Fragezeichen vor der nächsten närrischen Saison
Fastnacht muss europäisches Kulturgut werden

Die PräsidentInnen und Narrenmeister der 14 südwestdeutschen Narrenverbände im Gruppenbild nach ihrer Tagung in Horn.  | Foto: swb--Bild: of
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Gaienhofen-Horn. Prominenten Besuch hatte die Hörigemeinde Gaienhofen-Horn am Wochenende, denn dort tagten die Präsidenten und Narrenmeister der 14 südwestdeutschen Narrenverbände mit dem Gastgeber, der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, um ihre Standpunkte zur Zukunft der Fastnacht einzukreisen und Bilanz über eine zweite „Corona-Fastnacht" mit trotz vieler Gespräche vorab mit der Landespolitik immer noch für viele unklaren Einschränkungen.

„Gerade die Fastnacht 2023 ist aufgrund der weiterhin unklaren Entwicklung, und deshalb auch der unklaren Reaktionen darauf durch die Politik, weithin mit einem Fragezeichen versehen, auch wenn gerade die neue Freiheit gefeiert wird. Hier bei unserer Narrenvereinigung ist es inzwischen so, dass beide geplanten Veranstalter der großen Narrentage der Vereinigung, Steißlingen wie Emmingen, für kommendes Jahr bereits abgesagt haben", sagte Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee in der an die Tagung anschließenden Medienkonferenz, an der auch Roland Wehrle (Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte, VSAN), Reinhard Siegle (Oberschwäbische Narrenzünfte), Kurt Szofer (Narrenvereinigung Heuberg-Schwarzwald) und Klaus-Peter Klein (Oberrheinische Narrenverbände) teilnahmen. Der Grund werde mit Absagen von Sponsoren begründet und auch fehlenden Helfern zur Organisation aus dem Ehrenamt, gerade weil die Narren da immer auch andere Vereine für die Abwicklung solcher Großanlässe benötigen würden. Und auch weil das Risiko in der aktuellen Entwicklung von Corona auch bei den Vereinen selbst läge, also keine „höhere Gewalt" vorliege, wenn das Treffen aufgrund von Regeln der Politik nicht stattfinden könne. „Wir alle wissen ja nicht, wie das im Herbst weitergeht mit den Infektionszahlen, nachdem nun auch eine Impfpflicht für alle erst mal abgesetzt wurde. Wir Narren hatten sehr intensiv für das Impfen geworben gehabt vor der Fastnacht", unterstrich Rainer Hespeler. Um wenigstens eine „kleine" Fastnacht möglich zu machen, habe man eine ganze Reihe von Konferenzen mit den zuständigen Ministerien abgehalten, die Situation konnte aber bis zur eigentlichen Fastnacht nicht wirklich mit Perspektiven geklärt werden. Die Aufgabe der Verbände sei nun freilich, dass wieder was zum Laufen kommt.

Roland Wehrle unterstrich, dass man auch weiter mit dem Land reden wolle, auch um dem Ehrenamt hier Erleichterungen zu verschaffen, zum Beispiel über vereinfachte Genehmigungsverfahren, denn gerade der Dorffastnacht werde doch das Leben zunehmend schwerer gemacht, zusätzlich zu den aktuell unklaren Perspektiven. „Das können die Zünfte oft gar nicht mehr alleine übernehmen", klagte er. Freilich hätten die Narren auch trotz des zum Schmotzigen Donnerstag für alle absolut überraschenden Ukraine-Kriegs ihr Gemeinschaftsgefühl gezeigt, auch dann spontan mit vielen Aktionen zur Solidarität für die Ukraine, lobt er auf der anderen Seite. Das Kulturgut Fastnacht gelte es trotzdem weiter abzusichern. Deshalb wollen die Narren hier aus dem Südwesten, zusammen mit den rheinischen Karnevalsverbänden, nun die Sicherung als europäisches immaterielles Kulturgut bei der UNESCO anstreben, machten Wehrle, Hespeler und die anderen Narrenverbände in der Medienkonferenz deutlich. Denn die Brauchtumsfastnacht müsste als solches gesichert werden, wurde unterstrichen. Erster Schritt ist freilich, dass Deutschland diesen Antrag stellt. So weit wolle man in diesem Jahr noch kommen, haben sich die Narrenverbände vorgenommen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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