Neujahrsempfang erstmals als Video-Botschaft aus dem Milchwerk
Virtueller Start in die Heimattage

Neujahrsempfang Staab | Foto: OB Martin Staab stand bereits in der vergangenen Woche im Milchwerk vor den Kameras für die Aufzeichnung seiner Neujahrsrede. swb-Bild: Stadt Radolfzell
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  • Foto: OB Martin Staab stand bereits in der vergangenen Woche im Milchwerk vor den Kameras für die Aufzeichnung seiner Neujahrsrede. swb-Bild: Stadt Radolfzell
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Radolfzell. Rund 110 Mal wurde es bis Sonntagabend auf der Online-Videoplattform Youtube angeklickt: das Video zum Radolfzeller Neujahrsempfang 2021. Eigentlich wäre daraus ein großes Fest mit vielen Gästen und vor allem mit dem Besuch des Ministerpräsidenten gewesen, denn die Veranstaltung sollte gleichzeitig Auftakt für die Radolfzeller Heimattage 2021 sein. Doch daraus wurde coronabedingt nichts. Stattdessen wurde die Veranstaltung kurzerhand ins Internet verlegt OB Martin Staab hielt seine Neujahrsrede bereits vergangene Woche im Milchwerk vor den Kameras eines regionalen TV-Senders. Die Ausstrahlung erfolgte dann am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr, also zu dem Zeitpunkt zu dem der Neujahrsempfang eigentlich stattgefunden hätte.

In seiner Rede blickte das Radolfzeller Stadtoberhaupt auf ein Jahr zurück, dass sich beim letzten Neujahrsempfang wohl noch niemand hätte vorstellen können. »Bewährte Systeme mussten rapide geändert, Strukturen ständig erneuert werden und wir mussten schnell handeln. Wir brauchten Mut, Entscheidungen zu treffen, und noch mehr Mut, sie zu revidieren«, so Staab. Vieles sei auch 2021 noch im Ungewissen. Die wirtschaftlichen Folgen der Krise etwa seinen bisher noch nicht absehbar. Aber »Auf diese Veränderungen müssen wir uns einstellen, und versuchen das Beste daraus zu machen und ganz neue Wege zu gehen«.

Als eine der großen Aufgaben bei der Bewältigung der Krise sieht Staab die Aufhebung der gesellschaftlichen Spaltung, die seiner Meinung nach in den letzten Monaten durch die Corona-Pandemie sehr deutlich zutage getreten ist, verbunden mit einem »Erstarken der linken und rechten Ränder der Gesellschaft«. Für Staab ist diese Problematik nur zu lösen durch eine neue »Suche nach Maß und Mitte«, bei dem das Prinzip »was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andren zu«, im Vordergrund stehen müsse.

Durchhalten gefragt

Der Oberbürgermeister dankte in seiner Rede allen, die sich in den letzten Monaten konsequent an die Maßnahmen gehalten haben, verbunden mit der Bitte, dies noch die nächsten Monate durchzuhalten. »Sicher werden wir im zweiten Quartal des Jahres schon eine Verbesserung durch sinkende Erkrankungszahlen und steigende Impfquoten verspüren. Eine neue Normalität wird uns mehr Freiheiten geben«, so Staab.

Gleichzeitig gelte es weiter an der Zukunft der Stadt zu bauen, wobei der Klimawandel noch immer eines der drängendsten Probleme sei, erklärte der Rathauschef. Nicht zuletzt deshalb steht derzeit das Nahverkehrskonzept auf dem Prüfstand. Die Konzessionen für den Stadtbus laufen 2023 aus und müssen neu ausgeschrieben werden. Dabei soll die Verknüpfung von Bus, Bahn und Radverkehr noch weiter gestärkt werden. Bei den Bussen soll zudem Augenmerk auf zukunftsweisende klimaneutrale Antriebstechnologien wie etwa Wasserstoff gelegt werden.

Daneben soll im Mai der Spatenstich für das geplante klimaneutrale Gewerbegebiet Blurado erfolgen. Besonderes Augenmerk solle weiterhin auch auf den weiteren klimaneutralen Ausbau der Stadtteile Liggeringen und Möggingen liegen, die bereits auf einem guten Weg seien, klimaneutral zu werden. Laut Berechnungen der Stadtverwaltung könnte Liggeringen dieses Ziel unter Umständen sogar schon 2025 erreichen. Dabei steht für den OB fest: Einschränkungen und Regeln sorgen nicht für eine hohe Akzeptanz in Sachen Klimaschutz. Vielmehr müssen Anreize geschaffen werden und ein Wettbewerbsgedanke entstehen, damit Klimaschutz Spaß mache. Ins Gericht ging der OB in seiner Rede jedoch mit den Kritikern eines Hotelprojekts, welches im Streuhau umgesetzt werden soll. Eine »lautstarke Minderheit« verkenne ihmzufolge, dass »auch solche Projekte für die Lebensqualität und die Arbeitsplatzsicherheit der Menschen wichtig sind. Zudem wird verkannt, dass schon über ein Jahrzehnt im Baugesetzbuch ein vollkommener Ausgleich für Eingriffe vorgeschrieben ist«, erklärte er.

Auch in den Ortsteilen viel zu Tun

Ein Projekt, dass die Stadt in den nächsten zwei Jahren beschäftigen, und den städtischen Haushalt maßgeblich bestimmen wird ist der Neubau der Markolfhalle in Markelfingen zusammen mit der Sanierung des Feuerwehrhauses. Aber auch in den anderen Ortsteilen steht viel auf dem Plan. Sei es die Erschließung von neuen Wohngebieten oder der Ausbau des Radverkehrskonzepts mit neuen Radabstellanlagen in Markelfingen und Böhringen. In Liggeringen könne man sich auf die Planungen für die Hallensanierung freuen. In der Kernstadt sollen schon bald die Bagger rollen, um die neue Gastronomie an der Mole zu errichten.

Zu guter Letzt richtete der OB natürlich den Blick in den Herbst, wenn die Radolfzellerinnen und Radolfzeller wieder gefragt sind, ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. Er kündigte an, für eine weitere Amtszeit kandidieren zu wollen.

Vorfreude auf die Heimattage

Grußworte zum Startschuss für die Heimattage gab es von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dem Oberbürgermeister von Sinsheim, Jörg Albrecht, der mit seiner Stadt im vergangenen Jahr Gastgeber der Heimattage war. Diese mussten allerdings pandemiebedingt ausfallen. Der Vorteil der Radolfzeller Planer ist, dass sie Corona schon in ihre Planungen aufnehmen und Veranstaltungen entsprechend anpassen konnten, erklärte Christine Braun, die Leiterin der Geschäftsstelle Heimattage. Für Ministerpräsident Kretschmann haben die Heimattage in diesen Zeiten nochmals an Bedeutung gewonnen, denn »Viele Menschen haben im Vergangenen Jahr aus der Not eine Tugend gemacht und ihre Sinne für die Heimat geschärft. Da hieß es dann Zeller See statt Gardasee und Mettnau statt Mallorca«, führte er in seiner Videobotschaft aus Stuttgart aus. Auch er hofft, dass 2021 wieder mehr Normalität bringt und damit auch bei den Heimattagen wieder mehr Präsenzveranstaltungen möglich werden.

Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang, in dessen Rahmen auch die virtuelle Übergabe der Heimattage-Fahne vorgenommen wurde, corona-konform von einer kleinen Bläsergruppe des Musikvereins Markelfingen, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern kann.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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