Hardberghalle in Worblingen zum dritten Mal Schauplatz der Aktion von HGV und Ten-Brink-Schule
Zwischen Pflicht und Kür bei der Lehrstellenbörse

Lehrstellenbörse TBS | Foto: Bei der Lehrstellenbörse konnten sich Schüler der TBS über verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten informieren. swb-Bild: eck
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Rielasingen-Worblingen. An der Lehrstellenbörse in der Worblinger Hardberghalle informierten Auszubildende verschiedener Firmen die künftigen Schulabgänger der Ten-Brink-Schule (TBS) über die Berufsbilder ihrer Lehrberufe. Es sei toll, wie die Azubis die Jobs präsentieren, sagt Ausbilder Reinhold Koch von der Frma Constellium, Singen. Die Schüler seien noch sehr jung, zwischen 14 und 16 Jahren. Viele hätten noch Hemmungen und trauten sich nicht einen Erwachsenen anzusprechen. Die Kommunikation mit den jugendlichen Lehrlingen verlaufe da wesentlich unkomplizierter und ohne Schwellenängste. So standen an der Lehrstellenbörse vorwiegend Auszubildende des 3. Lehrjahrs den Schülern der 8. und 9. Klasse der TBS Rede und Antwort. Einige Schüler hätten sich für den folgenden Montag zur Präsentation des Berufs Verfahrenstechnologe/-in angemeldet, sagt Ausbilder Koch. „In dem Beruf haben wir für 2019 noch einen Platz frei“. In diesem Sinne sei die Börse nicht schlecht gelaufen.

Dennoch, es gibt auch einen verhaltenen Tenor: meist hätten die Schüler ausschliesslich das von der Schule vorgegebene Pflicht-Formular gemeinsam mit dem Standpersonal ausgefüllt und ihre vorbereiteten Fragen gestellt. Es habe keiner gefragt: „Was muss man in dem Beruf eigentlich genau machen“, meint Ausbilder Axel Keller, Fa. Breyer. Dennoch sei die Nachfrage nach den Berufen Mechatroniker und Industriekaufmann/-frau gut gewesen. „Wir sind zufrieden“. Entgegen dem Trend der letzten Jahre seien in diesem Jahr die Ausbildungsplätze als Zerspaner bereits belegt.

Lässt sich die Nachfrage im industriellen Bereich befriedigend decken, sieht es im Handwerk anders aus. Es sei schwierig Auszubildende zu finden, sagt Dagmar Rixen, Dachdeckerei/Blechnerei/Zimmerei Rixen. Oft drängten die Eltern, insbesondere die Mütter, den Nachwuchs, nicht ins Handwerk zu gehen. Ein Junge hätte sich am Stand für eine Handwerksausbildung interessiert. Ablehnend hätte die Mutter gefragt, ob Rixen auch eine kaufmännische Ausbildung anbiete. Interessierten Schülern bietet Rixen-Dach einen Schnuppertag an. Ein schneller Durchlauf aller Handwerksbereiche bei dem die Schüler auch selbst praktisch Hand anlegen dürften. In der Regel spüre der Schüler danach selbst, ob sein Interesse am Handwerk nachhaltig ist, meint Dagmar Rixen.

Relativ viel Interesse gab es am Stand des Pflegezentrums St. Verena, so die stellvertretende Einrichtungsleiterin Vera Zinsmayer-Keller. Bei dem landauf-landab ausgerufenen Notstand an Pflegepersonal klingt dies erstaunlich. Das relativ hohe tarifliche Ausbildungsgehalt im Pflegebereich locke die Bewerber, erklärt Zinsmayer-Keller. Dennoch sei der Zulauf geringer, als in anderen Berufen. Jammern nütze aber keinem. „Man muss etwas tun und etwas bieten, um die Sache auf den Weg zu bringen“, betont die stv. Einrichtungsleiterin. Ein Fortschritt läge in der Generalisten-Ausbildung im Pflegebereich, die ab 2020 eingeführt wird.

Ganz anders sieht die Welt der Pharmabranche aus. Mergim Uka, Auzubildender im 1. Lehrjahr als Industriemechaniker bei BIPSO in Singen, begeistert die Tatsache: „Man geht sauberer raus, als man reinkommt“. Es sei das sauberste Arbeitsumfeld für Industriemechaniker. Interessenten habe es für die angebotenen Berufsbilder Industriemechaniker und Pharmakant gegeben, sagt Sokol Rrudhani, Pharmakant-Azubi im 3. Jahr. „Für eine kleine Messe, war es okay“. Eine Pharmakanten-Ausbildung biete in der Bodensee-Region nur BIPSO an.

Zufrieden mit der Zahl der Interessenten waren die Anbieter von Lehrstellen im kaufmännischen Bereich, wie die Sparkasse Hegau-Bodensee. Am Stand der AOK wird das Ergebnis durchwachsen angesehen: es sei eine Mischung gewesen aus Interesse und der Pflicht, das Formular auszufüllen. Insgesamt positiv bewertet Ausbilder Axel Keller die Tatsache, dass sich die Ansicht vieler Eltern gewandelt habe, dass die Kinder studieren müssten. Der Ausbildungsberuf läge wieder mehr im Trend. Auch Studienabbrecher suchten einen zweiten Anlauf im Ausbildungsberuf, mit den zahlreichen Möglichkeiten sich weiter zu qualifizieren im Dualen Ausbildungssystem.

Seitens des Handels- und Gewerbevereins, der gemeinsam mit der TBS die Lehrstellenbörse veranstaltete, ist die Veranstaltung insgesamt ein Erfolg. Jedoch hätten lediglich ca. 50% der Eltern ihre Kinder an die Messe begleitet, meint Michael Pätzholz, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins. „Es wäre schön, wenn die Schüler mehr Rückhalt und Motivation durch die Eltern erhalten“. Dann verliere die Lehrstellenbörse auch den Charakter einer Pflichtveranstaltung.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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