Interview mit Manfred Ossola, Bürgermeister-Kandidat in Aach
»Wenn wir nicht mehr träumen können, geben wir uns auf«

Manfred Ossola | Foto: Manfred Ossola möchte Bürgermeister von Aach werden.swb-Bild: rab
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In Aach wird am 27. September ein neuer Bürgermeister gewählt. Als erster Kandidat hat der dortige Hauptamtsleiter Manfred Ossola seinen Hut in den Ring geworfen. Das WOCHENBLATT hat ihn zu seiner Motivation und zu seinen Ideen befragt.

WOCHENBLATT: Was reizt Sie an dem Bürgermeisterposten in Aach?

Manfred Ossola: »Aach ist meine zweite Heimat geworden und es verbindet mich sehr viel mit den Menschen hier. In meiner bisherigen Funktion konnte ich zwar Ideen einfließen lassen, aber der Gestaltungsspielraum war eingeengt. Ich traue mir zu, als Bürgermeister von Aach etwas für unser Städtchen zu bewegen.«

WOCHENBLATT: Sie sind seit fast 30 Jahren Hauptamtsleiter in Aach. Warum ist für Sie jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Stufe höher zu klettern?

Ossola: »Richtig ist, dass ich von 1982 - 1993 Kämmerer und seit 1993 Hauptamtsleiter in Aach bin. Die Stadt Aach hat mir 1982 die Chance gegeben als Kehl-Abgänger, ohne Erfahrung, Fachbeamter für das Finanzwesen zu werden. Die Finanzverwaltung habe ich aufgebaut und auf EDV umgestellt. Als der damalige Bürgermeister mir eine neue Herausforderung im Hauptamt angeboten hat, habe ich diese angenommen und vielfältige Aufgaben umgesetzt. Als Bürgermeister Pirmin Späth 2001 in den Ruhestand wechselte, war es natürlich damals schon die Frage für mich seine Nachfolge im Aacher Rathaus anzutreten. Zusammen mit meiner Frau und für unsere drei Kinder haben wir uns 2001 gegen eine Kandidatur und für die Familie entschieden. Gegen meinen ehemaligen Kämmererkollegen und Bürgermeister Severin Graf wollte ich 2009 nicht antreten. 2017 nun eine ganz neue Konstellation. Der bisherige Stelleninhaber bewirbt sich nicht wieder. Unsere drei Kinder haben eine Berufsausbildung abgeschlossen und stehen auf eigenen Beinen. Meine Frau ist ins Berufsleben zurückgekehrt und mich reizt eine neue Herausforderung. Aach steht finanziell gut da, ein riesiger Berg an Entscheidungen steht an, nicht viele kennen die Situation und die Verhältnisse in Aach so gut wie ich. Ich fühle mich motiviert und jung genug für mein Aach das Steuer für die nächsten acht Jahre in die Hand zu nehmen. Natürlich habe ich es durch meine Kandidatur auch in der Hand, sofern die Wähler das möchten, mein eigener Chef zu werden.

WOCHENBLATT: Haben Sie eine Idee, wie Sie im Gemeinderat, in dem es in der vergangenen Zeit öfters Unstimmigkeiten gab, die Wogen wieder glätten zu können?

Ossola: »Gute Entscheidungen und die Demokratie lebt von der Meinungsvielfalt. Oft hat man das gleiche Ziel aber der Weg dorthin ist ein anderer. Die Aufgabe des Bürgermeisters sehe ich darin, verschiedene Ideen aufzunehmen, sich ein klares eigenes Meinungsbild zu schaffen, sich eine oder auch mehrere Alternativen zur Erreichung des Zieles zu erarbeiten, diese abzustimmen und dann voller Überzeugung dem Gemeinderat und den Aachern zu präsentieren.«

WOCHENBLATT: Die Stadt Tengen hat gegen das Evangelische Stift Freiburg, das das neue Pflegeheim in Aach betreiben soll, Klage eingereicht. Der Vorwurf ist, dass das Stift in der Zeit als Betreiber der ehemaligen Pfegeheime Schloss Blumenfeld betriebswirtschaftliche Fehler gemacht haben soll. Macht Ihnen das Sorgen?

