Walter Fröhlich

Er wurde die Stimme des Hegauer Dialekts schlechthin. Walter Fröhlich hat von 1985 bis 2010, also ganze 25 Jahre lang wöchentlich die Leser des Singener WOCHENBLATT mit manchem Hintersinn und Alefanz zum Dialekt geführt. Zunächst als "Urban Klingele mit der saudummen Gosch«, später dann mit »Wafrös alemannischer Dialektik« und darin war auch schon wieder zweierlei verborgen. Schon 1978 gab es mit dem Wörterbuch "Alemannisch für Anfänger« eine erste Zusammenarbeit zwischen Walter Fröhlich und dem WOCHENBLATT. Dieses Wörterbuch ist auch heute noch die beste Möglichkeit für alle Zugezogenen und Reingeschmeckten, sich der Sprache dieser Region mächtig zu machen um dann weniger als Fremde aufzufallen. Der gebürtige Radolfzeller, der in Konstanz aufgewachsen ist, wurde für seinen Einsatz um die Alemannische Mundart in der speziellen Hegauer Form vielfach mit Preisen bedacht. 1991 erhielt er den Hegaupreis, 1993 den großen Preis des Kulturfördervereins Singen-Hegau, 1995 die Johann-Peter-Hebel-Medaille des »Muetersprochgsellschaft« und schließlich 1997 das Bundesverdienstkreuz.

Wafrös alemannische Dialektik

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Wafrös alemannische Dialektik vom 21. Februar 2001

Etz homer's denn bald, etz simer im Afang vu de Menschheit scho ganz schä uf de Schpur. Vor allem kumme'mer all meh dehinder, dass de sell Adam, wo mit sinere Eva im Paradies gläbt hot, dass der it eso gsi isch, wie en sich die biblische Verfasser vorgschtellt hond. Er hot sich nämlich ersch ganz langsam entwicklet, der Mensch und das Mensch und aller Wahrscheinlichkeit noch, sind se uf allene Viere kroche, die erschte Mensche und uf zwei Füeß sind se erscht gschtande und gloffe vor ugfähr...

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  • 21.02.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 14. Februar 2001

Wenn mir i dem Aufsätzle ab und zue ä paar Breckele »Schwäbisch« zwischenei rutsched, no liegt des do dra, weil i ä paar Täg in Ulm, i de Uni-Klinik, gläge bin. Meine Dökter vum Singemer Krankehaus, also vum »Hegau-Klinikum«, hond mi dert na verlegt, weil se z Ulm ebbes mache känned, wa mer suscht i ganz Deutschland nu no oimol macht, aber sell wär weiter weg gwäe. Wemer mol ä Auto aus em Johr 1927 aalueget, no schtellt mer doch fescht, dass do scho en Haufe Ersatzteil dra sind und dass ä...

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  • 14.02.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 7. Februar 2001

Mer woss it so räet, soll mer en ohmächtige Zorn hon, ä Granatewuet, oder soll mer eifach nu no ine diefs Loch vunere Traurigkeit keie, wemer Zeitung i d Hand nimmt, s Radio oder de Fernsäher eischaltet, wos etz grad fascht nu no um des BSE goht. S kursiered jo scho en ganze Huufe Witzle driber, wo mer lache kännt, wenn die ganz Gschicht it so himmeltraurig wär. S woss jo im Augeblick kon Mensch meh, wa mer eigentlich mache sott, dass sich die Seuche it no meh uusbreitet. S onzig wa mer woss,...

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  • 24.01.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 17. Januar 2001

En ganz wichtige Körperteil vum Mensch isch der Mund, wo bi uns im Alemannische d Gosch, d Schnorre oder s Maul haißt, wa bime Teil vu de Alemanne s Muul worre isch. Wa wär au de Mensch ohne sei Gosch und wie schä wär's uf dere Welt, wenn alle Leut d Schnorre halte däted! Leider isch no lang it all's, wa de Mensch alle Täg sagt, wa im Hegau »seit« heißt und am See »seet«, weil des wahrscheinlich vu See kunnt, leider isch äbe no lang it all's des, wa a Wörter us de Mäuler kunnt, au nu...

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  • 17.01.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 10. Januar 2001

Ons vu däne Wörter, wo total in Verschiss kumme isch, des isch des Wort »Tradition«. Des isch eigentlich ebbes, wa im Lauf vu de Gschicht vu onere Generazion uf die ander wiitergäe wore isch, weil's sich bewährt hot oder weil's de Lüt gfalle hot und alleweil no gfallt. Etz giit's nadierlich Tradizione, die sott me am beschte uf d Mischte keie, weil se iber d Menschheit nu Elend brocht hond. Selle Mensche, wo all nu am Alte kläbed, zu däne saged se Tradizionalischte und ebber wo als...

