Alter Dieselmotor von 1965 wird wieder auf Vordermann gebracht vor der Saison
Verjüngungskur für die MS Karlsruhe

MS Baden BSB | Foto: Paola Lisi und Stefan Klaiber bei den Feinarbeiten an einer Nockenwelle auf dem MS „Karlsruhe“. swb-Bild: SWKN
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Konstanz. Herzblut, Können und Präzision sind gefragt, wenn man dieser Tage auf dem Motorschiff (MS) “Karlsruhe” arbeitet: Während der Wintermonate liegt das Schiff, das 1937 gebaut wurde und damit zu den ältesten Exemplaren der Weißen Flotte zählt, in der Konstanzer Werft der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). Zehn Männer und Frauen überholen dort die beiden Hauptmotoren, welche das Schiff normalerweise mit jeweils 400 PS antreiben.

Eine echte Herausforderung für die Mannschaft, wie Werftleiter Mathias Ficek erklärt: „Diese Generalüberholung zählt zu den aufwändigsten Projekten, die wir in Konstanz durchführen. Wir bauen die Motoren komplett auseinander, erneuern verschlissene Elemente und reinigen alles ganz gründlich. Denn schon kleine Schmutzrückstände können bei bestimmten Teilen gravierende Folgen haben.“ Deshalb müssen die Mitarbeiter bei jedem Arbeitsschritt präzise vorgehen.

Hinzu kommt, dass die Motoren Baujahr 1965 sind, weshalb bestimmte Teile gar nicht mehr produziert werden und Ersatz somit nur äußerst schwer aufzutreiben ist. Neben MS „Karlsruhe“ verfügen nur noch die Motorschiffe „Baden“ und „Schwaben“ über diese Art von Motoren – im Fachjargon „MWM RH435“ genannt. Auch auf MS „Schwaben“ wird parallel in Friedrichshafen dieselbe Motorenüberholung durchgeführt.

Fundierte Ausbildung wichtig

„Die Wartungsintervalle werden vom Hersteller vorgegeben, in diesem Fall ist die aufwändige Revision alle fünf Jahre notwendig“, erläutert Mathias Ficek. „Wir sind natürlich stolz darauf, dass wir das Fachwissen hier vor Ort haben und diese Arbeiten selbst durchführen können, zumal es immer weniger Fachfirmen rund um den See gibt. Unsere Jungs und Mädels kennen das Schiff in- und auswendig. Da zeigt sich, dass eine fundierte Ausbildung wichtig ist – und die können wir glücklicherweise bieten.“ So werde auch technisches Fachwissen von den älteren an die jungen Mitarbeiter weitergegeben.

Blaumann statt Uniform

Was viele nicht wissen: Die Menschen, die in der Werft arbeiten, sind zu einem Teil auch diejenigen, die im Sommer in Uniform auf den Schiffen unterwegs sind. Im Winter wird das weiße Hemd gegen den Blaumann getauscht und die Flotte auf die neue Saison vorbereitet. Zudem sind auch einige Quereinsteiger in der Werft beschäftigt. Viele der Mitarbeiter sind also nicht nur nautisch geschult, sondern bringen auch eine handwerkliche Ausbildung mit, etwa als Schlosser oder Elektriker. „In der Schifffahrt sind die Meisten mit ganzem Herzen verankert, das merkt man bei solchen Großprojekten. Es ist eben die Vielseitigkeit des Jobs, die den Unterschied ausmacht“, sagt Mathias Ficek.

Sechsstellige Investition

Zwischen 180.000 und 200.000 Euro investieren die BSB, damit die Motoren weiter laufen und die Fahrgäste im Sommer in den Genuss des altgedienten Schiffs kommen können. Neben der Motorenrevision wird auf MS „Karlsruhe“ ein neues Stromerzeugeraggregat eingebaut und die Heizkesselanlage erneuert. Auch die Propeller werden ausgebaut und nach Heidenheim zu Voith Schneider geschickt, um die Dichtigkeit zu prüfen.

Das Schiff

MS „Karlsruhe“ bietet Platz für bis zu 800 Personen und ist schwerpunktmäßig im Obersee sowie dem Überlinger See im Einsatz. Heimathafen des Schiffs ist Konstanz. Es ist knapp 56 Meter lang, über 11 Meter breit und wurde von der Deggendorfer Werft und Eisenbahnbau GmbH gebaut. Es galt bis in die Fünfzigerjahre als einer der Prototypen der modernen Dreideckschiffe.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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