Bewegende Rede zum Gedenken aller Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewaltherrschaft
Volkstrauertag – aktuell wie nie zuvor

Volkstrauertag Radolfzell  | Foto: Die Feierlichkeit zum Volkstrauertag wurde durch die Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Martin Staab, Bürgermeisterin Monika Laule, die Vorsitzende des Präventionsrates Nina Breimaier und Landtagsabgeordneten Jürgen Keck beendet.swb-Bild: uj
  • Volkstrauertag Radolfzell
  • Foto: Die Feierlichkeit zum Volkstrauertag wurde durch die Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Martin Staab, Bürgermeisterin Monika Laule, die Vorsitzende des Präventionsrates Nina Breimaier und Landtagsabgeordneten Jürgen Keck beendet.swb-Bild: uj
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Radolfzell. Der Vorsitzenden Nina Breimaier des Präventionsrats der Stadt Radolfzell fiel es schwer, an einem Ort, der immer wieder zu Auseinandersetzungen herausfordert, die Gedenkfeier des Volkstrauertages abzuhalten. Sie stellte die Frage in den Raum, ob das Kriegerdenkmal am Luisenplatz noch zeitgemäß für diesen Anlass sei.
Mit ihrer brillanten Rede überzeugte sie die rund siebzig Teilnehmer, die am vergangenen Sonntag trotz Regen an der Feierlichkeit teilnahmen. Es gelang ihr gleichermaßen, den Toten zu gedenken, zu mahnen, Brücken zu bauen, aber auch Grenzen zu ziehen.
Der Volkstrauertag, der 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt wurde, ist für Breimaier so aktuell wie nie zuvor. Seit 1952 wird das Totengedenken traditionell vom Bundespräsidenten bei der Gedenkfeier im Deutschen Bundestag gelesen.
Schon lange sei der Volkstrauertag nicht mehr ein Gedenken allein für diejenigen, die im Krieg gefallen sind. Vielmehr gedenke man allen Opfern von Krieg und Verfolgung, von Gewaltherrschaft und Terrorismus. Die Vorsitzende stellte den Luisenplatz als Ort des Gedenkens deutlich in Frage. Denn die Soldatenfiguren mit Helm, Fahne und Gewehr repräsentieren ein »Kriegerdenkmal« und kein »Gefallenendenkmal«. So zeigte sie die Vision auf, wie aus ihrer Sicht dieser Platz einmal aussehen könnte: »Lassen Sie uns den Platz nutzen, dass jedem vor Augen geführt wird, wie nicht nur die von diesen Soldatenfiguren dargestellten Ideale aussahen, sondern auch, welches Leid diese Ideale verursachten. Lassen Sie uns diesen Platz von einem Kriegerdenkmal zu einem Geschichtsdenkmal umwandeln«, forderte Breimaier. »Im gleichen Zuge müssen wir einen würdigen Platz finden, an dem wir der Opfer in Ruhe und Würde gedenken – sowohl den Gefallenen als auch den Vertriebenen, den zivilen Kriegsopfern, den Opfern von Terrorismus, Gewaltherrschaft und Verfolgung.«
Trotz der starken Demokratie in Deutschland gäbe es Beispiele für Ausgrenzung von Minderheiten, Demokratiefeindlichkeit und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Selbst in Radolfzell fänden Veranstaltungen von einer im Bundestag sitzenden Partei statt, bei denen man erahnen könne, wie Druck ausgeübt, wie selektiert, inszeniert und interpretiert wird, und unsere Grundwerte des Rechtsstaates infrage gestellt werden, mahnte Breimaier. »Rechte Stimmungsmache findet nicht nur irgendwo in der Welt, nicht irgendwo in unserem Land, sondern auch in unserem Landkreis, in Radolfzell statt«. Zuvor hatte das Jugendblasorchester die Feierlichkeit musikalisch begleitet. Mit »Heal The World« und »We Are The World« von Michael Jackson spielten sie für eine »bessere und friedlichere Welt«. Einige Stunden später musste die Polizei eine »Antifa«-Demonstration, die eigentlich von der Stadtverwaltung untersagt wurde (das WOCHENBLATT berichtete), auflösen. Trotz des Verbotes hatten sich Demonstranten im Bereich des Seetorplatzes versammelt, um im Rahmen eines Demonstrationszuges zum Luisenplatz zu ziehen.
Den Grund für die Untersagung der Versammlung zum Thema »Aufklärung über den Dritten Weg«, die am 16. November noch genehmigt worden war, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule in einer Pressemitteilung wie folgt: »Nachdem in der Nacht vom 16. auf den 17. November der Sockel des Kriegerdenkmals am Luisenplatz unerlaubt mit Plakaten beklebt worden war, haben wir heute die Versammlung untersagt. Es werden dennoch Polizeikräfte vor Ort sein, um für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu sorgen.«

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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