Großes Entsetzen über Diebstahl von 438 Jahre alten Grenzstein im Großen Tannenwald
Unfassbarer Frevel an Lokalgeschichte

Grenzstein Diebstahl | Foto: Am Tatort im Großen Tannenwald beim Bruderhof (v.l.): Forstrevierleiter Andreas Ehrminger, Wochenblatt-Leser Dieter Kunze, Helmut Fritz (Kreisforstamt), Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald, Dipl.Ing. Elke Schultze-Graf (Vermessungsbehörde Singen), Kriminalhau
  • Grenzstein Diebstahl
  • Foto: Am Tatort im Großen Tannenwald beim Bruderhof (v.l.): Forstrevierleiter Andreas Ehrminger, Wochenblatt-Leser Dieter Kunze, Helmut Fritz (Kreisforstamt), Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald, Dipl.Ing. Elke Schultze-Graf (Vermessungsbehörde Singen), Kriminalhau
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Singen. 438 Jahre gab er den Waldarbeitern, Wanderern, gar den Truppen Widerholds, Förstern und Jägern im Großen Tannenwald beim ehedem württembergischen Bruderhof klare Orientierung, teilte Württemberg von Baden, gehörte als markanter Blickfang zum Spazierweg Einheimischer. In der Zeit von Karfreitag 10:30 Uhr bis Ostersonntag 12 Uhr wurde er feige gestohlen: der gut 230 kg schwere, 1,40 m hohe Grenzstein. Aus Rohrschacher Sandstein, Träger des württembergischen Hoheitswappens Hirschhorn und rückseitig des Radolfzeller Wappens, einem halben Reichenauer Kreuz, mit der Jahreszahl 1581, „der Letzte und Schönste dieser 1581 gesetzten Marksteine“, erklärte der sichtlich betroffene Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald beim Pressegespräch am Freitag am Tatort: Einem Waldweg, der rechter Hand von der Landstrasse Richtung Friedingen abzweigt.

WOCHENBLATT-Leser Dieter Kunze hatte die Freveltat entdeckt und sofort gemeldet, wofür es Dank von allen Seiten gab. Für Michael Franke und Kriminalhauptkommissar Reiner Zeller vom Polizeiposten Steißlingen „kein Kavaliersdelikt“, sondern eine so „noch nie erlebte“ Straftat, ein schwerer, mit hohen Strafen belegter Verstoß gegen den Denkmalschutz, zudem eine Ordnungswidrigkeit gegen das Vermessungsgesetz in Tateinheit mit schwerem Diebstahl, möglicherweise Hehlerei und Verstoß gegen Kulturschutzgesetz bei Ausschaffung.

Die Staatsanwaltschaft Konstanz wurde bereits eingeschaltet. „Wir sind für jegliche Hinweise aus der Bevölkerung dankbar“, so Zeller. Wer hat in der fraglichen Zeit auffällige Fahrzeuge oder Aktivitäten von wenigstens zwei Personen beobachtet, wer kann etwas über den Verbleib oder das Versteck aussagen? „Wir bitten um Hilfe aus der Bevölkerung“, so Dr. Hald, „Bitte achten Sie noch mehr auf unsere Geschichtszeugen“.

Kopfschütteln ob der Dreistigkeit der Diebe auch bei Abteilungsleiterin Elke Schultze-Graf sowie Uwe Weiß von der Singener Vermessungsbehörde, die sich mit Helmut Fritz vom Kreisforstamt („Sollen wir künftig Steine nur noch im Museum bewundern?“) und Revierleiter Andreas Ehrminger vom Forstrevier Moos einig sind: Es wäre mehr als ein tragischer, unersetzlicher Verlust an historischem Kultur- und Geschichtsgut dieser Region, bliebe der wunderschöne, markante Grenzstein in Diebeshand, der, so Dr. Hald, „100 Jahre nach der Entdeckung Amerikas“ bei uns gesetzt wurde und den Rang eines kleinen Denkmals einnimmt, „wie ein Bildstock, ein Kreuz in der Kirche“!

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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