Vortrag im Stadtarchiv zur Feuerwehr im Dritten Reich
Zwischen Pickel- und Stahlhelm

Stadtarchiv Feuerwehr | Foto: Geschichte erlebbar machen. Dies gelang Referent Simon Götz, hier neben Stadtarchivarin Britta Panzer. swb-Bild: ly
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Singen. Beim Vortrag" Brandschutz im Dienst der Volksgemeinschaft" im Singener Stadtarchiv wurde ganz deutlich - auch die Singener Feuerwehr war zum großen Teil nationalsozialistisch "unterwandert" und huldigte dem Hakenkreuz. Dass sich die Struktur der Feuerwehr durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten grundlegend änderte, veranschaulichte der Referent Simon Götz im Benutzersaal des Singener Stadtarchivs am Mittwoch sehr anschaulich. Enorme Umwälzungen anfangs über die Volksgemeinschaft in der Weimarer Republik, der Name Volksgemeinschaft - hatte da aber noch eine ganz andere Bedeutung als zu späteren NS-Zeit - , zeichnete Götz auf.

Aus eigener Erfahrung, Götz ist selbst bei der Singener Feuerwehr tätig, konnte er anhand eigener Erfahrung dem Publikum nahebringen,was Kameradschaft, Freundschaft und etliche gesellige Stunden aus heutiger Sicht die Gemeinschaft zusammen halten lässt. "Anfangs gab es noch eine "unpolitische" Feuerwehr in Singen, die sich nicht gegen den Nationalsozialismus gestemmt hatte, doch Mitte der 1933er Jahre herrschte auch hier dann eine gewisse Kriegsbegeisterung denen die Floriansjünger den Nationalsozialisten offene Türen boten," so Götz.

Ein Großteil sei aus bäuerlichen Familien und Handwerkern gekommen. Dass die traditionsreiche Hilfsorganisation dann zu einer national-sozialistischen Volksgemeinschaft "mutierte", bei denen der Glaube an Adolf Hitler und Heinrich Himmler durch nichts zu erschüttern war und eindeutig klar war "wer nun das Sagen hat", erläuterte Simon Götz beispielhaft.

Aus Gleichschaltungen und Säuberung wurde kein Hehl gemacht. Alte Fotos dokumentieren wie Mitte der 30er Jahre am 1.Mai die damalige Feuerwehr am Umzug unter Hakenkreuz geschmückten Straßen skandierte. Und dies obwohl es in Singen gar keinen "Konfliktstoff", sprich jüdische Mitglieder gab.

Die Feuerlöschpolizei - so nannte man sie damals - sollte der SS angepasst werden. Anhand alter Zeitungsartikel aus dieser Zeit wird klar, die Singener Feuerwehr war eindeutig nicht mehr unpolitisch und zum Feuerwehralltag 1934 gehörten Luftschutzübungen sowie Kriegsvorbereitungen zum Alltag.

Dass sich der Glaube an die Nationalsozialisten und deren Greueltaten im Laufe der Zeit dann doch änderte, die Bevölkerung vor Ort insWanken kam, eine unpolitische Feuerwehr das Bild wieder gerade rückte, wurde ab 1944 deutlich.

Zur Aufarbeitung gehörte dass in Zeiten der Entnazifizierung einzelne Feuerwehrmänner entlassen wurden. Ein eindrücklicher Abend der auf die Geschichte zurück blicken ließ, nämlich mit wachsamen Auge für die Gegenwart.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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