Sparkassen-Tagung wies Blicke in die Zukunft
Chancen bei Arealen von Post und Bahn?

Für Stadtplanung zählt, was sein wird, auch wenn man es erst später merkt. Mit einem Bus fuhr Sparkassen-Chef Heinz Troppmann jahrelang mit Vertretern von Handel und Kommunalpolitik nach Karlsruhe zum Städteforum seiner Organisation mit dem Einzelhandelsverband in Baden. Die Vorträge waren richtungsweisend, das Interesse der Händler nahm dennoch ab. Dann lohnte sich der Bus nicht mehr. Was heute die Region bewegt, war damals schon angedacht: Die Zukunft der Innenstädte liegt in der Hand von Post und Bahn! Strukturelle Veränderungen machen die Areale für Neuausrichtungen frei. Mit dem Postgelände hat es Reiner Kupprion in Singen vorgemacht – inklusive der Einzelhäuser hoch auf dem Dach! Während andere von weiteren Autobahnraststätten träumten, richteten sich andere Händler auf das, was nicht vermehrbar war: die Innenstadtlage! Post und Bahn machten es möglich. Sie hatten neue Schwerpunkte gefunden. Packstationen siedelten um, weil sie besser anfahrbar sein mussten. Planer wurden verlacht, als über eigentlich verrottete Grundstücke philosophiert wurde. Wenige hörten das Geld in der Kasse klingeln, mehr an der Zahl hatten nicht zugehört, als über Alternativen für die Zukunft geredet wurde.

In Karlsruhe mit dabei waren die Handelsvertreter von Singen, Radolfzell, Stockach und Konstanz. Sie suchten Wege für die Zukunft. Ein Freund stieß mich auf einen anderen Lösungspunkt: „Jede Krise hat ihre Privilegierten!“ Das können neue Denkanstöße sein oder aber auch Vorurteile aus lokalen Planungsruinen?! Ein blutjunger Mann erwies sich in Karlsruhe als Immobilienchef von Douglas: Wie finden wir Areale für unsere Zukunft? Innenstadtlagen sind schwierig: alte, kleine Häuser mit unterschiedlicher Deckenhöhe. Ja, notfalls geht man auf die „grüne Wiese“, im Notfall ins Einkaufszentrum. Und dann machen wir eben den Standort selbst! Marode Plätze waren plötzlich attraktiv. In Radolfzell kam das Markthallenareal auf die Tagesordnung: Bauen und Wohnen mit starken Partnern aus Konstanz und Singen. Die Pleite der GVV war nicht voraussehbar. Die Idee vom Schießer-Outlet stach als Idee mit der Option der Erweiterung samt der Geheimniskrämerei inklusive des Konkurses. Wer ist denn Hesta? Die Hesta GmbH und die Hesta KG? Und für die Immobilien-Firma trägt Dr. König aus Singen die Verantwortung im Aufsichtsrat! Wer weitere Flächen sucht, kann solche rund um den Bahnhof finden! Auch da ist Professor Baldauf Chef des Planungsverfahrens!

Unterdessen wurde in Konstanz schon gebaut. Vom Bahnhof bis zum Bodanplatz ist es nicht weit. Seit es das „Lago“ gibt, spricht niemand mehr vom Klein-Venedig. Nebenan sind drei Bahnhöfe: Deutschland, Schweiz und ab in den Bus. Neu ist die Brücke über die Bahngleise. Und die Innenstadt gegenüber wächst plötzlich dank Neubauten! Bahnhofsareale werden zum großen Thema, offen angesprochen wird das Projekt in Radolfzell. Die Anbindung vom See zur Altstadt wird zum Traum. Das ist Frau Laules Vision. Sie wird Bürgermeisterin, aber nicht mehr. Als Planer tritt Professor Baldauf auf. Plötzlich wird alles anders: Eine vierstöckige Bebauung der Bahn entlang wird es nicht geben, denn da gibt es Altlasten der Bahn entlang unter der Erde. Die Stadt kann das Areal günstig kaufen. Aber die großzügige Vermarktung bleibt ein Traum. Der neue Oberbürgermeister quält sich durch den Bürgerentscheid über das Bahnprojekt.