Ossol: »Ich kenne die Fakten nicht und möchte deshalb zu dem Vorwurf gegen den Evangelische Stift Freiburg von Seiten der Stadt Tengen keine Stellung beziehen. Ich sehe es als wichtig für Aach an, dass wir in absehbarer Zukunft Pflegeheimplätze für unsere Stadt bekommen. Durch verschiedene Angebote, sei es durch das Soziale Netzwerk Aach, die Seniorengymnastik, das Mitwirken in Vereinen oder auch durch Nachbarschaftshilfe versuchen wir unsere Seniorinnen und Senioren so lange es geht die Selbstständigkeit in den eigenen Räumen zu ermöglichen. Dringende Aufgabe ist es allerdings auch Möglichkeiten eines Pflegeheimplatzes am Ort anzubieten, damit neben einer guten pflegerischen Versorgung auch der soziale Kontakt mit der Familie, mit Freunden und Bekannten mühelos möglich bleibt.

WOCHENBLATT: Wie sieht Ihre Prioritätenliste aus, wenn Sie die Wahl gewinnen sollten?

Ossola: »Zunächst werde ich mich nicht zurücklehnen und denken, die Wahl gewinne ich schon. Sondern ich möchte den Wählerinnen und Wählern zeigen, dass ich es Ernst meine und werde auch um Stimmen kämpfen. Sollte ich am 24. September 2017 das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler bekommen, werde ich dafür sorgen, dass Projekte die bereits entschieden sind und Mittel für die Umsetzung bereitstehen, zügig umgesetzt werden. Das große und spannende Ziel der nächsten Jahre heißt allerdings "Gestaltung der Ortsmitte", teilweise aus Mitteln des Landessanierungsprogrammes. Hinter diesem Schlagwort verbergen sich viele Wünsche wie z.B.: die Versorgung unserer Vereine mit Räumlichkeiten, die Aufrechterhaltung der ärztlichen Versorgung, barrierefreie Zugänge für das Rathaus und mögliche Veranstaltungsräume, Erhalt von ortsprägenden Gebäuden, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Förderung des Tourismus und vieles mehr. Aus diesen Wünschen ein schlüssiges, in Stufen verwirklichbares und finanzierbares Konzept zu schaffen, wird die erste und wichtigste Aufgabe als Bürgermeister sein. Daneben werde ich auch stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Aacherinnen und Aacher haben. Oft sind störende Dinge mit einfachen Mitteln, Maßnahmen oder einem Gespräch zu lösen oder man muss zu mindestens versuchen zu helfen. Natürlich gibt es auch Dinge die ich als Bürgermeister nicht lösen kann.«

WOCHENBLATT: »Welches Bild haben Sie von Aach im Jahr 2030?

Ossola: »Faszinierend finde ich immer wieder Orte, durch die man fährt und man sich an Besonderheiten erinnert. Zu solch einem Ort möchte ich Aach auch machen. Sowohl Einheimische als auch Besucher sollen an den Ortseingängen freundlich, originell vielleicht auch speziell empfangen werden. In der Ortsdurchfahrt, um das Rathaus, werden sich Neubauten einfügen oder alte Gebäude in neuem Glanz erstrahlen. Die Ziele der Gestaltung der Ortsmitte sollten weitgehend umgesetzt sein. Zum 25-jährigen Vereinsjubiläum der Freunde der Aachhöhle wird auf dem ehemaligen Sägewerksareal Roth ein Dokumentations- und Forschungszentrum für Karsthöhlen, Höhlentaucher und die Geschichte der Mühlen an der Aach eröffnet. Ein Tagungszentrum mit einem "Xaver Roth Saal" wird eröffnet und eine Restauration in der alten Mühle ergänzt das Angebot. Einheimische und Besucher können auf Fußwegen entlang der Aach zum Aachtopf zum Alten Turm oder in die Altstadt wandern und unser Hegaustädtchen genießen. Velleicht nur eine schöne Illusion? Aber ohne Ideen oder Visionen gibt es keine Weiterentwicklung und kein Fortschritt. Wenn wir nicht mehr träumen können, geben wir uns auf.

WOCHENBLATT: Wie füllen Sie nach einem anstrengenden Arbeitstag, einer anstrengenden Arbeitswoche Ihre Batterien wieder auf?

Ossola: »Umso mehr einem Arbeit Freude bereitet, umso weniger anstrengend fühlt sie sich an. Aber natürlich gibt es auch Tage, wo es nicht so läuft oder man mit sich selbst nicht zufrieden ist. An solchen Tagen entspanne ich bei der Arbeit in unserem großen Garten, bei handwerklichen Herausforderungen, bei einem langen Spaziergang mit meiner Frau und einer gemütlichen Einkehr oder einem Besuch bei lieben Freunden oder der Familie.«

- Nicole Rabanser

Autor:

Redaktion aus Singen

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