Rollenspiele ohne Festlegungen
"Bodybild" im Theater Konstanz stellt viele Fragen zur Identität

Ein Schöpfungsbild, das irgendwie nicht zur Erschaffung von Menschen mit eigener Identität führen will: Clara Luna Deina, Solveig Eger, Wiktor Grduszak, Julian Moritz, Ruby Ann Rawson, Elisabeth Reichenbrugger und  Anita Sophia Somogy im von Susanne Frieling als Regisseurin inszenierten "Bodybild" auf der Bühne des Theaters Konstanz. Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube lassen grüßen. | Foto:  swb-Bild: Bjoern Janssen
  • Ein Schöpfungsbild, das irgendwie nicht zur Erschaffung von Menschen mit eigener Identität führen will: Clara Luna Deina, Solveig Eger, Wiktor Grduszak, Julian Moritz, Ruby Ann Rawson, Elisabeth Reichenbrugger und Anita Sophia Somogy im von Susanne Frieling als Regisseurin inszenierten "Bodybild" auf der Bühne des Theaters Konstanz. Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube lassen grüßen.
  • Foto: swb-Bild: Bjoern Janssen
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Konstanz. Das Stück dauert nur rund eine Stunde. Die Nachwirkung ist freilich enorm. Wie in eine Landschaft der Schöpfungsgeschichte dringen in Bodybild Clara Luna Deina, Solveig Eger, Wiktor Grduszak, Julian Moritz, Ruby Ann Rawson, Elisabeth Reichenbrugger und Anita Sophia Somogyi. Und keine/r von ihnen ist am Ende der "Star" nach dem man ja im Theater gerne sucht, sozusagen Chef oder Chefin im Geschehen. Symbolisch nackt suchen die nach den Attributen, die einen schönen Mann, oder auch eine schöne Frau ausmache, alles Dinge die spürbar gar nicht ihrem Geschmack entsprechen, die indoktriniert sind, die den Menschen vorschreiben wollen, wie sie zu sein haben. Darf ein richtiger Mann Haare auf den Zehen haben, welche Brüste braucht eigentlich eine Frau? Der Stress ist spürbar in dieser "Gemeinschaft" der einzelnen, die hier in ihrem Suchen nach "der" Schönheit sind, die Anerkennung verspricht. Spürbar wird, dass sie selbst das gar nicht sind, und wie sie leiden etwas werden zum müssen um "schön sein, schön sein - und beliebt sein" um eine Liedzeile heranzuziehen. Sex hinbekommen - aber gehört dazu nicht liebe, die Schöpfungsäpfel rollen von der Bühne, die Seelen müssen hungrig bleiben, und immer geht es weiter, so dass man als Zuschauer gerne Stopp rufen möchte. Doch es geht immer weiter. 
Julia Haenni hat mit „Bodybild“ ein Stück geschrieben, in dem sie sich mit Erwartungen und Körperbildern auseinandersetzt und viele Fragen aufwirft: Was ist „ideal“? Was „normal“? Und was bitte hat das alles mit einem Eichhörnchen zu tun?
Der Trost: hier auf der Bühne soll diese Spirale, die einfach nicht vorwärts führen will, doch ein gutes Ende finden können, wenn auch nicht auf der Bühne. Der Text, den die Autorin auf der Grundlage von Erfahrungsberichten junger Menschen entwickelt hat, wird hier von angehenden SchauspielerInnen von den Schauspielstudiengängen in Stuttgart, Ludwigsburg und Zürich erobern mit „Bodybild“ die Bühne des Stadttheaters! Sie bekommen hier die Chance, ihr Talent zu beweisen – in einer Zeit, in der sie auf Grund von Corona nicht viel Gelegenheit dazu hatten.  Aus rund 30 Bewerbern habe man diese Akteure ausgewählt, erzählt Dramaturgin Romana Lautner, die nach der Aufführung die doch bewegten ZuschauerInnen zum Nachgespräch eingeladen hatte und die auch ihre Eindrücke da schildern können.  Man habe deshalb in die Aufführungen ganz viele TheaterleiterInnen eingeladen, die sich hier Talente ausspähen können. Denn so was war in den letzten zwei Jahren eben auch so gut wie gar nicht möglich und zwei Schauspieljahrgänge stehen eben vor dem Problem, wie sie zeigen können, was in ihnen steckt. Und damit wurden hier alle Akteure auf der Bühne zu Helden in eigener Sache, auch wenn ihnen ihre Rollen keine richtige Identität gegen konnten und sie nicht mal mehr einem Geschlecht zuordenbar waren.
Das Stück wird noch am 4., 11. und 14. Mai, jeweils im 20 Uhr aufgeführt.
Mehr auch unter www.theaterkonstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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