1911 Jahre nach Christus
Als die Bilder laufen lernten

Auch in unserer Region begann die Kinogeschichte auf diese Weise. Es gibt darüber aber leider fast keine Aufzeichnungen. In Singen wurde das erste Kino mit den "Hohentwiel-Festspielen" im Jahr 1911 eingeweiht, als es schon eine richtige "Filmindustrie" gab. Noch heute steht das Gebäude mit dem ehemaligen "Kinematographensaal" (so die Bezeichnung damals), aber als Kino wird es schon seit 1967 nicht mehr genutzt. Anfangs war die Stadt Singen gegenüber dem neuen Medium noch sehr zurückhaltend. Man möge rechtzeitig das Programm mitteilen, wurde der Kinematographen-Firma Dahlmann-Fasold aus Konstanz mitgeteilt, die hier erster Pächter war.

Damit sollte sichergestellt werden, dass die Stadtoberen auch wissen, was hier im Kino läuft. Da das Unternehmen Dahlmann-Fasold aber ohnehin nur Filme zeigte, die zuvor schon in ihrem Haus Konstanz zu sehen waren, war das eher ein bürokatischer Akt. Mehrere Pächterwechsel folgten, zwischendrin war der Saal auch für längere Zeit geschlossen. Erst 1928 kam Singen zu seinem zweiten Kino. Die heutige Kunsthalle wollte nun erstes Haus am Platze werden und fasste auch viel mehr Zuschauer. Und sie war auch für Theater geeignet: Die Stadt Singen klinkte sich erst während der Bauarbeiten mit einem zusätzlichen Darlehen ein, weil das eigene Festspielhaus am Hohentwiel schon 1918 abgerissen wurde.

Info:
Im Jahr 1895 schlägt die Geburtsstunde des Kinos. Es waren natürlich zunächst die großen Städte in Europa und den USA, in denen zunächst kurze Filme liefen, bei denen das Publikum zum Teil noch in Angst und Schrecken versetzt wurde, weil man sich erst an diese laufenden Bilder gewöhnen musste. Kino, das war am Anfang eben einfach eine Attraktion. Der Kinosaal kam erst später. Zunächst zogen fahrende Kinobetreiber auf den Märkten umher und zeigten die kuriosen bewegten Bilder.

Kinogeschichte war im Hegau immer sehr wechselvoll: 1934 verpachtete Fritz Schwarz, der beide Kinos damals in Singen betrieb, die "Hohentwiel-Lichtspiele" an den Radolfzeller Kinobetreiber Wilhelm Kleis, doch der machte nach wenigen Monaten wegen Unrentabilität dicht. 1938 eröffnete Helmut Stange aus Überlingen das Kino wieder. Und Stange hatte in Sachen Kino großes vor. -er wollte ein Riesenkino in Singen. Da kam aber der Krieg dazwischen. Erst 1953 konnte er seinen Traum mit dem Bau des "Central" verwirklichen. Und in den 50er Jahren hatte in Singen jeder Film Konjunktur. Ausverkaufte Vorstellungen waren damals die Regel. In dieser Zeit kamen das Kino selbst in die Dörfer: Zum Beispiel in Rielasingen oder Gottmadingen eröffneten Kinosäle. Den Boom nutze 1957 Fritz Wilhelm aus Tuttlingen, der das "Scala" in Singens Süden eröffnete, das war dann das bestbesuchte Kino der Stadt. 180000 Besucher kamen im ersten Jahr. Wilhelm rückte schnell zum Marktführer auf: 1968 übernahm er das "Central" in der Stadtmitte, von 1972 bis 1976 betrieb er auch die Kunsthalle die danach kein Kino mehr war.

Neue Trends kamen in den 70er Jahren mit kleinen Sälen, die Luft für die Dorfkinos war inzwischen zu dünn geworden. In den 80er Jahren kam das kommunale Kino "Weitwinkel" über die Gems als weiterer Anbieter hinzu, in den 90er Jahren gab es dann doch wieder das Kino auf dem Dorf: Junge Kinofans machten das "Cinema" in Zizenhausen mit seinen Flugzeugsesseln inzwischen zur Kultstätte. Bereits Anfang der 90er Jahre setzte in den USA die Entwicklung des Kinos zum Freizeitzentrum ein. Bis zu 20 Kinos in einem Gebäude, meist vor der Stadt. Mit integrierter Gastronomie, Discotheken sollte die Jugend wieder in die Kinos gelockt werden. Was zunächst den großen Städten vorbehalten blieb, wird in wenigen Wochen auch in Singen mit einem neuen Kinogebäude bei ehemaligen Postareal eröffnet. Auch in Schaffhausen ist ein großes Kinozentrum im Industriegebiet im Bau und wird noch dieses Jahr eröffnen.

Oliver Fiedler

Autor:

Redaktion aus Singen

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