Florian Schwarz ab 11. Juni am Kreuzlinger Tor
Staatenlosigkeit wird zu Bildern an der Grenze

Ein Portrait eines staatenlosen Menschen - fast wie vogelfrei aus der Ausstellung von Florian Schwarz. | Foto: Florian Schwarz
  • Ein Portrait eines staatenlosen Menschen - fast wie vogelfrei aus der Ausstellung von Florian Schwarz.
  • Foto: Florian Schwarz
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Konstanz. Die Ausstellung Florian Schwarz  - »Imagine« als künstlerische Recherche zum Thema Staatenlosigkeit an einer Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz wird am Samstag, 11. Juni,  um 17 Uhr, mit einem Gespräch zwischen Florian Schwarz, Kuratorin Helena Vayhinger und Christiana Bukalo, der Gründerin der Nonprofit-Organisation »Statefree« am Hauptzoll  Kreuzlinger Tor - noch in Konstanz - eröffnet. Die Ausstellung an frischer Luft wird dann bis zum 29. Juli gezeigt.

Florian Schwarz’ ursprüngliche Aufmerksamkeit für die Thematik Staatenlosigkeit entstammt einer zufälligen, eindrücklichen Begegnung mit einer jungen Frau, die, obwohl in Deutschland geboren, staatenlos ist. Daraufhin begann der Künstler, sich intensiver mit dieser Thematik zu befassen: Nach Angaben von UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) leben derzeit circa 650.000 staatenlose Menschen in Europa. Sie haben keine staatlich anerkannte Identität und können somit viele grundlegende Rechte nicht in Anspruch nehmen. Sie haben keine Reisefreiheit, oftmals eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung oder Bildung. Staatenlose können nicht ohne weiteres ein Bankkonto eröffnen, können nicht heiraten, haben häufig weder eine Melde-Adresse noch einen festen Wohnsitz. Sie sehen sich einem Kreislauf kafkaesk anmutender Bürokratie ausgesetzt, einem Leben in ständiger Unsicherheit sowie einem emotional fragilen »Schwebezustand« ihrer Nicht-Zugehörigkeit.

In Kooperation mit der Nonprofit-Organization »Statefree«, die staatenlose Menschen bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützt, konnte Florian Schwarz in den vergangenen Monaten Kontakte zu Personen knüpfen, die von Staatenlosigkeit betroffen sind. Ein Jahr lang besuchte er diese Menschen an verschiedenen Orten in Europa, sprach mit ihnen über ihren Alltag, ihre Erfahrungen mit Staatenlosigkeit, und portraitierte sie mit der Kamera. Bei Vollendung des Projekts hatte er circa 25 staatenlose Personen in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Italien, Spanien, Schweden, Ukraine und Montenegro getroffen und fotografiert.

Gemeinsam mit Helena Vayhinger entstand während der intensiven Recherche Phase zu diesem Kunstprojekt die Idee, das Thema in Form eines ganz speziellen Ausstellungskonzeptes aufzugreifen: Eine großformatige, ortsspezifische Ausstellungsinstallation auf dem Gelände des »Hauptzoll am Kreuzlingen Tor«, einem Grenzübergang zwischen Kreuzlingen (Schweiz) und Konstanz (Deutschland).

Fotografie und Text sind in dieser Ausstellung zu einer Aussage verbunden, die zur Auseinandersetzung mit den Lebensrealitäten staatenloser Menschen einlädt. Ganz bewusst geht dieses künstlerische Konzept durch seine Präsentationsform im öffentlichen Raum »über den klassischen Kulturkontext hinaus«; hinein in das Stadtbild, in den Alltag der Menschen, um so an diesem viel frequentierten Grenzübergang einer breiten Öffentlichkeit überraschende und doch alltägliche Begegnungen mit außergewöhnlichen Lebenssituationen durch Kunst zu ermöglichen. Die Ausstellung und das Künstlerbuch, das über das Projekt erscheint, wird diesem Thema eine Plattform bieten und den Betroffenen eine Stimme verleihen.

Die Wahl und Symbolik des Ausstellungsortes Grenzübergang/Landesgrenze potenziert in Bezug auf das Thema Staatenlosigkeit ganz bewusst Fragestellungen nach Nationalität, Identität und Zugehörigkeit. Dieser Kontext erscheint als besonders fruchtbar für die Auseinandersetzung mit einer Thematik, die im öffentlichen gesellschaftspolitischen Diskurs kaum Beachtung findet; im Kern aber grundlegende Fragestellungen der Menschenrechte und Integration, der Suche und Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Selbstbestimmung beinhaltet.

Es übrigens das zweite Mal, dass Florian Schwarz diesen Grenzpunkt für eine Pojekt über Identitäten nutzt. 2018 wurde der Grenzpunkt als Fußgängerzoll mit einer Kunstaktion über Migration eingeweiht.

Autor:

Presseinfo aus Singen

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