Hallo und guten Tag
Tradition und Werte

Bei meinen abendlichen Spaziergängen mit meinem Herrchen bekomme ich jetzt immer das leuchtende Halsband angezogen, damit mich alle gut sehen können. Auch die anderen im Dunklen aktiven Zwei- und Vierbeiner sind durch ihre leuchtende Kleidung oder blinkende Lichter von Weitem gut zu erkennen. Als wir letzte Woche unterwegs waren, kamen uns ganz viele bunte Lichter auf unserer Runde entgegen. Lauter kleine Zweibeiner mit hübschen Laternen an Holzstöckchen kamen singend die Straße entlang. Eine große Menschentraube von Mamas und Papas, Omas und Opas folgte ihnen. Leider sangen von den großen Zweibeinern nicht viele mit, weshalb die hellen Stimmchen der kleinen Zweibeiner etwas verloren wirkten. Stattdessen schnappte ich Wortfetzen wie »… zum Glück sind wir in diesem Jahr zum letzten Mal dabei« oder »… bin froh, wenn wir nachher zu Hause sind!« auf. Ich hatte den Eindruck, dass für manch einen der erwachsenen Zweibeiner dieser wunderschöne Umzug zu den lästigen Pflichten gehört. So eine Veranstaltung hat doch einen Ursprung und möchte eine Tradition bewahren. Mit dem bunten Lichterzug und den dazu gesungenen Liedern sollten die Menschen an den heiligen St. Martin erinnert werden. Wie bei vielen anderen christlichen Festen ist wohl auch hier der eigentliche Sinn vielen nicht mehr geläufig. Dass es bei dem Zweibeiner, zu dessen Ehren mit Laternen durch den Ort gezogen wird, um das Teilen geht, ist in meinen Hundeaugen ein ganz wichtiger Punkt im Zusammenleben der Menschen. Viele Zweibeiner verstehen unter dem Begriff »Teilen«, dass ausgemusterte Dinge, die sowieso weggeschmissen werden, an jemand anderen weitergegeben oder verschenkt werden. Wie wäre es, wenn man etwas abgeben würde, das einen echten Verzicht darstellt? Wer würde das machen? Und was wäre für Sie ein echter Verzicht … bzw. wie viel wären Sie bereit für andere Menschen zu geben? So ein Martinsumzug gehört zu einer gelebten Tradition. Viele Zweibeiner beklagen, dass Tradition nicht mehr richtig gelebt wird, der Sinn vieler Feste und Feiertage nicht mehr bekannt ist und man arbeitsfreie Tage lediglich als zusätzliche Freizeit sieht. Sind die Menschen da nicht selbst dran schuld? Wenn schon solch ein Martinsumzug als lästiges Übel angesehen wird und den Kindern durch das Verhalten der Eltern vermittelt wird, dass man lieber zu Hause geblieben wäre, ist das nicht schon der Todesstoß für eine Veranstaltung, bei der menschliche Werte vermittelt werden? Ich bewunderte die Erzieherinnen und Erzieher, welche mit vollem Einsatz die Lieder mit den Kindern sangen als sie an mir vorbeiliefen. Sie sind es, die in den Kindergärten und Kindertagesstätten den Kleinen die Traditionen und den Sinn der einzelnen Feiertage vermitteln und dazu beitragen, dass solche besonderen Veranstaltungen durchgeführt werden. Gäbe es sie nicht, wer würde dann die schönen Laternen basteln und den Umzug organisieren? Die herannahende Weihnachtszeit, welche durch die blinkenden und glitzernden Dekorationen in manchen Vorgärten bereits jetzt schon Einzug gehalten hat, enthält ebenfalls viele alte Traditionen und Bräuche … vielleicht lassen Sie die ein oder andere bei sich zu Hause aufleben und erinnern sich daran, wie sich diese in Ihren Kindertagen angefühlt hat. Es sind nämlich oft die traditionellen Erlebnisse im Leben der Zweibeiner, die wie verloren geglaubte Rettungsinseln im chaotischen Alltag wirken können.

Ihr Struppi.

Autor:

Redaktion aus Singen

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