Comedy Kabarett mit den "Kächeles"
Das Zwerchfell ordentlich auf die Probe gestellt

Mit spitzzüngigem, schwäbischem Humor wussten Michael Willkommen und Ute Landenberger alias Karl-Eugen und Käthe das Publikum in der Fahr-Kantine bestens zu unterhalten.  | Foto: Philipp Findling
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  • Mit spitzzüngigem, schwäbischem Humor wussten Michael Willkommen und Ute Landenberger alias Karl-Eugen und Käthe das Publikum in der Fahr-Kantine bestens zu unterhalten.
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Gottmadingen. Schwäbischer Humor stößt auch im Badnerland auf großen Zuspruch. Dies bewies das Duo "Kächeles" am gestrigen Samstagabend beim Comedy-Kabarett, zu der die NZ Gerstensack in die Fahr-Kantine einlud.

Der Alltag kann selbst eine Ehe nach 35 Jahren noch immer stark auf die Probe stellen. So geschehen bei Käthe (Ute Landenberger) und Karl-Eugen (Michael Willkommen). Egal ob man die eigene Frau für ihr gutes Aussehen lobt oder diese einem der Besuch seiner eigenen engsten Freunde verbietet - bei diesen beiden Streithähnen bleibt nicht nur kein Thema verschont, sondern auch beim Publikum kein Auge trocken. 
Dieser einzigartige und großartige Humor wird insofern auf die Spitze getrieben, als Karl-Eugen auf einmal beginnt, vom Urlaub mit seinen drei Kollegen auf Mallorca redet, schließlich "macht es allein koi Spaß". Doch wenn Käthe glaubt, dass ihr Karl-Eugen nur auf die Partyinsel möchte, um seine "schwäbische Midlifecrisis" auszukurieren, kommt ihr "Dicker" ums Eck und möchte dort doch tatsächlich Wanderurlaub machen, schließlich habe Mallorca "landschaftliche Vorzüge, die es zu entdecken gilt". Der darauf folgende Monolog seiner Gattin, der dieser so schnell wie eine Pistole über die Lippen gleitet, sorgt in der ausverkauften Fahr-Kantine für den ersten von zahlreichen Beifallsstürmen. 
Und als sei der Streit noch nicht beigelegt, so regt sich der gute Karl-Eugen genau darüber auf, dass Frauen es nie aushalten können, ohne Punkt und Komma zu reden. "Ich sag nit nur nix, ich schweige", entgegnet Käthe, um es dann aber doch nicht auszuhalten und wieder auf ihren Göttergatten einzureden. "Ich will sie einfach mal ohne Worte verstehen", gesteht der Mann gegenüber dem Publikum. Und dass es die Käthe nur gut mit ihrem Ehemann meint, bewies sie mit der neuen Lebensversicherung, welchen sie sich vom attraktiven Bankangestellten um den Finger wickeln ließ ("Des isch doch was tolles!"). 

Wieder erzürnt durch seine Frau stellte Karl-Eugen mit den "Wechseljahren von gutmütig zu bösartig" ein weiteres, besonderes Merkmal der weiblichen Schöpfung zur Schau und beschrieb diese in vier Stufen, wobei er die letzte der Vorstellungskraft des Publikums überließ. Darüber hinaus betrachte er sich als "Opfer der Emanzipation", wenn man von der Frau zum Einkaufen geschickt wird. Hier sorgte Willkommen für den nächsten Lacher, als er den Einkauf als echtes Erlebnis beschrieb und dies "ab sofort jeden Freitag tun möchte". Doch die Emanzipation treibe die Frauen seiner Ansicht nach so weit, dass die eigenen Männer sogar schon zum Yoga mitgenommen werden, wo man zum Ärger von Karl-Eugen "nicht einmal eine Notfallschorle" auf Lager habe und er selbst mit einer "Duftkerze" für einen unangenehmen Moment sorgte. Um jedoch eine richtige Kerze zu sehen, bat er eine Zuschauerin auf die Bühne, um ihn vielleicht doch vom Yoga zu überzeugen. 
Auch der Wanderurlaub, den Käthe mit Ausflügen zum Chiemsee und Schloss Neuschwanstein gebucht und ihrem Mann ein Vermögen kostete, lassen den "Dicken" kalt. Nicht nur dass, sondern auch die körperlichen Umstände von Käthes Freundin sorgen für Pointen, bei der kein Auge trocken blieb. 

Ein wenig tragisch für Käthe wurde es nach der Pause, als ihr Mann ihr verkündet, dass er nun bald in Vorruhestand gehen dürfe. "Mir gönnt keiner der Vorruhestand", entgegnete sie voller Trauer, ihren Karl-Eugen künftig den ganzen Tag auf dem Sofa anzutreffen. Und als sie wieder beginnt, ohne Punkt und Komma zu reden, konnte er sich einen Seitenhieb auf die "Klimakleber" erlauben und müsse "nun schauen, ob die noch einen Sekundenkleber irgendwo rumliegen haben". 
Der höchst unterhaltsame Abend der beiden komödiantischen Zankhähne endete mit zwei weiteren Krachern, in der Käthe die Herren der Schöpfung mit Weißheitszähnen verglich und schier verzweifelt, wenn selbst Herbert Grönemeyer keine Antwort auf die Frage findet, wann ein Mann denn erwachsen sei sowie dem Publikum mit Sitzplatzproblemen beim Musical nochmal ordentlich das Zwerchfell auf die Probe stellte.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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