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  • 10.01.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 3. Januar 2001

Des Wort »Konflikt« bedeitet, dass ebbes, wo usenand isch, »kon flickt«. Was aber kon flickt, des hebt nume zämme, drum saged se zu ebbes, wa nume zämme hebt, do sei en Konflikt. Unsere Zeitunge sind voll mit Konflikter, i de Völker, i de Rasse, i de Religione under de Parteie und i de Parteie und ersch recht i de Familie, oder bi de sellene, wo so tond, als ob se ä Familie wäred. Wenn de Vadder und d Modder inen Konflikt groted, kas si, dass de Lade usenand keit, wenn kon flickt, aber...

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  • 03.01.01
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Wafrös alemannische Dialektik vom 28. Dezember 2000

Scho wieder Weihnachte und d Welt isch alleweil no'it undergange, obwohl's vor eme Johr etliche profezeit hond, aber erinneret worre bin i des Johr a min Buechtitel, »s wird all bleder«, wo i etz grad um Weihnachte rum die Diskussione im Fernsäeh iber den »Wertewandel« erläbt hon. Mein lieber Scholli, do wird denn en Hufe Scheiß doheregschwätzt, des haltsch schier im Kopf it aus. Jeder schwätzt no gschieder, meglichscht so, dass es kon andere verschtoht. Debei wär die Sach mit dere Menschheit...

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  • 28.12.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 20. Dezember 2000

Do kännt i mi maßlos ufrege, aber s hot iberhaupt kon Wert, weil's sowieso kon Wert hot, wemer sich ufregt. Mer macht nu s Herz no meh kaputt, als es bi vill Leut scho isch und me soll nint kaputt mache, wenn's it unbedingt nötig isch. Mer kas aber it verhindere, dass mer sich all wieder mol ufregt und s giit so Zeite, do regt mer sich am laufende Band uf. Mer dät's gern verhindere, aber verhindere mol, dass me sich ufregt! Des kunnt eifach iber om, ob mer will oder it. S isch nadierlich ä...

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  • 20.12.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 13. Dezember 2000

Eigentlich mösst ich ä Rente beantrage, weil i ussem Dritte Reich ä schwere Schädigung vu minere Psyche, also en seelische Schade devutrage hon, a dem ich hüt no schwer trag. Weil i mit siebezehne bitzele schwach gebaut worre gsi bi, kone räete Muskle ghet hon, hot min Underoffizier bi de Rekruteausbildung mi all aagschriee: »Mann, lassen sie sich zuscheißen!« Des hot mich beelendet bis hüt, nu wie mer des mache kännt, do bin i bis etz no nie dehinder kumme, aber etz isches mir klar worre. S...

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  • 13.12.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 6. Dezember 2000

S isch Mittwochmorge, fimf Minute vor halbe achte. Die Mei schenkt mer grad ä Tässle Kaffee ei, do schellet s Telefon. Jo hier isch d Selma Goerle us em Salemer Tal. Goerle mit »oe«, it mit »ö«. Sie sind doch der Mundartdichter? Sie känned mi it, aber i känn sie. Vum Radio. Wissedse i hör all nu de »S 4«, wäge de Musig. Die Hammerete uf de andere Sender ka unsereins jo it aalose, do wird mer jo verruckt. Und denn kenn i sie vu de Ziitig. Mei Schweschter isch z Hilzinge verhürotet und schniedet...

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  • 06.12.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 29. November 2000

S isch Mittwochmorge, fimf Minute vor halbe achte. Die Mei schenkt mer grad ä Tässle Kaffee ei, do schellet s Telefon. Jo hier isch d Selma Goerle us em Salemer Tal. Goerle mit »oe«, it mit »ö«. Sie sind doch der Mundartdichter? Sie känned mi it, aber i känn sie. Vum Radio. Wissedse i hör all nu de »S 4«, wäge de Musig. Die Hammerete uf de andere Sender ka unsereins jo it aalose, do wird mer jo verruckt. Und denn kenn i sie vu de Ziitig. Mei Schweschter isch z Hilzinge verhürotet und schniedet...

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  • 29.11.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 22. November 2000

It umesuscht saged se vum November, er sei de Totemonat. S fangt jo scho a mit Allerheilige, denn kunnt de Volkstrauertag, no de Bueß- und Bettag und de Dotesunntig. Und denn isch Näbel und d Wolke hanged hune und rengle duet's au vill. D Böm sind scho kahl und friere duet mer au scho weng ohne Bullover. Des isch die Ziit, wo's vill Lüt it grad eso guet goht, etz wo d Natur abschtirbt. Wenn de do am Morge ufwachsch, egal am Wärtig oder am Sunntig, no möchtsch grad wieder d Bettdecke iber de...

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  • 22.11.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 15. November 2000

Bi manche Mensche isch s Läbe iberhaupt ko Läbe, sondern ä onzig's Elend, so wie bi sellere Katharina, zu dere wo se aber nu Kathi gseit hond. S ischere all's, aber au gar all's degege gloffe, denn isch se trüebsinnig wore und hot au no ä Lungeentzündung kriegt. De Dokter hot se welle is Krankehus eiweise, aber sie hot sich gweigeret und isch nu no im Bett gläge, hot nume g'esse und trunke. Sie hot nu no schterbe welle, suscht nint meh. Vum Bett us hot se us em Fenschter luege känne, a die...

