Claus Großmannim Dienste des Wochenblatts
Claus Großmann – der legendäre Anzeigenleiter des WOCHENBLATTs

Die Mode in den 1970er Jahren war durchaus mal verwegen. Und mit ihr ging Claus Großmann damals ganz gerne. | Foto: Die Mode in den 1970er Jahren war durchaus mal verwegen. Und mit ihr ging Claus Großmann damals ganz gerne. swb-Bild: pr
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  • Die Mode in den 1970er Jahren war durchaus mal verwegen. Und mit ihr ging Claus Großmann damals ganz gerne.
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1967, vor 50 Jahren, gründete ein junger Mann eine Zeitung, die es bislang eigentlich ganz frisch erst in den Großstädten gab. Doch die Zeit war reif auch für diese Region. Der Handel brauchte ein Medium, mit dem er alle – und die Betonung liegt auf alle – seine Kunden erreichen konnte. Das war der große Wurf von Verleger Hans-Joachim Frese mit Unterstützung seiner Familie.

Die Anfänge waren gewiss nicht leicht. Da gab es den morgendlichen Gang auf das Postamt, in sehnlicher Erwartung jenes Schecks für eine Anzeigenrechnung, mit dem in der Hand man der Druckerei Bescheid sagen konnte, dass die nächste Ausgabe des WOCHENBLATTs in Druck gehen konnte. Klar war, dass das junge Unternehmen einen Profi von ganz besonderem Format benötigte. Claus Großmann hatte den Riecher, dass ein Anzeigenblatt vom Format des WOCHENBLATTs eine Zukunft hatte. Er als geschulter Anzeigenverkäufer, der von einer Tageszeitung zum Wochenmedium wechselte, wusste, wie man sich treue Kunden heranzieht. Und Kunden der ersten Stunde wie das damalige »EKZ« (heute E-Center), das Eska oder viele Immobilienunternehmer konnten bei ihrem Erfolg auf das WOCHENBLATT – und Claus Großmann vertrauen. Er wurde als Anzeigenverkäufer ihr Werbeberater und die Zusammenarbeit hat über Jahrzehnte hinweg bestens geklappt. Bei manch einem Unternehmen konnte Claus Großmann sogar über einen beträchtlichen Teil des Werbebudgets »frei« verfügen, das klappte damals ganz ohne Werbeagentur. Thomas Münchow, zunächst im »EKZ«, später als eigenständiger Unternehmer mit seinem Citymarkt in Singen, kennt Klaus Großmann zum Beispiel schon seit 1972 und hat seine Karriere mit darauf aufbauen können. Viele weitere Unternehmen haben von den Gaben des Anzeigenverkäufers profitiert, der ihr Unternehmen geschickt in der Öffentlichkeit platzierte. Claus Großmann ist für sie der Inbegriff des Medienpartners geworden, der sie ins richtige Rampenlicht setzen konnte. Und das von 1972 bis zum Jahr 2001, als er in den Ruhestand verabschiedet wurde – mit einer eigenen Zirkusvorstellung mit allen damaligen Mitarbeitern übrigens.

Claus Großmann kam am 29. November 1936 in Konstanz auf die Welt und hatte noch drei Geschwister: Gertrud, Heinz und Lotte. Seine oft geniale Fähigkeit, freihändig mit Zahlen und Mengen umzugehen (er nennt das kurz und prägnant »Das hab ich alles im Kopf«) war ihm dabei sozusagen in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Zahlmeister in der Armee und hatte für dieses Metier eine außerordentliche Begabung.

Der Mutigste war er gewiss nicht, aber er war immer mit dabei, wenn es ein Abenteuer zu bestehen galt. Und die musste man im Nachkriegsdeutschland vor der Währungsreform bestehen. Da war zum Beispiel der Wunsch, Fußball zu spielen (was er ja als Manager dann mit dem SV Litzelstetten unter Beweis stellte, der in der Ära sogar mal den Aufstieg in die Verbandsliga schaffte). Aber es gab keine Bälle damals. Sein Cousin Wolfgang Rolle erinnert sich: »Wir haben uns eine Zeit lang aus Damenstrümpfen, die wir mit Wolle füllten, die ersten Bälle gemacht. Doch so richtig Fußballspielen konnte man damit nicht.« Aber die französischen Truppen, die damals in großer Zahl in Konstanz stationiert waren. Die hatten Bälle in schier endlosen Mengen. Also ging es ins Gebüsch rund um den Sportplatz und es hieß abwarten. Denn auch die besten Fußballer schossen einmal daneben, wenn es in Richtung Tor ging. Und wenn dann der Ball noch übers Absperrgitter ging, dann war die junge Bande schnell zur Stelle.

Und es gab noch den Genuss, der sich wie ein roter Faden durch das Leben von Claus Großmann zog. Am Freitag um 12 Uhr. Das war die Jour fixe in den 70er Jahren, wenn sich Claus Großmann mit Bekannten und Geschäftsleuten im Gasthaus »Goldene Kugel« traf, um sich das neueste aus der Region zu erzählen. Dazu strömten die Menschen hier zusammen und man war wieder topinformiert. Der Konstanzer war auf diese Weise in Singen bestens integriert.

Eine andere wichtige Jour fixe gab es seinerzeit immer am frühen Morgen bei der Kaffeerösterei Hacker in der Scheffelstraße. Hier kamen Handwerker und Architekten zusammen, um einen frisch gemahlenen Kaffee zu genießen, und natürlich, um Neuigkeiten auszutauschen. Wer dort am Morgen gewesen war, der wusste alles aus dieser Stadt. Und das waren natürlich auch Nachrichten, die für den geschäftlichen Erfolg eines neuen Mediums, wie es das WOCHENBLATT war, manchmal sogar lebenswichtige Hinweise wurden. Und hier wurde in früheren Zeiten so manche Nachricht in Umlauf gebracht, die unter Umständen am nächsten Tag in der Zeitung die große »Bombe« geworden war.

Und damit war das WOCHENBLATT mal wieder zum Tagesgespräch geworden. Dieses Vertrauen der Kunden, von Anfang an gepaart mit einem für ein Anzeigenblatt sehr überdurchschnittlichen Anteil an Redaktion als ganz bewusste Alternative zu den zum Monopolisten mutierenden Tagesmedium hat das Singener WOCHENBLATT zu dem starken Medienpartner werden lassen, wie ihn heute nicht nur die Kunden, sondern wie es die ganze Region braucht. Dass aus dem damals kleinen WOCHENBLATT heute ein mittelständisches Unternehmen geworden ist, wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn sich da nicht eines Tages zwei kongeniale Partner wie Claus Großmann und Hans Joachim Frese begegnet wären. Der eine hatte die Idee und den Willen, der andere ging raus zu den Kunden und hat sie für diese Idee einer Zeitung mit begeistern können. Und dann das Skatspielen: Eine Leidenschaft von Anfang an. Gerade an den Wochenenden im Sommer konnte man um 10 Uhr morgens ins Strandbad Litzelstetten gehen. Da saß der Claus Großmann mit dem besten Blatt der Welt in der Hand am Tisch. Und wenn man um halb sieben abends noch mal hereinschaute, dann saß er immer noch da. Eine Kondition, die manchen Gegner ins Wanken brachte. Auch heute noch, mit 81 Jahren, ist dieses Strandbad noch immer sein Wohnzimmer in den Sommermonaten und man trifft ihn dort auch am sichersten an. »Skat, und manchmal Poker, das hält die grauen Zellen jung«, ist sein Leitspruch bis heute geblieben.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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