Der Bürgermeister von Gottmadingen, Dr. Michael Klinger, im WOCHENBLATT-Sommerinterview
»Hier wird hervorragende Arbeit geleistet«

Foto: Gottmadingens Bürgermeister, Dr. Michael Klinger, im WOCHENBLATT-Sommerinterview.swb-Bild.: Archiv
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Gottmadingen (mu). Was steht in den nächsten Wochen und Monaten in Gottmadingen an? Über die Entwicklung der Gemeinde spricht der Bürgermeister von Gottmadingen. Dr. Michael Klinger, im WOCHENBLATT-Sommerinterview.

WOCHENBLATT: Tourismus ist ein wichtiger Entwicklungszweig im Hegau, wie kann dieser in Gottmadingen weiter gefördert werden?
Dr. Michael Klinger: Vielleicht im Gegensatz zu anderen Hegaugemeinden ist in Gottmadingen der Tourismus nicht der zentralste Faktor Industrieansiedlung, Arbeitsplätze und Gewerbe stehen deutlich im Vordergrund. Aber Gottmadingen bietet zahlreiche sehr schöne Ferienwohnungen und im Hotelbereich, gerade für Radwandergäste, aber auch für Geschäftsreisende aufgrund der Nähe zur Schweiz gute Übernachtungsmöglichkeiten.
Mit der hervorragenden ÖPNV Verbindung sehe ich die Chance uns noch stärker als »preiswerten Standort« im Bodensee Umland zu präsentieren. Insgesamt ist es aus meiner Sicht richtig, den Hegau gemeinsam mit den anderen Gemeinden zu präsentieren und zu vermarkten. Daran werden wir mit aller Kraft weiterarbeiten.

WOCHENBLATT: Welche Rolle spielt die Kultur in der Gemeinde und wie wird sie gefördert?
Dr. Michael Klinger: Kultur ist ein weites Feld und reicht für mich vom fasnächtlichen Brauchtum, wo wir in Gottmadingen super aufgestellt sind, über das Zusammenleben in den Vereinen bis hin zum Wirken des Förderkreises für Kultur und Heimatgeschichte mit Vorträgen, Lesungen, Kabarett und der herausragenden Experimentellen. Wir fördern den FöKuHei über die Anneliese-Bilger-Stiftung für die zweijährige Experimentelle mit 7.500 Euro und für das jährliche Kulturprogramm. Mit dieser Basis, aber auch mit Hilfe von Sponsoren und ganz viel Engagement des Vorstandes wird hier hervorragende Arbeit geleistet. Mit dem Gottmadinger Modell der Vereinsförderung unterstützen wir zahlreiche andere Vereine in ihren Aktivitäten, die zu einer guten Kultur des Miteinanders hier im Ort beitragen. Und vergessen Sie nicht: Mit Openairkino und Lesungen bei der Erzählzeit ist die Gemeinde auch selbst als Kulturveranstalter aktiv.

WOCHENBLATT: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in Gottmadingen und warum verzögert sich die Entwicklung im neuen Bietinger Gewebegebiet »Schweizer Tor«?
Dr. Michael Klinger: Die wirtschaftliche Entwicklung von Gottmadingen sehe ich positiv. Wir können mithelfen als Gemeinde, dass immer wieder neue Produktionslinien bei der Firma Constellium entstehen. Firmen in unseren Gewerbegebieten entwickeln sich und expandieren und die Zahl der Arbeitsplätze steigt kontinuierlich. Allein Constellium hat in Gottmadingen die 500– Mitarbeiter-Marke geknackt. Darauf wollen wir uns aber in Gottmadingen nicht ausruhen und betreiben weiterhin aktive Wirtschaftsförderung. Wir unterstützen Gebäudebesitzer bei der Vermittlung von gewerblichem Leerstand, über unseren Wirtschaftsförderer, Thomas Schleicher, haben wir eine aktive Brücke zum örtlichen Gewerbeverein und unterstützen dessen Aktivitäten und setzen mit Highlights wie der Tischmessen »meeting-point Hegau« selbst Akzente. Gottmadingen braucht aber weitere Gewerbeflächen und hat sich für ein Gebiet in Bietingen entschieden. Das »Schweizer Tor« erforderte zuerst die Änderung des Regionalplanes, dann des Flächennutzungsplanes und jetzt zuletzt auch einen Bebauungsplan. Das ist eine gewaltige planerische Herausforderung, die ihre Zeit braucht. Bis zuletzt gab es immer wieder die gleichen Einsprachen von Schweizer Seite, die sich insbesondere auf die verkehrliche Erschließung des Gebiets beziehen. Zuletzt hat man sogar bei der Regierungspräsidentin darum gebeten, die Gemeinde Gottmadingen »anzuweisen«, ein anderes Gewerbegebiet zu suchen oder einen anderen Anschluss an das Verkehrsnetz als an die Bundesstraße mit einer Ampel. Diese Haltung der Schweizer Seite finde ich freundlich gesagt bemerkenswert. Insbesondere, wenn man im Auge hat, dass auf Schweizer Seite diskutiert wird, das Zollamt Bargen zu schließen und dem Zollamt Bietingen noch einmal 25 Prozent mehr Lkw-Verkehr zuzumuten.

