Der Bodanrück steht noch mehr unter Schutz
Größter privater Bannwald am See-End vereinbart

Ein historischer Augenblick. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Johannes Graf von von Bodman unterzeichnen im Wald auf dem Bodanrück in einer Jagdhütte den Vertrag zur Ausweisung des Bannwalds. Zum Dokument gehört auch das Kartenmaterial.  | Foto: Fiedler
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  • Ein historischer Augenblick. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Johannes Graf von von Bodman unterzeichnen im Wald auf dem Bodanrück in einer Jagdhütte den Vertrag zur Ausweisung des Bannwalds. Zum Dokument gehört auch das Kartenmaterial.
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Bodman-Ludwigshafen. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hat am Freitag, 29. Juli, im Beisein von Wilderich und Johannes von Bodman mitten im Wald in einer Jagdhütte die Verordnung zur Ausweisung des neuen Bannwalds Bodanrück unterzeichnet. Der rund 184 Hektar große Wald wird künftig nicht mehr bewirtschaftet und damit langfristig geschützt. Es ist der bisher größte Privatwald, der als Bannwald ausgewiesen wird und entspricht rund 10 Prozent der Waldfläche, die im Besitz der gräflichen Familie rund um Bodman ist.

„Normalerweise werden derartig große Waldschutzgebiete im öffentlichen Wald, vornehmlich im Staatswald ausgewiesen. Umso bemerkenswerter ist es, dass jetzt mit Graf von Bodman ein Privatwaldbesitzer auf die forstliche Nutzung freiwillig zugunsten des Waldnaturschutzes verzichtet“, sagte die Regierungspräsidentin bei der Unterzeichnung der Verordnung.

Die Regierungspräsidentin führte weiter aus, dass die Wälder an den zum Bodensee abfallenden nordöstlichen Hängen des Bodanrücks nie landwirtschaftlich genutzt worden seien, da das Gelände zu steil und seit mehreren tausend Jahren so gut wie unberührt sei. Insofern sei er in Baden-Württemberg einmalig. Der Wald sei aufgrund seiner Lage auch von hoher Vielfalt und gleichzeitiger Einzigartigkeit geprägt. Die Ausweisung als Bannwald stelle nun sicher, dass weite Teile der steilen Hänge auf Dauer sich selbst überlassen bleiben. Es erfolge keinerlei menschliche Nutzung mehr, sodass sich das Gebiet auch in Zukunft eigendynamisch weiter entwickeln könne.

Johannes von Bodman betonte, dass sein Forstbetrieb zu seiner Verantwortung für den Naturschutz im Wald stehe. „Wir freuen uns, dass es uns hier in intensiver Abstimmung mit den beteiligen Behörden und Verbänden geglückt ist, eine große,  waldnaturschutzfachlich bedeutsame Waldfläche unter Schutz zu stellen. Im Übrigen sind wir stolz darauf, dass unser künftiger Nutzungsverzicht in den Bannwaldflächen gleichzeitig der wissenschaftlichen Beobachtung der ungestörten, spontanen Waldentwicklung dienen wird. Genauso wichtig erachten wir es aber auch, dass auf unseren sonstigen Waldflächen die Nutzung der heimischen Ressource Holz im Vordergrund stehen darf.“

Im Verlauf des sechsjährigen Ausweisungsverfahrens wurden insbesondere mit der Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe und der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Konstanz intensive Diskussionen über Art und Umfang der Bannwaldausweisung geführt, seit 2016 wurde dieser Schritt in einem sehr aufwändigen Verfahren vorbereitet. Auch der Naturschutzbund (NABU) habe sich ausgesprochen konstruktiv im Rahmen der Anhörung der Träger öffentlicher Belange in das Projekt eingebracht, heißt es in der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg. Der Zeitraum, um den es beim Bannwald geht, ist riesig: rund 500 Jahre soll der Wald nun sich als eigene Welt entwickeln können, wurde im Mediengespräch deutlich gemacht. So lange werde es wohl gehen, bis die Natur die Spuren menschlicher Nutzung getilgt habe. Der Wald auf dem Bodanrück gilt deshalb als so wertvoll, weil durch die Steillagen, der fast über 300 Höhenmeter gehen, wahrscheinlich seit der letzten Eiszeit durchgehend Wald gewesen, der für sogenannte "Bio-Zynosen" sorgt, so Mathias Krug vom Unternehmen "ö:konzept" aus Freiburg, das auch im Auftrag der Grafen von Bodman in die Voruntersuchungen eingebunden war. Die Bereitschaft des privatwirtschaftlichen Unternehmens hier 10 Prozent seiner Fläche komplett aus der Nutzung zu nehmen wurde auch von Jörg Kleinschmit von der Forstlichen Versuchtsanstalt des Landes (FVA) hoch gelobt. Auf Landesebende wird angestrebt, fünf Prozent der Fläche als Waldschutzgebiet auszuweisen - als Zukunftsprojekt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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