Aufs falsche Pferd gesetzt in Sachen Handelsentwicklung hatte unterdessen Singen. Alle redeten vom Kunsthallenareal – zu weit weg vom Bahnhof und der Post! Hier wollten einige Leute ihr Glück finden oder machen! Zwei Oberbürgermeister scheiterten daran samt der GVV. Andreas Renner plante mit Migros und Parken auf dem Dach. Betroffene Einzelhändler waren angesichts mancher Geheimniskrämerei verzweifelt. Als das Wochenblatt seine Titelgeschichte dazu mit dem geplanten und unabdingbar gewünschten Eingang an der Ecke August-Rufstraße präsentierte, gab es einen Aufschrei. Der potentielle Investor sei die Otto-Gruppe, war die Information. Den Erwerb des unbedingt nötigen Eckgrundstücks erklärte der damalige Oberbürgermeister Oliver Ehret zur Chefsache – das blieb sie! Damals war der „EB“ der Projekttitel: „E“ stand für Ekkehard – und es sollte einen Boulevard geben. Aber nur das „E“ blieb!

Der Blick ging damals allerdings schon Richtung Bahnhof. Der Holzerbau war nicht nur ein weiterer Schmutzfleck in der City. Spätestens nach dem Tod des über 80jährigen Inhabers waren die Signale auf totale Erneuerung gestellt. Während die GVV noch Grundstücke bei der Kunsthalle ehrerbietig aufkaufte, wechselte Flächen bahnhofsnahe in der Hegau-Straße den Besitzer. Über das alte Zollgebäude wurde philosophiert. Konkrete Pläne sieht man erst heute. Jetzt diskutiert die ganze Region über das gigantische ECE-Center für Singen! So entsteht „transparente“ Stadtplanung! Nach und nach merkt man auch draußen vor der Rathaustür alles stückchenweise! Vor gut zehn Jahren gab es erstmals die Vision eines Glassteges zwischen dem Karstadt-Gebäude und dem Holzer-Bau: Hinweis darauf, dass Änderungen am Bahnhof kommen werden! Während Kommunalpolitik und Handel vor sich hindämmerten, war die Immobilienbranche bereits hellwach am Morgen! Ich wurde auf die Spur gebracht, als ich in Karlsruhe das „Ettlinger Tor“ sah. Wieder das „E“ im Werbetitel! Allerdings ohne Bahnhof nebenan! Dafür gab es „Kunst am Bau“ wie an der Singener Stadthalle. Allerdings mehr rot und eher monochrom.

Gelernt hatte ich viel von den Sparkassen-Tagungen. Planungen, die nicht zügig in Realität umgesetzt werden, haben sich von selbst erledigt! Genau das aber war die Singener Krankheit! Planungen kamen immer neu auf den Debattentisch! Aber was wurde realisiert? Die Überdachung der Innenstadt? Anbindung von C&A über die Freiheitstraße hinweg? Generalsanierung der Oststadt? Bundesstraße weg aus der Ekkehardstraße? Projekte zur Stadtentwicklung sind keine Einbahnstraßen! Zudem muss man die Bürger auf den Zukunftsweg mitnehmen! Das hat Heinz Troppmann damals mit seinen Pilgerreisen angeregt! Wer die Signale der Zeit aber nicht erkennt, mündet in einer Sackgasse. Ja, man hätte in Karlsruhe nur besser zuhören müssen! Stattdessen nahm das Interesse von Handel und Kommunalpolitik ab! Fragen gibt es weiterhin. Der alte Singener Güterbahnhof liegt immer noch brach. Die alten Gleisanlagen auch. Was wird aus dem Kunsthallen-Areal? Und was aus den Grundstücken der GVV? Innenstadtareale nicht nur von Post und Bahn gelten immer noch als Chance! Der eine oder andere hat sich dabei verspekuliert! Oder wurde übersehen, dass der Singener Bahnhof eben nicht an der Ekkehardstraße liegt? Da hätte man besser frühzeitig im Rathaus anfragen müssen . . . Da gab es einen Chef, der irgendetwas wollte, aber selbst das nicht realisierte! Statt den Eingang zur „Mall“ zu erwerben, begann man den Streit um Grenzabstände zu anderen Nachbarn! Und jetzt gibt’s den Chef auch nicht mehr!

Jetzt steht der Handel in Singen an der Klagemauer! Teile von ihm gehörten zuletzt auch zu den Privilegierten! Aber darüber schweigt man behende!

Von Hans Paul Lichtwald

- Redaktion

Autor:

Redaktion aus Singen

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