Maryia Lohvina kümmert sich als Integrationsmanagerin um 95 Flüchtlinge
»Ich weiß, wie sich das anfühlt«

Integrationsmanagerin Hilzingen  | Foto: Maryia Lohvina in ihrem Büro im Hilzinger Rathaus.
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Hilzingen. Barriere überwinden, Steine aus dem Weg räumen und Gipfel erklimmen - von all diesen sinnbildlichen Aktivitäten, die das Leben abverlangt, kann Maryia Lohvina ein Lied singen - und das gleich in mehreren Sprachen. Die Sozialarbeiterin ist seit Mai diesen Jahres Integrationsmanagerin in Hilzingen. Mit Händen und Füßen, auf Englisch, Russisch und sogar mit ein paar Brocken Arabisch verständigt sie sich mit ihren Schützlingen. »Und trotz aller Sprachbarrieren verstehen wir uns«, lacht die 38-Jährige.
Ihre neue Aufgabe, die im Rahmen des Paktes für Integration und Zuwendungen des Landes Baden-Württemberg aus dem Förderkonzept »Integrationsmanagement in den Kommunen« vereinbart wurde, unterscheidet sich nicht wesentlich von ihrer bisherigen.
Denn schon seit drei Jahren ist Maryia Lohvina im Hegau unterwegs; von Twielfeld über Weiterdingen bis Duchtlingen, um die Flüchtlinge kennenzulernen, die der Hegaugemeinde 2015 - im Jahr des großen Flüchtlingsstromes - zugewiesen wurden und denen sie helfend zur Seite steht. Lohvina hat die Flüchtlingssozialbetreuung in der Anschlussunterbringung der Gemeinde Hilzingen über das DRK übernommen und kennt mittlerweile die Probleme und Anliegen der 14 Familien, die Großteils aus dem Kriegsgebiet in Syrien (11) aber auch aus dem Iran (1) und Tschetschenien (2) kommen, bestens. »In dieser Zeit haben sie Vertrauen aufgebaut und ich kann sie ganz individuell begleiten und unterstützen«, erklärt die Sozialarbeiterin.
Sie betreut derzeit 95 Personen im Alter zwischen fünf Monaten und 65 Jahren - davon 59 Kinder und Jugendliche - die in der Anschlussunterbringung und privat in der Kerngemeinde Hilzingen und in den Ortsteilen Duchtlingen, Binningen, Weiterdingen sowie Twielfeld wohnen und leben. Es sind zum Großteil anerkannte Flüchtlinge, einige befinden sich im laufenden Verfahren oder kamen über den Familiennachzug nach Hilzingen. Bestens unterstützt wird die Sozialarbeiterin durch die Initiative offenes Hilzingen, von Institutionen, Schulen, Behörden, Vereinen und der Gemeinde.
Das Aufgabenfeld der Integrationsmanagerin ist so vielschichtig wie umfangreich. Es reicht von der Bestimmung des Aufenthaltsrechtes über die soziale Teilhabe bis hin zu Bildung und Gesundheit. Besonders am Herzen liegt Maryia Lohvina aber die Stärkung der Selbstständigkeit ihrer Schützlingen, die eng mit dem Erlernen der Sprache und der Integration in den Arbeitsmarkt verbunden ist.
Beides hängt allerdings vom aufenthaltsrechtlichen Status der Flüchtlinge ab, betont die Sozialarbeiterin. »Wir haben vier Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die nun geduldet sind und weder arbeiten dürfen noch eine Sprachförderung bekommen«, bedauert sie. Doch die Entscheidung über eine Abschiebung wird von der »großen Politik gesteuert, so dass es auf lokaler Ebene keinen Handlungsspielraum gibt«, fügt die 38-Jährige hinzu.
In Hilzingen besuchen 18 Flüchtlinge einen Integrationskurs, sieben haben den Führerschein gemacht und ebenfalls sieben Asylanten haben eine geringfügige Beschäftigung überwiegend in der Gastronomie. Gerade im Bereich der Arbeitsintegration wäre Maryia Lohvina froh, wenn lokale Firmen Praktikums- oder Arbeitsplätze zum Beispiel im Handwerk anbieten würden, um besonders den Männern eine Arbeit zu bieten. Umso dringlicher scheint dieses Anliegen, da die neuste Berechnungen des Landratsamtes Konstanz anstehen und vermutlich weitere Flüchtlinge nach Hilzingen kommen werden, die Wohnraum und Betreuung benötigen.
Maryia Lohvina weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sich anfühlt, als Fremde in einem fremden Land. Vor knapp 20 Jahren kam sie als Au Pair-Mädchen aus Weißrussland nach Deutschland, studierte hier und wurde in Überlingen heimisch. »Aus diesen Erfahrungen habe ich viel Empathie und Einfühlungsvermögen für meine jetzige Aufgabe entwickelt«, erklärt die Mutter zweier Kinder. Gleichzeitig nimmt sie eine Vorbildfunktion für die Geflüchteten ein. Ihnen macht sie immer wieder Mut, denn »wer wirklich will, kann die Integration schaffen«, ist Maryia Lohvina überzeugt.
Infos unter Telefon 07731-38094 und per E-Mai an integration@hilzingen.de

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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