Politische Positionen zum närrischen Frühschoppen in Gottmadingen
"Eine Sau kann man schätzen, aber nicht die Wahl«

Schreier Fastnetmäntig

Gottmadingen. „Ein Frühschoppen von internationaler Güte“ wurde von Christoph Graf mit einem Rundumschlag auf Putin, Erdogan, Trump und „Brexit“ in der Gottmadinger Eichendorffhalle eröffnent. „Politiker die im Nebensaal der Pizzeria Goldene Kugel unter Ausschluss der Medien über Ausländer schimpfen“, sind für Graf freilich ein Zeichen, dass auch hierzulande die Pressefreiheit bedroht sei. Dass die Gerstensackzunft international offen sei, bringe schließlich Zunftmeister John Weber zum Ausdruck, der ja internationale Wurzeln habe, unterstrich Graf. Besonders begrüßt wurden dabei auch die Gäste aus der Partnergemeinde Champagole, die hier das närrische Treiben mit ihrem neuen Bürgermeister erleben konnten.

Poppele Zunftmeister Stephan Glunk und Burggeist Popolius mussten als erste auf die Bühne. Graf attestierte den Singener Poppele gar eine Entwicklung nach rückwärts. Das „Cano“ im Motto der Poppele sezierte der Lateinkenner und machte aus den Zunftmeister eine“ Fortissimus solitate“, aus dem Poppele einen „popelius major domus“ aus dem Eierwieb eine „femina ovi“, aus dem Rebwieb die „femina vitis“. Singen komme eben von Sisinga, deshalb solle lieber auch in Singen alemannisch geschwätzt werden, forderte Graf. „Cano hat freilich mit uns nicht das gerinste zu Tun, nicht mal mit dem abgesetzten Oberbürgermeister“, verteidigte sich Glunk. Das “wa ka no kumme", interpretierte in seinem Mottolied auf der Bühne, das war denn auch alemannisch.

Michael Fuchs vom Fastnachtsmuseum Schloss Langenstein war der nächste Kandidat auf dem Podium – auch als Radolfzeller. Seinen Plan vom Museum 4.0 sieht der durchaus in Gefahr,weil im Ministerium doch zuweilen zurückgerudert werde. Fuchs führte im Dialog mit seiner Handpuppe „Alter Benz“ gleich vor, wie's im virtuellen Narrenreich mal zugehen soll. Narrenpräsident Rainer Hespler wurde als „schwerer Sünder“ auf die Bühne geholt. Denn obwohl er letztes Jahr als Ehrengersensafter gekürt worden sei, habe er das Bier der Gottmadinger Zunft in seinem TV-Kommentar beim Narrentreffen Markelfingen als „inzwischen trinkbar“ bezeichnet .Vier anwesende Ehrengerstensafter durften ihm deswegen eins mit der Keule überbraten. Hespeler tat emsig Abbitte. Sein Kommentar sei unvollständig übertragen worden, denn er habe eigentlich einen Vergleich zwischen Rothaus und Fürstenberg-Bier gezogen. Zur Satisfaktion werde er aber die Biersteuer übernehmen. Am liebsten sei ihm dann aber ein alkoholfreies Bier, das sei nämlich von der Biersteuer befreit.

Marian Schreier war vor seinem Auftritt auf der Gottmadinger Narrenbühne sogar extra beim Friseur gewesen. Er wolle mit dem Windpark Verenafohren ganz viel Strom machen und dabei ganz wenig Landschaft verschandeln, stellte er den jungen Bürgermeister vor. Die Frage sei freilich, ob er es so lange aushalte wie sein Vorgänger, mutmaßte Graf, der vor ihm eine Karriereleiter stehen sah. Schreier machte freilich deutlich, dass besser der Landrat hier oben stehen müsste. Denn eigentlich sei das Landratsamt als bester Standort für ein Windrad auserkoren worden, weil es dort so viel heiße Luft aus dem Kreistag gebe.

Unter „außereuropäisches Ausland“ wurde der Thaynger Gemeindepräsident Philippe Brühlmann auf die Bühne geholt. Nach der Swissair-Pleite habe der ehemalige Pilot im Sturzflug die Segelfliegergruppe Binningen übernommen und hole sich sicher die Mehrwertsteuer fürs Flugbenzin trotzdem zurück. Brühlmann unterstrich, dass er eigentlich in die Fliegerei gegangen sei, weil‘s in Gottmadingen so viele Ampeln habe. Die aktuellen Trump-Sprüche konterkarierend meinte er „we are great“ angesichts der Harmonien über die lokalen Grenzen. Eine Reihe Trump-Witze durfte da nicht fehlen. Der Beste: „Warum wachsten Donald Trump die Haare so schnell? Pinocchio habe mit seiner Nase ein ähnliches Problem gehabt, meinte Brühmann.

Gottmadingens Bürgermeister Dr. Michael Klinger wurde auf der Bühne von der „Schulsparsau“ in Dagobert Duck verwandelt. Klinger meinte angesichts der Schulpläne, dass man nun eine Durchfahrtsteuer und Maut einführe, wenn schon alle Schweizer ins Singener „Cano“ strömen sollten.

Dorothea Wehinger hatte als Alchemistin und gelernte Apothekerin einige Rezepte für Gottmadinger Rathaus-Mitarbeiter im Klinger-Stress mitgebracht. Andreas Jung wurde als „Neu Reichenauer“ auf die Bühne geholt. Wenn sein Sohn ihn Nachts nicht schlafen ließe, müsse er doch gestärkt in den Wahlkampf gehen, denn man wolle schließlich keinen „Reichsbürger“ als neuen Abgeordneten, stichelte Graf. Deshalb wurde ihm ein Sumo-Ringer-Kostüm verpasst. „Wählt alles, blos it die Le Pen“ richtete er an die Gäste aus der Partnergemeinde Champangnole. „Helvetia, wie tickt dein Wählerq, war eine Frage an die Schweizer Gäste. Bei Abstimmungen wolle man mehr Schränkli, dafür brächten die Schweizer ihre Fränkli über die Grenze. Seine närrische Prognose für den anstehenden Wahlkampf: „Eine Sau kann man schätzen, aber nicht eine Wahl.“

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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