Werner Messmer im Alter von 89 Jahren verstorben
Ehrenbürger mit Weltbürgerformat

Wir trauern um den Radolfzeller Ehrenbürger Werner Messmer, der Samstagmorgen kurz vor 5 Uhr still aus dem Leben von Freunden umgeben im Radolfzeller Krankenhaus aus dem Leben geschieden ist, Er war ein Ehrenbürger im Weltbürgerformat, in Espasingen mit seiner Frau geboren, hatte er sich zu seinem 80. Geburtstag ein Interview von mir im Singener Wochenblatt gewünscht gehabt. Daraus wurde ein bleibendes Erlebnis, das in den kommenden Jahren noch verstärkt werden. Zu Ehrenbürgern habe ich ein besonderes Verhältnis. Singen hatte nach Theopont Diez keinen Ehrenbürger mehr gekannt. Mit IHK-Chef Dietrich H. Boesken setzte Andreas Renner an alte Alu-Traditionen an. Ich hatte ihn ermutigt, wieder mehr auf bürgerliche Identifikationsfiguren zu setzten. Als ich in Radolfzell dann zum Ende meiner Berufstage wieder auf einen Ehrenbürger von Format gestoßen bin, war ich erst einmal fasziniert, denn natürlich kannte ich Werner Messmer schon länger als hartgesottenen Industrieellen mit Verzahnung mit Vereinen, Brauchtum und Traditionen.

Er hatte seine Heimatstadt an seinem wirtschaftlichen Erfolg teilhaben lassen, wozu auch die mediale Bühne gehörte. "Tue Gutes - und rede darüber" wurde ein anerkanntes Stichwort für alle Tage. Mit Dank etwas zurückzugeben, gehörte er Messmers Anliegen. Dabei war die Jugend sein Hauptanliegen. In seiner amerikanischen Kriegsgefangenschaft hatte er gelernt, mit den Augen zu lernen! Bremssysteme faszinieren ihn. Er arbeitete daran weiter, bis er VW ein eigenes System als eigenen Tit anbieten konnte. Das machte TRW selbst stark und zur Weltmarke! Später verkaufte ETW-Messmer sein Radolfzeller Imperium. Dieses Imperium machte aber vor Persönlichkeit Werner Messmers und die Dimension der Trauer um Erika und Werner Messmers mit ihrer Stiftung nicht Halt. Von der Stiftung waren vor allem das Radofzeller Klinikum und die Mettkur bedacht worden. Ja, Wohldem, der einen Werner-Messmer sein eigen nennt! Mit manchem "Zustupf" hat Messmer schon vor den Fusionsjahren die Klinik am Leben erhalten. Klinikleitung und Politik wussten, was sie an der Stifterfamilie hatte. Die Klinik wusste, was sie an Erika-und Werner Messmer hatten. Und auch umgekehrt! Gunther Langbein war nicht nur Chefarzt der Klinik sondern auch zum Freund der Patientenfamilie geworden. Werner Messmer bezeichnete ihn oft auch als seinen "Lebensretter". Gegenseitige Dankbarkeit kam ins Spiel. Auf dieser Klaviatur konnte Werner Messmer spielen. Das macht eben auch einen Ehrenbürger aus! Ihm stand eine breite Klaviatur zur Verfügung. Großartig war der Ehrenzunftmeister im Kreise seiner Zunft.

Er hatte eben Stil. Seinen Stil! In seinem Stil reihte er die Seinen um sich. Mit dem Bänker Karl Steidle hatte Messmer länger schon den kongenialen Partner für die Stiftungs-Spitze gefunden. Werner Messmer war ein Ehrenbürger der Extraklasse, was auch zum Umgang mit ihnen gehört. Wie Dr. Jörg Schmidts Umgang mit ihm sich gestaltete, gehörte zur Kategorie der Extraklasse. Man achtet sich gegenseitig und lässt es das Publikum spüren. Ich mache das an zwei Punkten fest. Ein Ehrenbürger hat seine Stadt reich gemacht oder wird sie reich machen: Wie geht das Regierungspräsidium damit um? Da bastelt Radolfzell jahrelang an der Bahnunterführung herum ohne einen Spatenstich weiterzukommen!? Wie geht die Aufsichtsbehörde damit um? Mich hat dies bei Haushaltsberatungen immer wieder bewegt, was ich mit OB Dr. Jörg Schmidt immer wieder diskutiert habe. Ganz nach dem Motto: Sie werden das Geld demnächst doch haben! Dr Jörg Schmidt verstand die restriktive Kassenführung.

Das zeichnete ihn aus, mich überzeugte diese Haltung, Mein Problem waren die Bohlinger Giftmüllteiche. Verursachend dafür schienen mir immer mehr TRW-Rückstände der späten 70er Jahre. Mit Dr. Schmidt diskutierte ich Kausalitäten. Die Frage war, ob man darüber redet und in welcher Richtung? Ich fragte Dr. Schmidt, ob der Betrieb dafür nicht einen weiteren Kindergarten stiften müsse? Wir hielten dies letztlich schmunzelnd offen. Ja, so kann man mit einem Mitbürger umgehen! Manche Fragen waren bis zum Lebensende offen? Werner Messmer und die Espasinger. Viel Mitmenschlichkeit steckt hinter der Hallenentscheidung der letzten Jahre. Ich war an vielen Dialogen nicht ganz unbeteiligt. Wie weit war der reiche Ehrenbürger ein Knauser? Oder suchte er oft einfach auch nur Mitmenschlichkeit?! Messmer suchte eben auch nur Nähe. Das zeichnete ihn aus! Manches inszenierte der Ehrenbürger auch nur! Geblieben ist vieles, voraus seine Stiftung. Geblieben ist seine Skulptur im Stadtgarten. Sie erinnert an einen großartigen Mitmenschen, geschaffen von einem wachen Zeitgeist.

Von Hans Paul Lichtwald

- Redaktion

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Redaktion aus Singen

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