhalt mit dem Sport. Bei den Profis ist die Situation eine andere, und ich kann jeden hauptberuflichen Sportler verstehen, der zu unerlaubten Mitteln greift. Die Anforderungen etwa bei der Tour de France können allein mit Apfelsaft und Nudeln nicht geschafft werden. Der Sportler führt aus, was die Sponsoren und das Publikum wollen - nämlich immer noch schneller, weiter und höher zu kommen. Und die Profis leben von ihrem Sport – es ist für sie auch eine existenzielle Frage. Doch auch hier bin ich für Konsequenz: Wer erwischt wird, muss es zugeben und auf Lebenszeit gesperrt werden. Denn Doping ist eine Gefahr für jeden Sportler. Auch und gerade für die Hobbysportler. Denn sie können sich verbotene Substanzen im Internet bestellen und nehmen sie dann unkontrolliert im stillen Kämmerlein ein. Ein Profi hat zumindest ein Ärzteteam beratend und regulierend im Rücken.

WOCHENBLATT: Über drei Jahrzehnte Leistungssport. Wie haben Sie es geschafft, solange am Ball zu bleiben?

Frank Karotsch: Dazu braucht man wiederum eiserne Disziplin, aber auch eine gewisse Begabung, ein angeborenes Talent und ein Können tief in einem drin sind hilfreich, denn damit fällt vieles leichter. Dranbleiben ist ebenfalls wichtig. Denn man gibt vieles auf. Partymachen und Feste feiern, ist eben nicht drin. Und auch soziale Kontakte bleiben auf der Strecke. Doch dafür gewinnt man andere Kontakte über den Sport.

Interview: Simone Weiß

Dieser Text ist aus dem Wochenblatt-Magazin Warum die Besten zu uns gehören, welches Sie unter dem Link www.wochenblatt.net/jobbuch2018 finden.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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