Gottmadinger Luthergemeinde feiert dreifrach am Reformationstag
"Willkommen auf der Baustelle"

Gottmadingen Lutherkirche | Foto: Der Gottmadinger Posaunenchor war am Dienstag um 15.17 Uhr einer von 1.515 Posaunenchören
  • Gottmadingen Lutherkirche
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Gottmadingen. Von allen Reformationsfesten in der Region hatten die Gottmadinger sicherlich am meisten zu feiern, denn hier zählte Pfarrer Bernd Stockburger gleich mal 640 Jahre zusammen, die es in der fast weihnachtlich überfüllten Kirche zu würdigen galt. Zu den 500 Jahren von Luthers Reformation kamen die 80 Jahre Lutherkirche und noch 60 Jahre evangelischer Kindergarten hinzu. Pfarrer Bernd Stockburger hatte einige Interviews im Vorfeld des Jubiläums geführt, mit Menschen, die mindestens so alt wie der Kirchbau sind. Gerlinde Schuler erzählte, wie sie 1948 Konfirmation feierte in einem Kleid, das aus einem Anzug ihres im Krieg gefallenen Vaters genäht wurde in der Zeit der Not. Wilhelm Lehmann erinnerte sich fast 90-jährig daran, wie er in jungen Jahren von seiner Schwester in den Kirchenchor gelockt wurde, erst an Weihnachten, dann für Ostern und danach viele weitere Jahre noch. Es war die Gemeinschaft, die ihm wichtig war, und die Bemerkung, dass es den Menschen heute viel zu gut gehe und sie vielleicht deshalb die Kirche vergessen würden.

In seiner weiteren Predigt sah Stockburger den Thesenanschlag als einen Punkt der Zeitengeschichte, der seine klaren Ursachen hatte, aber auch weitreichende Folgen: von der Spaltung der Kirche wenige Jahre später, dem 30-Jährigen Krieg und vieler weiterer religiös geprägter Auseinandersetzungen. Die Reformation Luthers und was daraus wurde, sei Geschenk und in dicker Brocken zugleich, denn die Aufgabe der Gegenwart sei es in der Ökumene wieder zusammen zu finden. Hier dankte Stockburger den anwesenden Vertretern der katholischen Gemeinde inklusive Pfarrer Nikolaus Böhler, der freikirchlichen Gemeinde wie der Gemeinde der Nazarener, dass sie als Gäste zu diesem Festtag gekommen waren. Der Festgottesdienst wurde vom "PoGo-Chor" der Gemeinde und dem Posaunenchor sehr schön begleitet, zum Zuhören und Mitsingen.

Nach dem Gottesdienst wurde im Gemeindesaal zur vorgezogenen "Brot für die Welt"-Essen eingeladen. Durch die Kirchengeschichte führte Andreas Christ mit mehreren ausgestellten Diaporamen, die freilich mit einem Fragezeichen endeten. Der renovierte und nun wieder genutzte Jugendraum wurde vorgestellt und um 15.17 Uhr war der der Posausenchor einer von 1517 im ganz Deutschland, die hier symbolisch das ganze Land mit »Ein feste Burg...« erklingen lassen wollten.

Die Gottmadinger evangelische Kirchengemeinde wurde in 19. Jahrhundert zunächst als Fillialgemeinde von Singen gegründet und nächst auf dem württembergischen Hohentwiel betreut, ab 1907 gab es erste Gottesdienste im Rathaus, schon kurz drauf wurde mit dem Sparen für eine eigene Kirche begonnen. Ein wichtige Rolle spielte am Schluss der damalige Maggichef in Singen, Rudolf Brüggemann, der seit 1930 Ehrenbürger von Singen war und in dessen ehemaliger Villa am Heilsberg das Pfarrbüro untergebracht ist.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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