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  • 15.11.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 8. November 2000

Aber etz hört denn doch bald alles uf. Mir hond doch no glernt, dass de Herr Gott us Staub vum Erdbode de Mensch gebildet hot. Denn hot Er ihm de Lebenshauch i d Nase blose, denn war de erschte Mensch, de Adam, fertig. Denn hot Er alle Tierle gmacht und d Vögele und hot se dem Adam zuegführt, dass der ihne de Name gäe hot und so hond se denn gheiße. Z letscht hot de Herr Gott de Adam eischlofe losse, hot ihm ä Rippe us em Rucke gnumme und die Schtell wieder zuegmacht. Us dere Rippe hot de Herr...

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  • 08.11.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 2. November 2000

Wahrscheinlich goht's it nu mir so, dass i momentan inere diefe Depression schteck, do dät i mi jo grad driber wundere, weil jo ganz Deutschland inere Krise schteckt, wo om s Läbe ko Freid meh macht, wo mer am Morge am liebschte gar nime ufwache mecht, weil om s Elend scho us em Briefkaschte aagrinst, wemer Zeitung useholet und die Schlagzeile liest. Dass die baskische ETA wieder zwei oder drei verschosse hot, dass es zwische de Araber und de Israeli wieder Dote gäe hot. Und dass verschiedene...

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  • 02.11.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 25. Oktober 2000

Bi uns im Städtle underm Hohentwiel herrsched etz grad ambivalente Gfiihl. Des isch au wieder so ä bled's Fremdwort, des ambivalent. Do wär's am End au besser, me dät sage gmischte Gfiihl, also sotte und sotte Gfiihler iber s gleiche Problem. S handlet sich nämlich um unsere Landesgarteschau, wo mol unsere gsi isch, aber etz nume unsere isch, weil se vorbei isch. Etz wissemer nämlich it, sollemer traurig sei, oder sollemer uns freie. Traurig, weil se vorbei isch und freudig, weil mer se ghet...

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  • 25.10.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 18. Oktober 2000

Etz hett beinah de Fortschritt vu de Menschheit en mordsmäßige Satz vürse gmacht, wenn die Europäische Union it no im letschte Augeblick eigschritte wär und die Sach verbote hett. Do hond nämlich amerikanische Firme ä Mischung us Mensch und Schwein patentiere losse welle. Sie hond au scho Embryozelle klont und dass des andere it nochmached, hett die Sach patentiert were solle, aber der Patentantrag isch abglehnt wore. Des sei en »Verstoß gege die guete Sitte und die effentliche Ordnung,« hond...

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  • 18.10.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 11. Oktober 2000

Scho oft hon i denkt s wär garit lätz, wenn i mit em HERR-GOTTMundart schwätz, / denn wenn ebber alemannisch verstoht, isches DER,und wer usserm HERR-GOTTverstoht uns no, wer? / Mer schwätzt jo suscht Hochdeutsch mitem liebe Gott, des isch eso glatt und do lauft's om so flott. / Des Hochdeutsch hot all wengle fürnähmer klunge, aber s kunnt it so ussem Herz, s kunnt meh vu de Zunge. / Ä Gebetle i Mundart, isch garit eso schwer, i sag eifach »Lieber Gott, etz los emol her: / I schwätz etz zu Dir...

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  • 11.10.00
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Wafrös alemannische Dialektik vom 4. Oktober 2000

Mit uns Deutsche goht's de Bach nab und wie. Etz hond se doch ersch grad inere wisseschaftliche Schtudie feschtgschtellt, dass die deutsche Männer all meh zeigungsunfähig sind, weil angäblich des deutsche Schperma nint meh taugt und etz krieged mir bi dere Olympiade so firchtig uf de Kittel, dass om am Morge bim Zeitungläse scho d Schamröte is Gsicht schteigt. Ganz abgsäeh vu dere internazionale Verschwörung, wo se unsern Dieter Baumann it renne lond, ob- wohl en de oberschte deutsche...

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  • Redaktion
  • 04.10.00
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1927 Jahre nach Christus
Mein Jahrzehnt: Walter Fröhlich

Die Frage ist einfacher gestellt, als die Antwort gegeben. Walter Fröhlich, Jahrgang 1927, geboren in Radolfzell, aufgewachsen in Konstanz, gibt einen kleinen Einblick aus seiner Sicht. "Was wir als Kinder alles getan haben; "Soldäteles", Soldat spielen. Soldaten mit allem Zubehör waren Kinderspielzeug Nummer eins. Es gab den "Führer", der den Arm zum "Deutschen Gruß" hochklappen konnte. Ich hatte einen General, der mit beweglichem Arm durch Fernglas gucken konnte. Schon als kleiner Junge war...

  • Raum Konstanz
  • Redaktion
  • 01.01.00
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