WOCHENBLATT: Welche wichtigen Projekte stehen in diesem Jahr noch auf der Agenda der Gemeinde?
Dr. Michael Klinger: Wir werden auf jeden Fall noch das Gebäude im Kornblumenweg zur Unterbringung von Bürgerkriegsflüchtlingen als Wohnhaus weitestgehend fertigstellen. Für den Ortsteil Ebringen hoffe ich darauf, dass das gemeinsame Projekt mit der Thüga zur schnellen Internetversorgung bis zum Jahresende abgeschlossen ist. Eines ist auch sicher: Beim wichtigsten Projekt, nämlich der Frage, wie es im Eichendorff-Schulareal weitergeht, werden wir auch einen gehörigen Schritt weiter sein. Wir werden die Auswahl der Planungsbüros abgeschlossen haben und bis zur Jahreswende beziehungsweise zum Beginn des Jahres 2017 Entwürfe für Sanierungs- und Neubauvarianten erhalten.

WOCHENBLATT: Wie weit ist die Planung für das Areal der Villa Grafl fortgeschritten?
Dr. Michael Klinger: Der Gemeinderat konnte aus mehreren, sehr unterschiedlichen Planungskonzepten von Investoren, die über reiche Erfahrung beim Sanieren denkmalgeschützter Objekte und einen guten Ruf verfügen, auswählen. Derzeit klären wir vor allem mit dem Denkmalamt, Fragen zur Bebauung, die die Gemeinde gemeinsam mit dem zukünftigen Käufer und Investor das Projekt der Öffentlichkeit vorstellt. Ich hoffe, dass wir das in den nächsten Monaten hinbekommen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck. Auch weil ich weiß, dass Gottmadingen dringend neuen Wohnraum, vor allem auch im Geschosswohnungsbau benötigt.

WOCHENBLATT:
Wie ist die Flüchtlingssituation derzeit in Gottmadingen?
Dr. Michael Klinger: Ich glaube, im Gegensatz zur »großen Politik« macht man hier vor Ort einfach relativ unaufgeregt seine Arbeit. Die Gemeinde sucht weiterhin Wohnraum, denn die Wohnungen, die wir angemietet haben und die, die wir neu bauen, werden noch nicht ausreichen. Besonders Augenmerk haben wir auf die Kinder. Wir kümmern uns um Kindergartenplätze und ich gehe davon aus, dass wir bald auch eine Flüchtlingsklasse an der Schule bekommen. Ehrenamtlich wird sehr viel an Integrationsarbeit geleistet wie z.B. im Café International, um nur einen Punkt herauszugreifen. Durch die Sozialbetreuung der AWO für die Flüchtlinge in der Folgeunterbringung erfahren wir hier vor Ort viel Unterstützung. Es gibt auch schon erste Beispiele von Flüchtlingen, die in Gottmadingen Arbeit gefunden haben. Gemeinsam sind wir also auf einem guten Weg, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Mit dem Flüchtlingsbeauftragten der Gemeinde, Herrn Rauwolf, unterstützen wir die ehrenamtliche Arbeit, entlasten von Verwaltungsaufgaben und wirken koordinierend.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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